82. Kapitel

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I'm Back.

Ich weiß nicht, ob ich es gut, oder schlecht finden soll, dass ich erst um sechs Uhr Abends auf dem Studio raus bin. So habe ich zwar weniger Zeit um über Louis nach zu denken, aber ich habe auch weniger Zeit, um mir mögliche Formulierungen zu überlegen. Um halb sieben bin ich zu Hause. Niall ist schon da und wir essen noch etwas. Die Zeit vergeht meines Erachtens nach viel zu schnell. Ich habe kaum aufgegessen, da ist es schon zehn Minuten vor sieben.

Ich hetze ins Badezimmer und binde mir meine Locken aus dem Gesicht. Außerdem putze ich mir meine Zähne; ich hasse Mundgeruch so unglaublich. Ich finde es so eklig. Ich sehe im Spiegel an mir herunter. Ich trage eine ausgewaschene Jogginghose und das T-Shirt von heute. Ich sehe aus, wie immer, wenn ich Zuhause bin, aber trotzdem fühle ich mich komisch. Ich schiebe es darauf, dass ich nervös bin, noch nicht weiß, was ich gleich sagen soll und dazu nicht einschätzen kann, wie Louis reagieren wird.

Ich seufze und in diesem Moment klingelt es an der Tür. Meine Augen werden groß und schnell spritze ich mir noch einmal kaltes Wasser ins Gesicht. „Harry ist noch im Bad." höre ich Niall sagen und die Tür geht wieder zu. Ich atme einmal tief durch und nicke mir das selbst zu; in der Hoffnung ich könnte mich irgendwie selbst ermutigen und es schaffen, selbstsicherer zu sein.

Ich trete aus dem Badezimmer und sehe Louis mit Niall im Wohnzimmer stehen. Louis hat seine Hände in den Taschen seines schwarzes Jacketts. Er trägt einen unglaublich schönen, dreiteiligen Anzug. Er ist schmal geschnitten und betont seine trainierte Figur. Louis sieht mich nur an und sofort habe ich Probleme damit, unter diesem Blick nicht schwach zu werden. Er sieht so verboten gut aus und ich habe das Verlangen ihn zu küssen, ihn zu berühren und ihn tief in mir zu spüren. Ich schlucke und schüttle diesen Gedanken ab. Ich muss mich konzentrieren. Diesen Gespräch hier ist wichtig.

Ich fühle mich ein wenig underdressed, als ich zu ihnen gehe. Niall lächelt kurz und sieht mich ermutigend an, sodass Louis es nicht mitbekommt. Er steht schräg hinter Louis, doch diesem scheint es herzlich egal zu sein. „Du möchtest reden?" fragt er und seine Stimme verpasst mir augenblicklich eine Gänsehaut. Ich verschränke meine Arme vor der Brust und fahre versucht unauffällig kurz mit meinen Händen über meine Haut, sodass Louis meine Reaktion auf ihn, nicht sieht. Ich möchte ihn nicht darin bestätigen, dass ich ihm kaum widerstehen kann.

Ich nicke und suche mir die richtigen Worte zusammen. „Ich gehe davon aus, du hast dich entschieden?" fragt Louis mich direkt und ich seufze, bejahe aber. „Ich hab mich entschieden." antworte ich und er mustert mich. Ich sehe, dass er versucht, anhand meiner Körpersprache und meines Gesichtsausdrucks herauszufinden, was ich sagen werde. Es ist kaum verwunderlich, dass sein Blick zu angespannt wechselt, kaum, dass ich auch nur eine Sekunde weggesehen habe. Ich schlucke. „Also nein?" fragt er mich und wirkt plötzlich unglaublich distanziert. Seine Stimme ist fest und kalt. Ich erinnere mich an den Abend auf der Terrasse wo ich unseren Deal aufgelöst habe...an diesem Abend hat er ganz genauso geklungen wie jetzt gerade.

„Wieso?" fragt er nur und ich seufze. „Es ist einfach zu früh." erwidere ich und habe einen ungewollt entschuldigenden Unterton. Ich halte kurz inne. Ich will nicht entschuldigend klingen. Es gibt keinen Grund mich zu entschuldigen. „Es ist zu früh. Außerdem bist du bald auf Tour und ich will nicht alleine in diesem riesigen Haus sein."

„So riesig ist es nicht." kommentiert er nur leise und ich stöhne genervt, wenn auch nur leise. Ich will ihn nicht wütender machen, als er es vermutlich sowieso schon ist.

„Außerdem kann und will ich Niall nicht stehen lassen." fahre ich fort. „Wir wohnen hier zusammen und ich kann ihm nicht einfach von heute auf morgen die gesamte Miete lassen. Es hat schon einen Grund, weswegen wir damals zusammengezogen sind, obwohl wir uns fast nicht kannten." Meine Stimme klingt etwas sicherer, aber aussprechen, dass wir schlicht und ergreifend nicht so in Geld baden können, wie Louis es nun einmal kann, werde ich nicht. Ich weiß, dass wir uns beide nicht dafür schämen müssen; wir sind jung und stehen trotzdem sicher mit beiden Beinen im Leben. Jeder, der sich selbst etwas aufgebaut hat, hatte mal klein angefangen. Wieso sollte es bei uns jetzt anders sein?

„Ist das alles?" fragt er nur und ich seufze. Ich nicke. Wenn er so abweisend ist, kann ich nicht vernünftig mit ihm darüber reden. Ich hätte das Gefühl, es würde ihn nicht interessieren, was ich sagen und er würde meine Bedenken nicht ernst nehmen. „Nein, ist es nicht." schaltet sich nun aber Niall ein und tritt zu uns. Er hat sich bisher raus gehalten. Ich sehe ihn perplex an, aber sein Blick verrät mir, dass er mich darum bittet, ihn machen zu lassen. Ich nicke nur leicht und Niall stellt sich neben mich. Louis Blick wandert zu ihm. „Was hast du denn dazu zu sagen?" fragt er Niall, aber diesen schüchtert Louis' Art ganz und gar nicht ein. „Ich bin sein Mitbewohner und bester Freund. Es geht mich etwas an." erwidert er leicht arrogant.

„Was ist denn noch?" fragt Louis an mich gewendet. Ich weiß, dass ich es aussprechen muss. Niall kann es für mich nicht tun; das geht einfach nicht. Gemma und ihm es zu sagen, war schon schwer, aber jetzt, wo Louis vor mir steht, kommt es mir kaum über die Lippen. Meine Stimme zittert ein wenig und auch wenn ich es versuche zu überspielen, bin ich ziemlich sicher, dass mein Gegenüber die Unsicherheit, die meinen Tonfall schmückt, schon längst bemerkt hat.

„Du kontrollierst mich zu sehr." sage ich deutlich. „Du... du sagst mir mehr, das weiß ich, aber du sagst mir immer noch sehr wenig. Außerdem habe ich, falls ich wirklich zu dir ziehen sollte, keien Rückzugsort. Du würdest mich ständig kontrollieren, wissen wollen was und mit wem ich etwas mache. Das kann ich einfach nicht. Es tut mir leid." Damit habe ich die Wörter, die ich von Anfang an umgehen wollte, doch ausgesprochen. Ich schlage mir innerlich gegen die Stirn und frage mich, wieso ich es nicht gelassen habe. Wieso habe ich mich entschuldigt?

„Ich kontrolliere dich also zu sehr?" fragt er ein wenig überrascht. Ich bejahe. „Du weißt... in einem gewissen Maße habe ich da nichts gegen." Er weiß genau, dass ich auf unsere heißen und unglaublich guten Nächte abziele. „Aber ich kann es im Alltag einfach nicht. Du weißt so viel von mir, weißt, wo ich bin, was ich mit wem machen, aber willst mir selbst so gut wie nichts erzählen. Und dann soll ich in ein paar Wochen alleine in diesem Haus wohnen; für Wochen, wenn nicht sogar Monate. Wie stellst du dir das vor?" frage ich ihn ehrlich.

„Ich lebe im hier und jetzt." antwortet er mir und umgeht damit die Frage. „Und außerdem kontrolliere ich dich nicht. Ich bin einfach interessiert, weil ich nicht will, dass dir irgendetwas passiert." antwortet er mir. Ich schlucke. So hatte ich das noch gar nicht gesehen. Der Gedanke ist mir noch nicht einmal gekommen. „Aber was sollte mir denn schon passieren?" will ich wissen. „Ich will es gar nicht wissen." erwidert er und kommt einen Schritt auf mich zu. „Du weißt, dass du absolut alles in der Hand hast, oder Harry?" fragt er mit bedacht. Ich runzle die Stirn. Ich habe alles in der Hand? Ich schüttle den Kopf. „Was redest du da? Das stimmt doch nicht." widerspreche ich. Ich sehe hilfesuchend zu Niall, aber dieser zuckt nur mit den Schultern. „Ich weiß nicht, was er meint." spricht er meine Gedanken aus.

„Kann ich in Ruhe mit Harry reden?" fragt Louis an Niall gerichtet, aber er verneint sofort.

„Ich will wirklich mit dir reden und ich habe bedenken, dass du es wieder irgendwie schaffst mich... vom Thema abzubringen." beantworte ich Louis' unausgesproche Frage. Daraufhin schmunzelt er wissend und verschmilzt, wird dann jedoch direkt wieder ernst.

„Du bestimmst, was passiert, Harry, wie es weiter geht und was wir machen. Das hast du von Anfang an getan." meint Louis und sieht mir dabei direkt in die Augen. Er meint es zu 100 Prozent ernst, aber ich verstehe es nicht. Ich weiß nicht, wie er meine kann, dass ich alles bestimmen würde. Er dominiert mich in so viele erdenklichen Art und Weisen. Er bestimmt, was mir machen, sagt wo es lang geht und wie etwas geschieht. Ich liebe es. Nicht immer, aber ich liebe seine Art an sich. Manchmal wird es mir zu viel, aber grundsätzlich liebe ich seine besitzergreifende Art und Weise. Irgendwie fühle ich mich dann besonders und denke, dass ich etwas besonderes für Louis bin.

„Erkläre es mir." bitte ich ihn leise nach einem Moment. Ich will endlich verstehen, was er meint.

was meint er wohl, was denkt ihr? :))

:))

Always You || Larry Stylinson AU #iceSplinters19Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt