94. Kapitel

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Ich wache auf und automatisch blicke ich nach oben, da ich dort Louis' Gesicht vermute. Ich liege meistens halb auf ihm und benutze seine Brust als Kissen, wenn ich aufwache. Aber jetzt blicke ich lediglich den Rahmen des Bettes an. Ich seufze, als mir wieder einfällt, was gestern alles geschehen ist. Die Party im Jewel, der Streit, meine Flucht und wie Louis mich wieder hergetragen hat. Ich schlucke. Louis ist nicht hier.

So sehr ich mir gestern gewünscht habe, mich zurückziehen zu können, so sehr will ich ihn jetzt einfach nur bei mir haben. Noch mehr, als das. Ich wünsche mir gerade einfach nur, dass er neben mir liegt, mich ansieht und mir wie jeden morgen durch die Haare streicht, ehe er mir einen Kuss auf die Stirn drückt.

Ich ziehe die Decke enger um mich. Ich sollte mittlerweile doch wissen, dass Louis nicht einfach so mit der Wahrheit herausrückt. Es fällt ihm einfach schwer über Dinge zu sprechen, die ihm wichtig sind. Und ich habe ihn gestern noch unter Druck gesetzt. Ich unterdrücke ein schluchzen. Wieso kann ich mich nur nicht gedulden. Mein Herz fühl sich an, als würde es zerquetscht werden. Meine Brust zerdrückt es, während, sie sich schmerzhaft zusammen zieht. Mir ist kalt und auch die Decke ändert daran nichts. Ich vermisse Louis so sehr. Und ich bereue so sehr, was ich gestern Abend getan habe. Er hatte bestimmt einen Grund. Vermutlich würde ich seine Entscheidung sogar verstehen, wenn ich den Grund kennen würde. Dann würde ich wissen, weswegen er mir nichts gesagt hat.

Immer mehr Tränen spüre ich meine Wangen hinab laufen. Sie ziehen in den Stoff des Kissens ein. Der hinterlassene Fleck vergrößert sich langsam aber sicher. Mein Herz zieht sich immer mehr zusammen. Und das Loch, welches es hinterlässt, gleicht dem Fleck auf dem Kissen. Ich schlucke und setze mich auf. Sofort wird mir noch kälter. Schnell wische ich mir über die Augen. Ich will nicht zu Louis gehen. Aber wo ist er nur? Wieso ist er nicht hier? Wieso ist er nicht bei mir?

Ich will wissen, wo er ist. Ich will zu ihm. Mein Körper fühlt sich ausgelaugt an. Ich habe keine Kraft mehr und alles in mir sehnt sich nach Louis. Ich sehe seinen Gesichtsausdruck des gestrigen Abends vor mir. Er hat versucht es nicht an sich heran zu lassen. Aber ich weiß, dass es ihm nicht gänzlich möglich war. Vielleicht wollte er es mir sagen. Ich weiß es nicht. Aber ich weiß, dass es ihm wichtig ist, dass es mir gut geht. Ansonsten hätte er mich wohl kaum über die Schulter geworfen und gegen meinen Willen nach Hause getragen. Ich wäre jetzt vermutlich in einem billigen Hotel. Im besten Fall jedenfalls. Sonst wäre ich stundenlang durch London geirrt und hätte darauf gewartet, dass die Nacht vergeht. Spätestens jetzt wäre ich unterkühlt und krank.

Ich schluchze auf und halte mir mit der Hand den Mund zu. Louis hat sich sogar während unseres Streites um mich gesorgt. Er hat mich ins Bett gebracht und für mich gesorgt, obwohl ich ihn angeschrien und beschimpft habe!

Ich schlucke die Tränen herunter und wische die Spuren auf meinen Wangen bestmöglich weg. Ich bin sicher, meine Augen sind rot und meine Wangen voller Tränenspuren. Ich stehe auf. Ich laufe langsam. Meine Schritte sind wackelig. Ich bin unsicher und habe Angst. Mit kleinen Schritten verlasse ich das Schlafzimmer. Meine Arme liegen um mich, doch wärmer wird mir ebenso wenig, wie ich selbstsicherer werde. Ich komme ins Wohnzimmer und bleibe stehen. Louis schläft auf dem Sofa. Verwundert blicke ich ihn an. Es gibt hier mehr als ein Schlafzimmer, aber er hat sich für das Sofa entschieden? Ich schiebe diese Frage bei Seite. Es geht hier nicht darum. Ich halte inne. Er liegt auf dem Sofa. Er ist hier im Haus. Aber er ist nicht zu mir ins Bett gekommen. Ich realisiere in diesem Augenblick, dass er es getan hat, um mir den Freiraum zu geben, den ich gebraucht habe. Er hat es gemerkt. Er wusste es.

Ich drücke mir die Hand vor meinen geschlossenen Mund, um leise zu bleiben und nicht zu schluchzen. Mein Herz zerspringt vor Glück. Aber es tut so weh, weil ich weiß, wie mies ich ihn gestern behandelt habe. Ich habe ihn so sehr unter Druck gesetzt. Und das, obwohl ich dich genau wusste, dass es für ihn nicht einfach ist. Ich trete näher an ihn heran und setze mich neben das Sofa. Er schläft noch. Er ist so wunderschön. Seine pinken Lippen, seine langen Wimpern, seine wichen Haare. Alles passt so perfekt zusammen und ergibt dieses einzigartige nahezu makellose Gesamtbild. Und er liebt mich. Meine Beine geben nach und ich knie mich neben das Sofa. Ich lege meinen Kopf auf die Sofakante und weine leise. Wieso habe ich gestern nicht einfach darüber nachgedacht, was ich tue?!

Ich kralle mich in den Stoff fest und unterdrücke jeden möglichen Ton. Ich will ihn nicht wecken. Er soll schlafen und sich ausruhen. Er arbeitet so viel. Er kommt so selten zur Ruhe. Ich will ihm dies jetzt nicht auch noch verwehren. Ich möchte nur hier sitzen bleiben; bei ihm. Ich will nur ihn. Niemanden sonst und ich schaffe es nicht, mich zu gedulden und ihm seinen Freiraum zu geben. Er braucht dieses Platz genau so wie ich. Wieso verstehe ich es erst jetzt? Es geht ihm nicht anders als mir, nur betrifft es ihn auf eine andere Art und Weise, als mich. Das ist alles.

Ich weine immer und immer mehr. Mein Herz brennt vor Schmerz. Ich drücke mich an das Sofa, aber ich friere auch weiterhin. Ich vermisse ihn. Er liegt hier neben mir, aber ich vermisse ihn so schrecklich.

Plötzlich streicht mir jemand durch die Locken. Als ich realisiere, dass es Louis ist, schluchze ich auf. „Es tut mir so leid" sage ich leise und weine stärker. Ich sehe nicht zu ihm auf. Ich zittere ein wenig und bin restlos überfordert und verzweifelt.

„Muss es nicht." erwidert er leise und legt eine Hand an meine Wange. Ich nicke nur. „Doch." hauche ich kaum hörbar. „Es tut mir so leid." wiederhole ich. „Es war nicht richtig von mir..." murmle ich. Louis nimmt mein Gesicht in seine Hände und zwingt mich so, aufzusehen. Er sitzt mittlerweile auf dem Sofa und sieht mir direkt in die Augen. Er sieht mich einfach nur an. Damit bricht alles in mir und ich schluchze auf, kneife die Augen zusammen und strecke meine Arme nach ihm aus. Ich strecke zitternd auf und Louis zieht mich sofort zu sich auf das Sofa. Er zieht mich auf seinen Schoß und schießt seine Arme um mich. Dann lässt er sich mit mir um Arm auf den Rücken sinken. Ich klammere mich an ihn. „Es tut mir so leid.." Ich wiederhole es immer und immer wieder, während ich mich an ihn drücke und an seine Schulter weine.

„Es gibt nichts, wofür du dich entschuldigen müsstest." erwidert Louis und streicht mir über den Rücken. Dann drückt er einen Kuss auf die Locken. Diese Geste bedeutet mir so unglaublich viel. Sie ist so intim und so besonders. Geküsst hat Louis Viele. Gefickt hat Louis Viele. Aber das; das macht er nur bei mir. Er hat es bisher bei niemandem sonst getan. Es ist eine besondere Geste.

Ich liebe es, wenn er mich küsst. Ich liebe es, wie er mich berührt, aber dieser Kuss führt mir vor Augen, worum es hier geht. „Ich liebe dich so sehr." schluchze ich und verhake unsere Beine miteinander. „Ich liebe dich, Lou. Ich liebe dich so sehr!"

„Und ich liebe dich, Harry." versichert er mir und hält mich weiterhin in seinen Armen. Ich kann nicht sagen, wie lange wir hier so liegen, aber in dieser Zeit setzt sich mein Herz wieder zusammen. Ich friere nach kurzer Zeit schon nicht mehr und ich unbeschreiblich glücklich, dass ich bei Louis bin. Louis streicht mir sanft über den Rücken. Er zeichnet wirre Muster auf meine Haut und beruhigt mich dadurch wieder. „Du bist das beste, was mir je passiert ist, Harry." sagt er irgendwann leise. Ich sehe zu ihm hoch. „Was?" frage ich leise. Er lächelt und streicht mir durch die Haare. „Du bist das beste, was mir passieren konnte." wiederholt er. Drei Tränen rollen über meine Wangen und ich drücke mich an ihn. Mein Gesicht verstecke ich in seiner Halsbeuge. „Ich bin so froh, dass du hier bist." erwidere ich. „Und.. ich werde warten. Und wenn du es mir nicht erzählen willst, ist es okay. Aber bitte sprich mit irgendjemandem darüber. Ich will nicht, dass du deine Gefühle versteckst..." bitte ich ihn und er nickt lächelnd. „Okay." „Und.... Bitte komm nicht mehr so spät nach Hause." füge ich etwas leiser hinzu. „Ich will nicht alleine ins Bett gehen müssen. Ich möchte dich bei mir haben." erkläre ich leise. „Mir geht es nicht anders. Ich werde nicht mehr so oft so spät Zuhause sein. Aber es gibt einige Termine, die sich nicht vermeiden lassen werden."

Ich nicke nur und lege meinen Kopf auf seiner Brust ab. „Das ist okay. Das ist mehr als Okay." murmle ich nur. „Ich habe dich vermisst." murmle ich, ohne wirklich darüber nachgedacht zu haben.

„Was?" fragt er verwundert. „Ich hasse es, ohne dich aufzuwachen." sage ich leise, blicke ihn jedoch nicht an. „Es war aber besser so. Wenigstens diese Nacht."

Und ich weiß genau, dass er damit recht hat.

opinions? :))

Always You || Larry Stylinson AU #iceSplinters19Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt