113. Kapitel

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113. Kapitel

Louis kommt wieder und setzt sich. „Tut mir leid.“ sagt er nur kurz und isst weiter. Dann sieht er den Zettel und lässt ihn in der Tasche eines Jacketts verschwinden. Er mustert mich. Er will herausfinden, ob ich ihn gelesen habe, oder nicht. Ich tue so, als würde ich seinen Blick auf mir nicht merken und als würde mir die Frage, welche ihm auf der Stirn geschrieben steht, nicht auffallen. Er seufzt. Es bleibt still.

Mir brennen hunderte Fragen auf der Zunge. Ich will wissen, was Oliver mit der Aussage Seiner Zeit gemeint hat. Meine Gedanken schwirren darum, dass Louis und Oliver mal etwas miteinander hatten, aber gleichzeitig will ich denken, dass Louis es mir erzählt hätte. Für ein paar Tage dachte ich wirklich, dass er mir alles erzählt; dass er endlich ehrlich zu mir ist, aber jetzt merke ich, dass er ein weiteres Geheimnis hütet. Es geht um Oliver, das ist mehr als offensichtlich, aber ich kann nicht sagen, worum es genau geht.

Die Stille zerfrisst die gerade noch gute und ausgelassene Stimmung zwischen uns, wie eine Raupe ein grünes Blatt im Frühling. Ich schlucke. Kann er nicht irgendetwas sagen? Ich will nicht beginnen; ich wüsste nicht wie.

„Was ist los, Harry?“ – „Was meinst du?“ frage ich direkt. „Du weichst meinem Blick aus.“ stellt er fest. Ich seufze, er hat recht. Ich weiche seinem Blick aus. Er kann mich genau so lesen, wie ich ihn, einfach in dem er mich anblickt. Wenn er mir in die Augen sieht, kann ich nicht gänzlich verstecken, was in mir vorgeht. Es ist ein Fluch und ein Segen zugleich. Ich hadere mit mir selbst, ihm die Wahrheit zu sagen. Ich will nicht schon wieder Streit hervorrufen. Ich will diesen Abend genießen mich vollkommen auf Louis konzentrieren. Mein Gewissen schreit mich an, dass ich nicht so tun sollte. Es bringt nichts, meine Gedanken bei Seite zuschieben, es würde sich wieder nun hochschaukeln und so enden, wie letztes mal. Es würde explodieren und ich weiß nicht, ob wir beide das noch einmal durchstehen, oder ob es nicht doch zu viel ist.

„Wer war das gerade?“ will ich wissen. Louis hält kurz inne. „Du hast es gesehen.“ Stellt er trocken fest und ich nicke. „Ich weiß, dass es nicht richtig war.“ entschuldige ich mich. „Aber ich wollte wissen, weswegen du so dringend dorthin musstest. Ich habe auch den Zettel gelesen.“ gebe ich zu und blicke ihn entschuldigend an. Ich bin in diesem Augenblick unsicher, aber ich denke, es ist besser die Wahrheit gesagt zu haben. Anders kommen wir beide nicht mehr weit.

„Es war nicht wichtig.“ Sagt Louis nur und spannt sich an. „Nicht wirklich.“

„Worum ging es?“ frage ich interessiert, obwohl ich Angst davor habe, dass er mir nicht sagt worum es geht. Ich befürchte, dass er abwinkt und mir versucht zu erklären, dass es unwichtig ist.

„Es ging um uns.“ Sagt er nach einige Augenblicken der Stille. „Uns?“ frage ich verwundert. Er nickt. „Ja.“ Louis seufzt und fährt sich durch die Haare. „Er meinte, das zwischen uns wäre nicht echt und dass ich mich verstellen würde.“ erklärt er mir. Ich spanne mich an. Ich mag diesen Oliver von Tag zu Tag weniger.

„Es stimmt nicht, Harry.“ Er nimmt meine Hände in seine und blickt mit in die Augen. „Bei dir habe ich das Gefühl das erste mal seit Jahren wieder zu 100% ich sein zu können. Ich habe das Gefühl endlich frei zu atmen und das werde ich Oliver nicht kaputt machen lassen.“ Versichert er mir und ich lächle. Es klingt so wunderschön, wie er seine Liebeserklärung formuliert. Gleichzeitig ist es so viel mehr. Es heißt, dass ihm egal ist, was Oliver sagt; er hält zu mir und bleibt an meiner Seite.

„Geh nicht zu ihm zurück.“ Hauche ich leise und beiße mir auf die Unterlippe. Louis sieht mich verwundert an. Ich atme durch und ziehe meine Händen aus seinen. „Was war damals. Was hat er damit gemeint, als er geschrieben hat, dass du es seiner Zeit genossen hast?“ frage ich unsicher. Louis verdreht die Augen. „Das ist nicht mehr wichtig. Oliver hält an der Vergangenheit fest.“

„Was meinte er?“ will ich wissen. Mein Ton ist fest, meine Haltung selbstbewusst und mein Wille stark. Ich werde ihn nicht wieder damit davon kommen lassen, abzulenken und das Thema zu wechseln, nachdem er mir eine Antwort gegeben hat, die dem Thema mehr ausweicht, als alles andere.

„Harry… ich kann es dir nicht sagen.“ sagt Louis und sieht mich voller Reue an. Trotzdem bleibt er auch noch nach einigen Momenten still. Die ganze Zeit warte ich darauf, dass er mir sagt, was hier vor sich geht, aber er sitzt mir schweigend gegenüber. Ich versuche einen klaren Gedanken zu fassen. Mir wird klar, dass es erneut passiert. Louis beschäftigt etwas und er verheimlicht es vor mir. Ich könnte jetzt weiter fragen, ich könnte ins Jewel gehen und schauen, ob jemand dort etwas weiß, aber ich lasse es. Ich könnte auch zu Oliver gehen, aber auch diesen Gedanken streiche ich.

Ich frage mich lediglich, weswegen Louis nichts dazugelernt hat. Es widerholt sich. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass wenn wir uns jetzt nicht darüber aussprechen, sondern es totschweigen, es irreparabel sein wird.

„Hast du mit ihm geschlafen?“ frage ich ihn und Louis seufzt. Dann nickt er. Ich atme tief durch und überlege, die kommende Frage wirklich zu stellen, doch da hat 1die bereits meine Lippen verlassen.

„Auch, während.. unserer Zeit?“

Starr blickt Louis mich an. Er sieht mich nur an und bleibt still. Alles in mir zieht sich zusammen. Tausende Messer stechen auf mein Herz ein und zerreißen und zerdrücken es.

„Nein.“ Sagt er. Alles an ihm; seine Haltung, sein Tonfall, sein Blick; alles schreit danach, dass es die Wahrheit ist, aber ich kann ihm nicht glauben.  „Dann sag mir, was passiert ist.“ fordere ich, aber Louis schüttelt den Kopf. „Das kann ich nicht.“

„Wenn du es wollen würdest, könntest du.“ erwidere ich nur. Er bleibt still. Ich schlucke, als ich es begreife. Er will es mir nicht sagen; er könnte es sehr wohl, aber er verschweigt mir die Wahrheit ganz bewusst. Und dabei weiß er de ganze Zeit über, was er mir damit antut. Ihm ist bewusst, wie sehr er mir damit wehtut, aber er entscheidet sich dafür, das Geheimnis für sich zu behalten.

„Du denkst es immer noch.“ stelle ich traurig fest. Er erwidert nichts, aber das ist Antwort genug. Nach all den Wochen und Monaten glaubt er immer noch, dass ich ihn verlassen würde, wenn er mir die Wahrheit sagt. „Du weißt, dass ich dich nicht verlasse.“ versuche ich es ein letztes mal, aber schüttelt nur leicht den Kopf. „Du würdest mich verlassen.“ erwidert er nur. Wann begreift er es endlich?

Tja... new drama

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