Isabellas Sicht
“Dafür, dass das Ihre Verlobung ist sehen Sie ja nicht besonders glücklich aus!“ stellt der Mann fest. Ich habe ihm bisher immer noch nicht in die Augen geschaut und antworte abwesend “Ja.“ Mein Blick geht immer wieder im Raum herum.
Okay das ist lächerlich, als ob mein Unbekannter, irgendwie ein Schild mit sich trägt auf dem steht 'Haaallooo ich bin hiieer!' Aber irgendwie muss er doch auffallen... oder?
Plötzlich fragt mich der Mann vor mir und reißt mich somit aus den Gedanken “Wollen Sie tanzen?“ Überrascht sehe ich ihn an.
Diese Augen... sie kommen mir so vertraut vor und doch irgendwie so fremd.
In seine Augen vertieft nicke ich.
Warte... was? Wieso nicke ich? Hallo kann ich das irgendwie rückgängig machen???
Er lächelt zufrieden und hält mir seinen Arm hin, an dem ich mich zögerlich festhalte.
Auf der Tanzfläche lege ich meine Hand in seine und die ander hinter seinen Hals. Walzer kann ich, damit komm ich klar und der Körperabstand stimmt auch. Doch als seine andere Hand sich auf meinen Rücken legt, bekomme ich schlagartig eine Gänzehaut. Ich drehe meinen Kopf leicht nach hinten, doch sehe ihm dann wieder in die Augen. Ich frage dümmlich “Kenne ich Sie?“ Er lächelt sanft “Das fragen Sie sich erst jetzt?“ Beschämt sehe ich auf den Boden.
Er hat recht, normalerweise fragt man sich das doch schon wenn ein Fremder mit jemanden reden will.
Er nimmt seine Hand von meinem Rücken und drückt mein Kinn mit dem Zeigefinger leicht nach oben, damit ich ihn anschaue. Er sieht mich schräg an, als wundere es ihn, dass ich meinen Blick abgewendet habe. Doch dann antwortet er lächelnd auf meine Frage “Das werden Sie heute schon noch früh genug erfahren!“ Er nahm seine Hand von meinem Kinn und legt sie wieder auf meinen Rücken. Da das Lied langsam ist, fallen auch die Tanzbewegungen ruhiger aus. Weshalb es keine Schwierigkeit ist sich zu unterhalten. Er scheint zu überlegen bevor er fragt “Sie sind nun 18, nicht wahr?“ Ich nicke und stelle ebenfalls eine Frage “Was führt Sie heute hier her?“ Er scheint zu überlegen “Vermutlich so wie alle anderen hier auch, dass man sein sozialen Stand nicht verliert.“ Er zuckt mit den Schultern.
Wo er recht hat... wer hier im Raum kennt überhaupt meinen Namen? Wer hier im Raum interessiert sich wirklich für mich? Oder gar wie ich mich fühle?
Erneut fühle ich mich ganz allein in einer riesigen Menschenmenge.Ich seufze. “Ich schätze da haben sie recht.“ Er lächelt sanft. “Würde es die zukünftige Braut mehr freuen hätte ich gesagt, weil ich mich auf die Hochzeit freue?“ Ich sehe in seine Augen und sage fest “Nein, ich kann es nicht ausstehen wenn man mir ins Gesicht lügt!“ Er mustert meine Augen innig. Plötzlich fühle ich mich als könnte er es sehen, all die Zweifel und die Probleme, die ich habe. Er fragt interessiert “Würden sie denn sagen, dass sie sich auf die Hochzeit freuen?“ Nein! “Ja.“ lüge ich, wohl mir das Nein auf der Zunge lag. “Ich gebe Ihnen recht!“ sagt er. Ich sehe in verwirrt an, weshalb er mich aufklärt “Wenn jemand einen ins Gesicht lügt, fühlt man sich wirklich nicht gerade toll!“ Ich schlucke. “Verzeihung.“ entschuldige ich mich und sehe erneut auf den Boden. Kurz schweigen wir beide und machen einfach nur die zur Melodie passenden Bewegungen. Er ist kein besonders guter Tänzer, aber es reicht um tanzen zu können. Doch er ist es der die Stille unterbricht. “Ich kann es nicht ausstehen wie ihr Verlobter sie ansieht!“ spricht er fest aus und es hörte sich fast so an als würde er seine Wut unterdrücken. Ich sehe ihm wieder in die Augen, die sich verdunkelt haben, doch sein Blick ist nicht auf mich gerichtet sondern auf etwas hinter mir. Ich wollte mich umdrehen um zu sehen, was er so finster ansieht, doch er lässt es nicht zu sondern nimmt seine Hand, die immer noch meine linke Hand festhält und dreht meinen Kopf wieder sanft zu sich. “Jemand wie er hat keineswegs Ihre Aufmerksamkeit verdient!“ Sein Blick fesselt mich, weshalb ich schnell den Kopf schüttel und wo anders hinsehe. “Somit halten Sie sich für etwas besseres als ihn?“ Bedrückt antwortet er “Nein keineswegs...“
Wie jetzt? Er findet, er hätte meine Aufmerksamkeit nicht verdient? Das verstehe ich jetzt mal so gar nicht!
Ich sehe in wieder an und mustere in irritiert. “Das verstehe ich nun nicht... Sie meinen also, dass Sie nicht meine Aufmerksamkeit verdient haben?“ Zögerlich nickt er und klärt mich auf “Ich bin ein Fremder unter einer Maske, ich bin nur ein Zeitvertreib an Ihrer Verlobung!“ Lächelend sehe ich ihn an. “Dann sollte ich Sie vielleicht kennen lernen und die Masken fallen, dass der Unbekannte zum Bekannten wird!“
Warte... der Unbekannte...ist er vielleicht?.. nein das kann nicht sein... oder?
Schockiert von meinem eigenen Gedankengang drehte ich einen Schritt zurück und löse somit unseren leichten Körperkontakt. Ich mustere ein weiteres mal sein Gesicht.
Kann er es wirklich sein? Aber wieso sollte er? Ich meine, er ist jemand unbekanntes... Er hätte dann bestimmt eine indirekte Anspielungen darauf gemacht...
“Tut mir leid wenn diese Frage jetzt verrückt klingt aber haben Sie mir dieses Outfit geschenkt?“ frage ich neugierig. Er sieht mich eindringlich an, schon fast hoffnungsvoll, doch letzten Endes nickt er zögerlich. “Aber wieso?“ schießt mir sofort die nächste Frage in den Kopf, die ich somit gleich ausspreche. Beiläufig antwortet er, gespannt auf meine Reaktion “Ich habe gehört Ihr Kleid gefällt Ihnen nicht!“ skeptisch betrachte ich ihn.
Ja genau... und ich sehe aus wie Donald Trump! Oder wie kommt er sonst auf die Idee, dass ich so dumm bin und das glaube?
Ernst sage ich “Und wie wär's jetzt mit der Wahrheit?“ er seufzt und fährt sich durch seine braunen Haare, die ich bis gerade eben nicht beachtet habe. “Kann ich Ihnen leider nicht sagen!“ spricht er aus, was ich alles andere als gehofft habe jetzt zu hören. Diesmal bin ich diejenige die seufzt. Ich will mich schon umdrehen und gehen als er schnell hinzufügt “Jedenfalls nicht hier!“
DU LIEST GERADE
played love
Teen FictionDer zweite Teil von playing icecold. Man muss nicht unbedingt den ersten Teil lesen, doch zum Verständnis wäre es einfacher. Nach Isabellas Selbstmord Versuch, kam sie wieder zurück in ihr altes Haus und wurde von ihren Eltern zu ewigen Hausarest...