2. Kapitel

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Niall hatte nicht zu viel versprochen, als er Mittwoch morgen sagte, ich hätte einen perfekt sitzenden und ebenso aussehenden Anzug, wenn ich wieder nach Hause komme. Wir sind gerade bestimmt im vierten oder fünften Laden und ich habe mindestens zwei Dutzend Anzüge anprobiert, wenn nicht mehr. Doch Niall war bisher nicht zufrieden, wobei ich schon den Dritten wirklich gut fand und hätte mein bester Freund nicht verneint und mich kurz darauf zum nächsten Laden geschliffen, wäre dieser nun meiner und ich wäre schon seit drei Stunden zu Hause.

Ich probiere gerade einen weiteren an und wenn dieser jetzt auch nicht gut ist, dann weiß ich echt nicht mehr weiter. Ich ziehe das Jackett über und schließe es, ehe ich aus der Kabine trete. Niall sitzt mit gegenüber auf einem der Stühle, die dort stehen und mustert mich kritisch.

„Was ist daran jetzt schon wieder falsch?" frage ich direkt, da ich kaum noch Hoffnung habe, dass Niall irgendwann einmal zufrieden sein könnte.

„Dreh dich mal bitte." Sagt er und ich komme diesem seufzend nach.

„Er ist nicht zu eng?" fragt Niall und ich schüttle den Kopf. „Nein, der sitzt gut." Erwidere ich und er nickt. Kurz darauf erkenne ich, dass sich ein Lächeln auf die Lippen meines besten Freundes schleicht, doch ich warte noch etwas, bis ich erleichtert grinse.

„Der ist gut. Den nimmst du." Beschließt Niall und ich nicke schnell, ehe ich wieder in der Kabine verschwinde. Ich hänge den Anzug zurück auf den Bügel und ziehe meine normalen Sachen wieder an, ehe ich wieder zu Niall gehe und dieser mir sofort den Anzug aus der Hand nimmt.

Er geht damit zur Kasse und ehe ich mich versehe hat er ihn bezahlt und hält mir nur stumm die Tüte hin.

„Das ist jetzt nicht dein ernst." Sage ich nur perplex, aber er verdreht die Augen. „Nimm schon."

„Danke." Nun kann ich nicht anders, als zu grinsen, aber er winkt und und drückt mir die Tüte in die Hand. Ich glaube, Niall hat mich durch die gesamte Stadt gescheucht und dabei keine Straße ausgelassen.

Doch irgendwie war es im Nachhinein betrachten schön; wir waren lange nicht mehr in der Stadt, ohne dass wir im Stress waren. Ja, ich brauchte diesen Anzug, aber es war nicht so, dass wir von Laden zu Laden gehetzt sind, es war doch vergleichsweise entspannt.

Wir essen kurzerhand noch etwas in der Stadt. Wir haben beschlossen, dass wir heute Abend wirklich nicht mehr kochen wollen, was nicht zuletzt daran liegt dass wir dann noch einkaufen gehen müssten.

„Bist du zufrieden?" fragt Niall, als wir unsere Bestellung aufgegeben haben und ich sehe ihn erst etwas überrascht an, kann dann aber nicht anders, als zu lachen.

„Was?" fragt Niall nur und ich erwidere „Jetzt fragst du mich das? Jetzt wo ich den Anzug eh schon habe?" Nun grinst er auch und zuckt nur mit den Schultern.

„Aber ja, ich bin zufrieden." antworte ich ihm und damit habe ich wohl das geantwortet, worauf er abgezielt hatte. Es ist schließlich nicht gelogen und daher sehe ich keinen Grund etwas anders zu sagen.

„Wann geht das da eigentlich los? Und wo ist das überhaupt?" will ich dann wissen.

„Im Jewel und es beginnt um acht, aber wir sollten früher da sein. Die Meisten treffen so um halb acht dort ein." erklärt er mir.

„Also müssen wir so um sieben los." erwidere ich und er nickt. Das Jewel ist ein ganzes Stück von unserer Wohnung entfernt, aber das ist kaum verwunderlich, da unsere Wohnung nicht in der besten Gegend Londons liegt. Es ist einfach ein Viertel der Mittelklasse, es ist nichts spannendes, aber eben nicht das, wo die UCL ihre Abschlussfeier veranstalten würde. Das Jewel ist eine der Angesagtesten Locations in London und liegt in einer der besten Gegenden der Stadt. Man kann es mieten, doch das geht natürlich nur mit einem gewissen Budget. Ansonsten ist das Jewel ein Club, einer der besten hier, doch genau daher ist es nicht ganz so einfach dort hinein zu kommen, praktisch unmöglich für jemanden wie mich oder Niall.

Es gibt eine Gästeliste und wenn man nicht entweder berühmt, reich oder irgendwie wichtig ist und vom Club selber niemanden kennt, der dort etwas zu sagen hat, kann man nur träumen dort irgendwann mal hinein zu kommen, wobei der Club dazu noch verdammt teuer ist.

Niall war dort einmal feiern, ich habe keine Ahnung, wie er dort hinein gekommen ist, doch er hat gesagt, wenn wir irgendwann mal das Geld und den Stand dazu haben, werden wir nur noch dorthin gehen. Ehrlich gesagt habe ich keine andere Reaktion von ihm erwartet, denn es ist schließlich nicht umsonst DAS Jewel. Niall wollte mir nicht genau sagen, was er dort an diesem Abend ausgegeben hat, aber ich weiß, dass es definitiv viel war und er war nicht einmal angetrunken, als er wieder gekommen ist.

Niall trinkt immer etwas, wenn er feiern geht und wenn er schon darauf verzichtet, weil die Preise offensichtlich so hoch sind, dass es sich nicht lohnt, muss es wirklich etwas heißen.

Nach dem Essen gehen wir nach Hause und ich hänge den Anzug in meinen Schrank, nachdem ich die Schilder abgemacht habe. Ich betrachte ihn erneut. Er ist wirklich verdammt schön. Er ist schlicht schwarz, schmal geschnitten, aber nicht feminin. Ich muss zugeben, dass meine Beine unendlich lang in der Hose aussehen und die passenden Schuhe hatte ich bereits schon für einen der anderen Anzüge gekauft. Dazu liegt ein weißes Tuch anstatt einer Krawatte oder einer Fliege bei, welches zu meinem erstaunen wirklich gut mit dem Anzug aussieht. Es wirkt etwas lässiger und dennoch kann ich mich auch auf einer Veranstaltung wie dieser so sehen lassen.

Ich gehe nur noch einmal kurz ins Badezimmer und lasse mich dann in mein Bett fallen. Erst da bemerke ich wirklich, dass mir meine Füße doch ziemlich weh tun und wie müde und geschafft ich eigentlich bin. Niall hat auf dem Rückweg schon gejammert, aber ich frage mich, was er hat, denn er hat schließlich die Hälfte der Zeit, wenn nicht mehr, nur auf Stühlen oder Bänken vor der Umkleide gesessen, gewartet und die Anzüge kritisiert, was soll daran so mega anstrengend gewesen sein?

Ich denke darüber nicht mehr wirklich nach, denn kaum, dass ich die Decke über mich gezogen habe, merke ich, wie mir die Augenlider zufallen. Ich seufze, setze mich aber noch einmal kurz auf, um mein Kissen aufzuschütteln und die kleine Lampe auf dem Nachttisch neben meinem Bett auszumachen, ehe ich mich endgültig hinlege und endlich einschlafe.

 2nd one :) opinions?
















Always You || Larry Stylinson AU #iceSplinters19Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt