100. Kapitel

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WTF.... nr 100....

Seit Louis diesen Anruf bekommen hat, ist er unruhig. Vermutlich fällt es niemandem auf, aber ich kenne ihn und ich weiß, wann er etwas versteckt und nur schauspielert. Den ganzen Tag ist es noch so und auch, als wir Sonntag Mittag wieder nach Hause fahren, ist er angespannt. Immer wieder sieht er auf sein Handy; checkt seine E-Mails und Nachrichten. Nach seiner Reaktion im Eiscafé werde ich ihn jedoch nicht darauf ansprechen. Das würde nur wieder in Streit ausarten. Wenn ich jetzt fragen würde, was los ist und welche Nachricht er denn so sehnlich erwartet, würde er mich direkt abweisen. Ich glaube kaum, dass das hilfreich bei unserer derzeitigen Situation ist. Niemand hat es ausgesprochen, aber seit dem Anruf distanziert er sich erneut von mir. Kurz hatte ich die Idee, einfach an sein Handy zu gehen. Ich habe es gelassen. Das würde dem Vertrauen zwischen uns auch nicht weiterhelfen; im Gegenteil. Ich würde ihn praktisch ausspionieren und das ist wohl das letzte, was jetzt ratsam wäre.

Seufzend lehne ich mich mit dem Kopf ans Fenster und blicke auf die vorbeiziehende Landschaft. Es ist noch eine gute halbe Stunde, bis wir in London sind. Es fühlt sich wie eine Ewigkeit an. Die ganze Zeit überschwemmen mich meine Gedanken. Ich kann nicht aufhören, mich zu fragen, was dahinter steckt. Es ist nicht der erste Anruf, nachdem Louis so ist. Es erinnert mich irgendwie an die Situation vor ein paar Wochen; als er nach einem Anruf aufgesprungen ist und fluchtartig das Haus verlassen hat. Ich bin sicher, er wird gleich direkt etwas zu tun haben. Er wird mich vielleicht noch nach Hause fahren; vielleicht macht Mr. Payne das auch. Dann wird er sich bis irgendwann mitten in der Nacht nicht blicken lassen. Ich bin sicher, dass es so kommen wird.

Und es kommt so. Er ist direkt, nachdem ich Zuhause abgesetzt wurde, weiter gefahren. Nicht einmal aufgestiegen ist er. Es ist früher Abend und ich langweile mich. Also beschließe ich in den einzigen mit bekannten Club zu gehen, der offen hat. Eine Stunde später sitze ich im Jewel an der Bar. Ich dachte kurz, Louis gesehen zu haben, aber ich habe mich geirrt. Es liegt vielleicht am Alkohol. Der Barkeeper sieht mich mitleidend an. Er kennt mich bereits.

„Wieder Liebeskummer?" fragt er einfühlsam, als gerade nichts zu tun ist und alle versorgt sind. Ich seufze und nicke. Dass es selbst für ihn schon so auffällig ist...

„Was ist denn passiert?" fragt er mich freundlich. Ich zucke mit den Schultern. „Ich habe das Gefühl ständig angelogen zu werden." erwidere ich und verrate so nicht all zu viel. „Das wird schon." sagt er zuversichtlich. Ich stocke und sehe ihn verwundert an. „Wieso glauben Sie das?"

„Sag ruhig du." lächelt er. Dann antwortet er mir „Ich denke das, weil du so oft hier bist. Das erstaunt mich." Fragend blicke ich ihn an. „Wie lange geht das schon? Vier Monate? Fünf?" fragt er mich, doch ich komme nicht dahinter, was er meint. Er lacht kurz und schiebt mir einen weiteren Cocktail hin. „Mr. Tomlinson hat uns angewiesen alle Rechnungen des Jewels von dir auf ihn laufen zu lassen." erklärt er mir. War ja klar. Der Barkeeper muss nicht mehr sagen. Es ist wohl mehr als offensichtlich, weswegen Louis ihnen das angewiesen hat. Er weiß also, was Sache ist.

„Mach dir nicht so viele Gedanken." rät er mir. „Ich bin sicher, Mr. Tomlinson handelt nicht ohne Grund so." Ich verdrehe die Augen. Das tut er doch nie. Louis handelt doch immer mit bedacht und will immer nur das Beste. Wenn ich aber wüsste, worum es geht, könnte ich vielleicht auch einfach entscheiden, was das Beste für mich ist. Das wäre einfach sinnvoller!

„Du weißt nicht worum es geht, oder?" hoffnungsvoll sehe ich ihn an. „Tut mir leid, nein." Er hält kurz inne. „Aber ich weiß, dass er in letzter Zeit öfter mal hier ist." Er sieht meinen fragenden Gesichtsausdruck. „Ich bin zwar nicht immer da, aber wir Angestellten hier sprechen auch miteinander. Und da meistens Security da ist, ist es ein offenes Geheimnis." verrät er mir.

„Er ist öfter hier?" hinterfrage ich und mein Gegenüber bejaht. „Ja..." er zögert. „Du hast das nicht von mir, sonst werde ich gefeuert." sagt er und sofort verspreche ich ihm, nichts zu sagen. Ich würde niemals den Job eines anderen aufs Spiel setzen. Das wäre einfach nur mies. Aber das hindert mich ja nicht daran, die Wahrheit zu erfahren.

„Er trifft sich in letzter Zeit mit jemandem. Die Angestellten, die schon lange hier Arbeiten sagen, sie hätten diesen Mann eine Ewigkeit nicht mehr gesehen. Und sie treffen sich außerhalb der Meetings." flüstert er mir ins Ohr. Meine Augen werden groß. „Was?" frage ich ungläubig. „Sie sind angeblich nie im Separee der Vorgesetzten. Immer in Mr. Tomlinsons privatem Separee." berichtet er mir und sofort wird mir schlecht. Ich will nicht so denken. Das kann einfach nicht sein. Auf der anderen Seite weiß ich, wofür Louis sein Separee meistens verwendet.

„Danke." sage ich und stehe auf. Ich gebe ein großzügiges Trinkgeld. „Aber Sie müssen doch nicht zahlen-" - „Doch." widerspreche ich nur und verschwinde dann auf die Terrasse. Hier wird es jedoch auch nicht besser. Hier haben Louis und ich uns das erste mal geküsst. Hier habe ich ihn das erste mal abgewiesen. Hier lande ich immer wieder, wenn mir die Partys im Jewel zu viel werden. Es ist mein Zufluchtsort. Ich habe Glück. Niemand ist hier. Ich betrete den kleinen Garten und gehe zum Springbrunnen. Seit einigen Wochen ist er wieder an und im Mondlicht glitzert das Wasser. Es spiegelt verzerrt den Nachthimmel. Hier scheint alles so friedlich; als könnte nie irgendetwas schlimmes geschehen. Kaum zu glauben, dass dieser Garten zu einem extravaganten Club gehören.

Ich setze mich an den Rand und lasse meine Finger durch das kühle Nass gleiten. Ich will es nicht glauben. Ich will nicht denken, dass Louis wirklich Sex mit jemand anderem hat. Mein Herz zieht sich zusammen. Ich will nicht einfach etwas annehmen, was ich nicht sicher weiß. Vielleicht ist es auch einfach nur ein Freund. Ein Freund mit dem er heimlich ins Separee geht. Dorthin, wo er alle mitnimmt, die er fickt. Ich wische mir über die Augen, Jetzt bloß nicht weinen. Ich will es nicht glauben. Leider spricht alles dafür. Die geheimnisvollen Anrufe. Die Termine, die so plötzlich kommen und ungeheuer Wichtig sind. Seine Geheimniskrämerei. Es passt alles zusammen.

Plötzlich höre ich, wie die Tür zugeht. Ich drehe mich um. Dort steht Louis und ein Mann. Ich sehe nicht viel. Louis sieht mich. Wir sehen uns an. Mein Blick schweift zu seiner Begleitung. Er tritt aus dem Schatten heraus. Er hat dunkle, kurze Haare, er trägt einen Anzug und sein Blick ist stechend. Er ist ein wenig Älter als Louis und sie wirken unglaublich vertraut. Sie stehen direkt nebeneinander. Es ist still.

Louis geht langsam auf mich zu und bleibt ein wenig später vor mir stehen. „Harry... Was machst du hier?"

„Ich konnte nicht schlafen." antworte ich leise und mein Blick schweift erneut zu dem Fremden. Er kommt auf uns zu. „Sie sind Harry?" Ich nicke. „Ja. Tut mir leid, aber wer sind Sie?" frage ich ihn freundlich. Louis merkt genau, wie angepisst ich darüber bin, dass jemand den ich nicht kenne, weiß, wer ich bin; jemand, von dem ich noch nie gehört habe.

„Ich bin Oliver. Freut mich dich endlich kennenzulernen, Harry." erwidert er. Sein Charme sprüht nur so und ich merke, wie Louis sich neben ihm anspannt. „Ich bin ein alter Freund von Louis." sagt er dann und Louis nickt. Ich mustere ihn. Ich kann i diesem Moment nicht einschätzen, was in ihm vorgeht und das verunsichert mich. Wenn sie wirklich Freunde sind, wieso ist er dann so unentspannt.

Olivers Blick gleitet über meinen Körper. Ich beiße mir auf die Unterlippe und sage nichts.

„Du bist also Louis' Freund." sagt er und ich nicke stumm. Ich mag ihn nicht. Er kommt mir komisch vor. Seine Art erinnert mich an Louis, aber dennoch ist er grundlegend unterschiedlich. Ich bin sicher, er ist ein Chef von irgendeiner Firma. Er strahlt dieses gewisse Etwas aus; das nur wohlhabende und erfolgreiche Leute haben. Er blickt fast schon von oben auf mich herab. Er wirkt so gefasst, so sicher. In seinem Blick ist etwas erwartungsvolles, aber ich kann nicht sagen, was er möchte. Ich weiß nicht, worum es hier geht. Ich weiß nur, dass in meinem Kopf tausende Fragen aufkommen. Sein Blick auf mir brennt. Ich mag es nicht, wie er mich anblickt. Ich kann es nicht leiden. Es scheint fast, als würde er nicht ernst nehmen, dass Louis und ich zusammen sind. Er lacht leise.

„Dann sollte ich euch wohl besser alleine lassen. Vielleicht sieht man sich noch einmal. Louis. Harry." Dann verschwindet er wieder und lautlos schließt sich die Terrassentüre hinter ihm.

.... opinions?

Always You || Larry Stylinson AU #iceSplinters19Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt