128. Kapitel

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„Es geht nicht. Tut mir leid."

Ich stöhne genervt auf. Dann sehe ich sie bittend an. „Sagen Sie mir Bescheid, sobald es möglich ist?" - „Das werde ich." lächelt sie und geht dann aus dem Raum. Es ist komplett still im Zimmer. Ich sehe mich um, ob hier vielleicht irgendwo mein Handy liegt. Dann fällt mir wieder ein, wo es ist. Es liegt vermutlich immer noch im Brunnen im Garten des Jewels. Verflucht. Die Uhr in diesem Raum ist stehen geblieben und mein Zeitgefühl ist komplett verloren gegangen. Kein Wunder, wenn ich wirklich so lange geschlafen habe.

Die Schwester hat mich gerade von der Infusion genommen und daher kann ich kurz ins Badezimmer, ohne den Infusionsständer mitzunehmen. Ich bin wackelig auf den Beinen und trage lediglich ein Krankenhaushemd. Verwundert sehe ich, dass auf dem Stuhl jedoch ein paar meiner Sachen liegen. Ich nehme mir Unterwäsche, Jogginghose und ein T-Shirt, während ich mich frage, wie sie hier er gekommen sind.

Dann sehe ich einen Zettel auf dem Boden. Er muss irgendwann zwischendurch herunter gefallen sein.

Ich dachte, Sie würden gerne etwas anderes anziehen können, wenn Sie wach werden, als das von Samstagabend. Gute Besserung – Liam Payne.

Ich seufze erleichtert, als ich feststelle, dass es lediglich er war, der bei Louis und mir zu Hause war. Ich vertraue ihm. Kurz hatte ich den Gedanken, dass es wieder Jackson war. Ich finde es schon beängstigend genug, dass er mich und Louis über Monate hinweg beobachtet hat, aber der Gedanke, dass er bei uns Zuhause gewesen sein könnte, ist noch schlimmer. Ich lege den zettel wieder weg und ziehe mich an.

Mein Blick wandert zur Tür, als ich mich wieder auf das Bett setze. Ich weiß, dass ich es eigentlich nicht tun sollte. Ich sollte mich ins Bett legen und mich erholen, aber ich weiß jetzt schon, dass ich keine ruhige Minute finden werden kann. Also stehe ich auf und tapse auf Zehenspitzen zur Tür. Ich atme tief durch und setze den ganzen Fuß auf den Boden. Ich muss den Eindruck erwecken, dass ich mir meiner Sache sicher bin und das ich es ganz selbstverständlich darf.

Auf dem Gang achtet so gut wie niemand auf mich. Ich gehe einige Meter und frage mich, in welchem Zimmer Louis wohl sein wird. Alle Türen sehen gleich aus und ich bezweifle, dass es ein Schild mit seinem Namen darauf geben wird. Keine der Personen hier kommt mir bekannt vor. Eine Schwester kann ich nicht fragen. Ich sollte theoretisch ja nicht einmal das Bett verlassen.

Irgendwann komme ich durch eine große Glastür ins Treppenhaus. Doch auch hier weiß ich nicht, wo ich hin muss. Ich kann schlecht an jedem Zimmer anklopfen und nachsehen, ob sich Louis zufällig in diesem befindet. Gedankenverloren starre ich auf die Tafel und merke nicht, wie von hinten jemand auf mich zukommt.

„Mr. Styles? Sollten Sie sich nicht ausruhen?" werde ich gefragt. Ich zucke erschrocken zusammen und atme erleichtert aus, als ich sehe, dass es Mr. Payne ist. „Mir geht es besser... die Schwester hat mir gesagt, ich könnte zu Louis, wenn ich mich gut fühle." erkläre ich ihm. „Ich weiß nur nicht, wo er ist." gebe ich etwas hilflos zu. Er schmunzelt und nickt dann. „Ich bringe Sie hin." bietet er an und dankend nehme ich an. Wir gehen eine Etage höher. Der Gang hier sieht genau so aus, wie der andere. Louis' Zimmer ist relativ Mittig. Neben der Tür steht der Bodyguard aus dem Jewel. Er sieht mich und geht einen Schritt zur Seite. Ich lächle kurz dankend und öffne die Tür. „Ich bin gleich wieder da." gibt mir Mr. Payne Bescheid. Ich betrete also alleine den Raum.

Mein Herz scheint zu explodieren, als ich ihn endlich sehe. Ich schließe die Tür hinter mir und wische mir die Tränen von den Wangen. Er sieht aus, als würde er friedlich schlafen, aber die Schläuche um ihn herum, die in seinen Armen Enden zerstören dieses Bild. Langsam trete ich an ihn heran. Ich nehme mir einen Stuhl und setze mich zu ihm. Seine Hand ist schlaff und kühl. Dennoch nehme ich sie behutsam in meine und streiche über seine Haut. Dann schluchze ich auf und lege meinen Kopf auf seine Brust. Ich wollte niemals, dass das alles geschieht. Schlimm genug, dass Louis vergiftet wurde. Er denkt auch noch, dass ich ihn die ganze Zeit über angelogen habe und ihn jetzt verlassen werde.

Schlagartig wird mir bewusst, weswegen Jackson diese Nachricht gesendet hat. Wenn Louis sieht, wie viel Geld ich abgehoben habe und er denkt, dass ich ihn nicht liebe und weg von ihm möchte, scheint die einzig logische Erklärung dafür zu sein, dass ich ihn ausgenutzt habe; dass ich immer nur auf sein Geld aus war.

Mein Herz zieht sich zusammen. Dass ich ihn verlasse, war immer Louis' größte Angst in dieser Beziehung. Ich weiß, dass er wirklich versucht hat, diesen Gedanken zu vergessen. Ich weiß, dass ihm eigentlich bewusst war, dass es nicht passieren wird, aber gegen diese Angst konnte ich nicht genug tun. Ich weine immer mehr. Mir ist unglaublich kalt, aber ich will nicht weg von hier. Ich will bei ihm bleiben, auch wenn er mich vielleicht nicht mehr sehen will, wenn er aufwacht.

Ich könnte es sogar verstehen. Wenn er wirklich das glaubt, was Jackson inszeniert hat, dann ist es mehr als verständlich, mich nicht mehr bei sich haben zu wollen. Ich denke ich würde nicht anders handeln. Dennoch hoffe ich so sehr, dass er mir die Chance gibt, das alles zu erklären. Wenn er aufwacht, werde ich ihm alles beichten. Er muss alles wissen und ich kann nur hoffen, dass er mich danach nicht von sich stößt.

Ich hätte mit ihm sprechen sollen... vielleicht hätte ich es verhindern können, dass er jetzt hier so liegt. Vielleicht wäre es gar nicht erst so weit gekommen, wenn er gewusst hätte, in welcher Gefahr er ist. Ich hätte es verhindern können. Ich hätte es verhindern müssen!

Es klopft an der Tür. Ich drehe mich um und sehe Mr. Payne. „Kann ich noch etwas für Sie tun?" fragt er. Sein Blick ist nicht mehr so emotionslos, wie sonst. Jetzt sieht er mich mitleidend an. Ich weiß, dass er ein guter Freund für Louis ist und ich bin sicher, es ist für ihn auch nicht gerade leicht, ihn hier so zu sehen.

„Meinen Sie, Sie kommen vielleicht irgendwie an Hautcreme?" frage ich ihn. Kurz sieht er mich überrascht an, nickt dann aber. „Ich bin sicher, ich bekomme irgendwo welche her." sagt er und ich beiße mir auf die Unterlippe, um nicht wieder zu weinen. „Danke, Liam." sage ich leise. Er lächelt kurz, aber ich sehe den Schmerz in seinen Augen, als sein Blick kurz zu Louis gleitet. Er nickt einmal. „Harry." Dann schließt sich die Tür wieder.

Ich kann nicht sagen, wie lange hier hier so sitze. Es können Stunden, aber auch nur ein paar Minuten sein, bis Liam wieder kommt. Dieses Mal klopft er nicht. Er betritt lediglich langsam den Raum.

„Ich hab hier welche." sagt er und kommt zu mir. Ich nehme sie entgegen und öffne die Tube. Mir ist schon bei der ersten Berührung mit Louis' Haut aufgefallen, dass sie unglaublich trocken ist. Ich nehme seine Hand in meine und beginne vorsichtig, die Creme zu verteilen. Ich weite es auf den ganzen Arm aus, wobei ich aufpasse, nicht an die Katheter zu kommen. Liam setzt sich auf den zweiten Stuhl und beobachtet mein tun. Als ich auch mit dem zweiten Arm fertig bin und die Tube weggestellt habe, zieht Liam seinen Stuhl zu mir und setzt sich neben mich.

„Du liebst ihn wirklich sehr, oder?"

Ich nicke nur und versuche die Tränen weg zublinzeln. Ohne Erfolg. „Er denkt, ich tue es nicht." flüstere ich leise. Liam sieht mich verwundert an. „Wieso das?" fragt er und ich schluchze auf. „Es ist alles meine Schuld, Liam." beginne ich, kann aber nicht weiter sprechen; dafür weine ich zu sehr.

Behutsam nimmt Liam mich in den Arm. „Sag das nicht." Ich schüttle nur den Kopf und lösche mich wieder von ihm. Voller Reue blicke ich ihn an. „Es ist meine Schuld, Liam. Ich hätte es verhindern können." beichte ich ihm. „Was?" fragt er verwirrt und sieht mich fragend an.

„Ich... ich wusste, dass er sich in Gefahr befindet." sage ich leise und sehe nach unten. „Was meinst du damit?" fragt er mich etwas geschockt.

„Ich wurde erpresst..." gebe ich leise zu. Kurz ist es still. Man hört nichts, als das Ticken der Uhr. „Ich sollte 1.000.000₤ in den Garten vom Jewel bringen... Er... er hatte Bilder von Louis und mir. Seit Anfang an, hat er uns beobachtet und hat gesagt, dass alles öffentlich wird und dass Louis etwas passieren wird, wenn ich es nicht mache."

Liam legt mir eine Hand auf die Schulter. Ich brauche einen kleinen Augenblick, bis ich weiter sprechen kann. „Und dann hat er über mein Handy Louis geschrieben, dass ich nicht liebe." flüstere ich voller Schmerz in jedem Zentimeter meines Körpers.

„Wer? Harry wer war das?" fragt Liam und sieht mich durchdringend an.

„Jackson Whittemore."

was  wohl passiert, wenn Louis aufwacht....

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