96. Kapitel

6.6K 512 43
                                    

Direkt am Montag fahre ich nach Feierabend zu Niall. Ich erzähle ihm von allem, was bisher passiert. Er versteht mich nicht. „Er sollte jetzt langsam mal mit der Sprache raus rücken." sagt er. „Er braucht Zeit." verteidige ich, aber Niall schüttelt sofort den Kopf. „Nicht auf deine Kosten!" widerspricht er. Verwundert blicke ich ihn an. „Meine Kosten?" Er streicht über die Decke unter der wir auf dem Sofa sitzen. Niall hat sie aus Irland mitgebracht. Seine Mum hat sie gemacht und sie ihm mitgegeben. Niall war während des Studiums nur selten in Irland. Einmal bin ich mitgeflogen. Seine Familie ist genauso freundlich und liebenswürdig wie er. Und jetzt weiß ich auch, woher er die Fähigkeit hat, immer so gut drauf zu sein.

„Ich will nicht, dass er dir das Herz bricht. Nicht noch einmal."

Ich schüttle den Kopf. „Das wird er nicht.-"

„Dann soll er endlich mal mit der Wahrheit raus rücken!" unterbricht er mich. „Das ist keine gesunde Beziehung, Harry!"

„Aber es ist meine Sache!" Ungewollt werde ich etwas lauter. „Tut mir leid." seufze ich, aber Niall winkt ab. Wieso ist er plötzlich so skeptisch gegenüber Louis? Louis hat es nun einmal nicht leicht und es bringt nichts, wenn ich ihn zusätzlich unter Druck setze. Ich will Louis um jeden Preis helfen. Ich will ihn wenigstens einmal zu 100% Prozent glücklich sehen. Wieso hat er es nur so schwer. Ich weiß, dass das leben nicht leicht ist, aber ich weiß wirklich nicht, wann Louis das letzte mal Urlaub gemacht hat. Ich kann nicht sagen, wann er das letzte mal seinen Job bei Seite geschoben und sich nur um sich gekümmert hat. Natürlich war er Samstag den ganzen Tag bei mir, doch auch da, war er mit seinem Job beschäftigt. Er hat zwischendurch E-Mails gecheckt, kurz geantwortet und wenn ich mich nicht irre, hat er auch telefoniert, während ich im Badezimmer war.

Louis schaltet nie komplett ab und ich denke, genau das ist das Problem. Wie soll er sich um seine Gedanken kümmern, wenn er seinen Kopf immer voller Termine hat und Dinge, die er noch erledigen muss. Er hat gar nicht die Möglichkeit dazu, sich um sich selbst zu Sorgen. Ich werde es tut. Ich sorge mich seit einiger Zeit um ihn. Ich versuche immer wieder, ihn abzulenken, aber er hat eine derartige Selbstdisziplin, dass es schier unmöglich ist, ihn vergessen zu lassen, was er noch zu tun hat. Ich habe das Gefühl es kommt immer mehr dazu. Erst das Album, dann die Tour und nebenbei gehört ihm einer der erfolgreichsten Clubs in London. Ich will nicht wissen, was er noch alles so tut. Das bedeutet nicht, dass ich möchte, dass er damit aufhört. Ich weiß, dass es das ist, was er möchte. Er hat sich das alles alleine aufgebaut und ich bin unendlich stolz auf ihn. Trotzdem denke ich, dass es einfach zu viel ist. Auf Dauer wird Louis es nicht hinbekommen. Und leider weiß ich, dass er es so lange versuchen wird, bis er daran kaputt gehen wird.

Vor diesem Augenblick habe ich Angst. Ich kann nicht sagen, wie viel zeit bis dahin noch vergehen wird. Ich kann nicht sagen, wie viel zeit ich noch habe, um Louis davor zu bewahren. Ich muss es tun. Niemand sonst scheint zu verstehen, wie es wirklich um ihn stehen. Sie stempeln ihn ab. Für ihn ist er der erfolgreiche Sänger mit dem super Leben. Er hat Geld, er ist berühmt und muss sich nicht um seine Zukunft sorgen. Er hat ein großes Haus, berühmte Freunde, aber was sie alle nicht sehen, ist, dass er kein Vertrauen hat. Er vertraut mir. Vielleicht Lottie und seiner Familie. Das kann ich nicht sagen, aber sonst kenne ich niemanden, dem er sich anvertraut. Ich weiß, dass Mr. Payne ein guter Freund ist, aber er wird bezahlt und hat sicherlich eine Verschwiegenheitserklärung unterschrieben. Ich habe nie mitbekommen, dass die beiden mal etwas unternommen haben. Ich bin daher einfach nicht in der Lage über die Intensität ihrer Freundschaft zu urteilen. Ich werde es nicht tun. Da will ich mich nicht einmischen.

„Du bist nicht dafür zuständig, dich zum ihn zu kümmern. Er ist ein erwachsener Mann. Er kann seine eigenen Entscheidungen treffen." meint Niall, aber sofort verneine ich. „Darum geht es in Beziehungen, Niall. Es geht darum sich um den anderen zu kümmern, sich umeinander zu Sorgen. Ich will ihn endlich glücklich sehen und dafür werde ich vielleicht einiges einstecken müssen, aber das ist es mir wert." stelle ich meinen Standpunkt klar. „Ich liebe ihn." ist meine Begründung. Alles andere lässt sich daraus schließen. Ich muss mich nicht für meine Taten oder meine Gefühle rechtfertigen. Nicht einmal vor Niall.

„Wenn du meinst." Ich seufze. „Du solltest dich mal verlieben." Niall lacht nur. „Ich war schon verliebt, Harry. Ich weiß, wie sich das anfühlt." Sofort schüttle ich den Kopf leicht. „Ich glaube nicht." erwidere ich leise. „Nicht so, wie ich. Du warst mit Sicherheit schon verliebt, aber du hast bisher nie jemanden so sehr geliebt, dass du alles für sie aufgeben würdest." Niall verdreht die Augen. „Das ist ja auch irrsinnig." - „Ist es nicht und genau darum geht es dabei."

Er sieht mich erstaunt an. „Du würdest für Louis alles aufgeben? Sogar das fotografieren?" Er weiß, wie viel mir daran liegt. Ich nicke. „Ja, ich würde für ihn damit aufhören, wenn es nicht anders geht." beginne ich. „Ich würde alles für ihn tun, wenn es nötig wäre. Ohne jede Ausnahme." fahre ich fort. Mein bester Freund blickt mich unverständlich an. Dieses Gefühl, welches ich gegenüber Louis verspüre, wurde bereits in so vielen Romanen und Filmen versucht zu erklären. So viele haben versucht, die Empfindungen der Liebe in Worte zu fassen, aber wenn man es erst einmal am eigenen Leib erfahren darf, stellt es all diese Beschreibungen in den Schatten. Sie sind eben doch nur Beschreibungen. Noch dazu ist jede Liebe einzigartig. Sie ist besonders, auf ihre bestimmte Art und Weise. Keine Beschreibung kommt auch nur in die Nähe dieses Gefühls; niemals.

„Du wirst es verstehen." - „Das glaube ich kaum." Niall schnaubt und schüttelt den Kopf. „Das ist total bescheuert."

Ich lächle nur. „Vielleicht ist es das. Aber das bedeutet nicht, dass es nicht richtig ist." - „Er tut dir weh, Harry." erwidert er, aber ich zucke mit den Schultern. „Wenn es den Schmerz nicht gäbe, würde niemand das Glück und die Freude würdigen."

eine gute stelle, um das Kapitel zu schließen. opinions?

Always You || Larry Stylinson AU #iceSplinters19Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt