101. Kapitel

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„Komm." befielt Louis nur. Einige Minuten war es still zwischen uns. Jetzt nimmt er meine Hand und zieht mich auf die Beine. Ich frage nichts. Er würde mir jetzt keine richtige Antwort geben. Er schlägt den Weg zum Separee ein. Ich sträube mich, mit ihm dort hinein zu gehen. Ich bin sicher, Oliver, ist der Mann, von dem mir der Barkeeper berichtet hat. Mir wird schlecht bei dem Gedanken. Sie standen sich gerade so nahe. Es könnte natürlich auch eine enge Freundschaft sein, aber wieso hat Louis dann nie von ihm gesprochen? Wieso habe ich ihn dann noch nie gesehen?

„Harry!" reißt mich Louis aus meinen Gedanken. „Was?" frage ich aufgebracht. Ich löse mich auf seinem Griff und renne die Treppe wieder herunter. Der Club ist voll, laut und stickig. Schnell bahne ich mir den Weg zum Ausgang, Wenn ich auf der Straße bin, bin ich erst einmal sicher. Louis kann dort keine Szene machen. Es würde direkt in der Yellow-Presse erscheinen und das weiß er genau so gut wie ich. Daher lässt er mich gehen. In diesem Augenblick bleibt er im Jewel. Um ganz ehrlich zu sein, wäre es mir lieber, er würde mir hinterher kommen. Dieser Oliver ist noch immer im Club und ich weiß nicht, was ich davon halten soll, dass die beiden jetzt alleine dort sind. Vermutlich sind sie schon längst im Separee. Ich wünsche mir in diesem Moment, dass Louis bei mir wäre. Plötzlich ist es mir egal, ob die Öffentlichkeit über uns weiß oder nicht. Es ist doch total egal, was sie sagen! Louis ist für mich das einzige, was zählt und ich pfeife auf die Artikel der Sun oder sonst irgendeiner Zeitung. Reimen die sich nicht sowieso alle die Dinge so zusammen, wie sie es gerne hätten?

Ich nehme mir ein Taxi und fahre nach Hause. Schnell bezahle ich und verschwinde dann nach drinnen. Ich werfe meine Jacke und meine Schuhe neben die Garderobe und laufe ins Bad. Das erste, was ich tue, ist mir kaltes Wasser ins Gesicht zu spritzen. Ich muss endlich wieder einen klaren Gedanken fassen können. Louis betrügt mich nicht. Nein. So etwas würde er nicht machen! Er hat so bedenken, mich irgendwann verlieren zu können; da schläft er mit niemand anderem! Er sieht nicht einmal jemandem hinterher. Er hat immer nur Augen für mich. Er betrügt mich nicht.

Meine schnelle Atmung verlangsamt sich ein wenig und ich sacke auf dem Badezimmerboden zusammen. Die Fliesen an meinem Rücken sind kalt, doch es tut gut. Es dauert eine Zeit, aber irgendwann atme ich wieder normal und mir ist nicht mehr schlecht. Ich rapple mich auf und gehe in die Küche. Zu meinem Erstaunen steht Louis dort. Er steht einfach am Fenster an der Spüle und raucht. Das Fenster ist offen und die kühle Nachtluft strömt ins Haus. Er macht die Zigarette aus und dreht sich zu mir um. „Oliver ist ein Freund von-" - „Wieso rechtfertigst du dich direkt? Ich habe nichts gesagt." werfe ich dazwischen. Natürlich frage ich mich jetzt, weswegen er direkt angefangen hat von Oliver zu sprechen. Es scheint fast so, als hätte er Gewissensbisse, aber das hatte er noch nie. Ich habe ihn noch nie mit einem schlechten Gewissen erlebt. Wenn er jetzt eins hat, muss das wirklich etwas heißen.

„Es ist doch offensichtlich gewesen, dass du ihn nicht leiden kannst." antwortet Louis nur und irgendwie ist diese Aussage plausibel. Vermutlich konnte man mir meien Abneigung ihm gegenüber wirklich direkt ansehen.

„Du hast nie von ihm erzählt." stelle ich fest und sehe ihn erwartungsvoll an. Louis verdreht die Augen. „Er ist noch nicht so lange wieder in der Stadt." erwidert er. „Erst ein paar Wochen und ich wollte verhindern, dass du ihn kennenlernst." fügt er leise hinzu. Vermutlich hat er gehofft, dass ich es nicht verstehe. „Wieso das denn nicht?" hinterfrage ich interessiert. Louis zuckt nur mit den Schultern. „Er ist nicht ganz einfach."

Als ob Louis einfach wäre... Ich merke schon, dass ich nicht mehr erfahren werde. Ich könnte es natürlich versuchen, aber dann würde er sich direkt wieder eingeengt fühlen; dann blockt er noch mehr ab und das bringt auch nichts. Ich warte lieber und spreche mit ihm wann anders weiter über Oliver. Es lässt mir keine Ruhe. Am liebsten würde ich ihn direkt fragen, was er und Oliver denn immer so im Separee machen, aber das kann ich schlecht tun. Ich weiß nicht, ob er mich betrogen hat und ich glaube es mittlerweile auch weniger, aber trotzdem bin ich mit nicht zu 100% sicher. Ich kann ihn aber nicht einfach so fragen. Dann würde er denken, dass ich ihm nicht vertraue. Das möchte ich garantiert nicht. Ich vertraue ihm. Ich vertraue ihm immer; habe ich immer. Aber seit ich diesen Oliver gesehen habe, habe ich dieses Bauchgefühl. Ich weiß nicht, was es ist, aber ich weiß, dass mehr hinter den beiden steckt. Ich weiß, dass irgendetwas vorgefallen ist.

Keiner der beiden wird es mir sagen; da bin ich sicher. Trotzdem würde ich gerne wissen, woher Oliver meinen Namen kannte. Louis spricht mit den wenigsten Leuten über unsere Beziehung. Nicht einmal seine Familie wusste es. Oliver hingegen scheint schon länger von mir gewusst zu haben und genau das irritiert mich so sehr.

Ich bin zu müde, um weiter darüber nachzudenken. „Ich gehe ins Bett. Kommst du gleich?" frage ich Louis und gebe ihm so zu verstehen, dass ich definitiv nicht alleine schlafen will. Er soll nicht wieder auf dem Sofa bleiben. Er lächelt kurz und nickt dann. „Gib mir ein paar Minuten."

Ich gehe ins Bad und mache mich bettfertig. Dann krabble ich unter die warme Decke und kuschle mich in die Kissen. Es dauert eine Ewigkeit, bis Louis das Schlafzimmer betritt. Ich liege auf der Seite und meine Augen sind noch ein wenig offen. Ich schlafe schon fast, aber ich habe beschlossen zu warten, bis Louis neben mir liegt. Er kommt zu mir ins Bett. Er nimmt mich nicht in den Arm. Er blickt mich an und als er sieht, dass ich wach bin, sieh er mich fragend an. Ohne zu zögern rutsche ich zu ihm und lege meinen Kopf auf seine Brust. Ich kuschle mich an ihn und lächle, als er seinen Arm um meine Taille legt. Mit der anderen Hand greift er sanft nach meiner und verschränkt unsere Finger miteinander. Ich lächle glücklich und blicke ihn an, als er auf jeden meiner Fingerknöchel einen Kuss platziert.

Ich setze mich auf und beuge mich über ihn. „Ich liebe dich." sagt er leise und ich grinse. „Ich liebe dich auch, Lou." Dann küsse ich ihn. Er zieht mich nah zu sich und meine Finger vergraben sich in seinen Haaren. Ich seufze, als ich seine Zunge an meinen Lippen spüre und erwidere den liebevollen Kuss. Louis drückt mir noch einen Kuss auf die Stirn und dann schlafen wir ein.

Am nächsten Tag bin ich unglaublich müde. Es hilft jedoch nichts und ich muss ins Studio. „Wir haben gleich einen Termin." sagt Zayn direkt, als ich das Studio betrete. „Das Studio ist für heute zu. Wir müssen in ein Hotel." sagt er und verwirrt sehe ich ihn an. „Wer hat angefragt?" will ich wissen. „So ein Unternehmer. Er hat demnächst wohl großes vor und braucht deswegen Bilder für all die Magazine und die Presse." erklärt er mir und ich suche mein Equipment zusammen. Zayn ist mit seinem Auto da und wir fahren zum Four Seasons. Staunend blicke ich durch die Eingangshalle. Der Boden ist komplett mit Marmor ausgekleidet und die Möbel mit rotem Samt überzogen. Alles ist so luxuriös und an jeder Ecke glänzen goldene Verzierungen und Edelsteine. Schnell lenke ich meine Konzentration wieder auf den Job.

Zayn und ich nehmen die schwarzen Kisten und gehen zur Rezeption. „Guten Tag. Was kann ich für Sie tun?" fragt die Dame hinter dem Tresen freundlich und Zayn legt ihr einen Zettel hin. „Mr. Havering erwartet uns." - „Ja, er hat Bescheid gegeben. Ich rufe dort an." erwidert sie und und greift zum Telefon.

Keine zwei Minuten werden wir abgeholt. Es ist es großer, stämmiger Mann. Er erinnert mich an die Türsteher und die Security vom Jewel. Er sagt nichts. Er führt uns nur in den großen Raum und schließt dann die Tür.

„Ah, Sie sind da!" begrüßt uns Mr. Havering und ich schlucke. „Mein Name ist Malik und das ist mein Kollege Mr. Styles. Freut mich Sie kennenzulernen." stellt Zayn uns vor. Ich gebe ihm ebenfalls die Hand. Dann beginnen Zayn und ich zügig unsere Materialien aufzubauen. Nebenbei besprechen wir mit Mr. Havering, was genau er haben möchte. Er braucht Bilder vor verschiedenen Hintergründen. Ich brauche nicht lange bis die Leinwand mit dem Greenscreen steht und können anfangen. Zayn macht hauptsächlich die Bilder und ich kümmere mich darum, dass alles passt. Ich leuchte die Kulisse aus und achte darauf, dass Mr. Haverings Anzug keine Falten wirft. Ich konzentriere mich und verdränge das unangenehme Gefühl in meiner Magengrube. Es ist mein Job! Also muss ich verdammt nochmal auch professionell sein! Meine Gefühle sind in diesem Augenblick unwichtig. Ich wäre am liebsten aus dem Raum geflüchtet, aber ich reiße mich zusammen. Es fühlt sich wie eine Ewigkeit an, bis Mittagspause ist.

:)) got nothing to say today


Always You || Larry Stylinson AU #iceSplinters19Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt