Kapitel 53

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Isabella's Sicht

Ich drücke lustlos die Eingangstür unsrer Villa auf. Mein cremefrabenes Hochzeitskleid hat unten einen breiten Rand aus Schmutz bekommen. Ich nehme Schritte auf der Treppe vor mir wahr, weswegen ich meinen Blick hebe und in das besorgte Gesicht meines Vaters schaue. "Gott sei Dank! Dir geht es gut!" Ich lege meinen Kopf schief und spreche meinen Gedanken aus, die mich schon seit Wochen plagen "Wieso dieser Sinneswandel, Vater? Wo ist der Mann den ich kenne? Der Mann der alles und jeden über seine Tochter gestellt hat?" Mein Vater hält in seiner Bewegung an, er steht nur noch ein paar Schritte von mir entfernt und sieht mich entschuldigend an. Ich schüttel ungläubig den Kopf, doch mein Blick fällt auf eine Person die gerade wutentbrannt an der Treppe erschienen ist. Sie kommt mit schnellen Schritten auf mich zu und mein Vater schaut einfach nur wie erstarrt zu. Sie hebt ihre flache Hand und lässt sie mit einer starken Bewegung auf mich nieder gleiten. Mein Gesicht fliegt zur Seite. Sie zischt wütend "Was fällt dir ein? Du bist eine Schande! Eine Schande für diese ganze Familie! Du hast alles ruiniert! Wieso muss ich so etwas wie dich nur meine Tochter nennen?" Ihr Stimme ist messerscharf und ihre Worte schmerzen mehr als mir lieb ist. Doch als sie mich erneut schlagen wollte und ihr Hand schon in der Luft war, legt sich eine Hand, um ihr Handgelenk. Mein Vater ergreift das Wort "Es reicht!" Meine Mutter funkelt ihn vernichtend an. "Du wagst es? Du?" Sie lacht gehässig auf, dreht sich zu ihm um und fügt nun hinzu "Du hast einen Vertrag unterschrieben! Du bist machtloser als unsere geliebte Tochter!" Ich sehe zwischen meinem Vater und meiner Mutter hin und her.

Vertrag? Was zur Hölle ist hier los?

"Ich bin nicht länger dein Sündenbock!" spricht mein Vater sicher aus. Meine Mutter zuckt nur belanglos mit den Schultern und sagt "Ok dann geh halt, ich brauch dich nun eh nicht mehr! Von mir aus kannst du unter einer Brücke verrecken!" Mein Vater sieht sie entschlossen an und spricht wütend aus "Lieber wohne ich unter einer Brücke, als noch eine Sekunde in deiner Gewalt!"

Was?!?!? Er geht nun auch? Ich versteh nicht... was passiert hier gerade? Wer sind diese Personen vor mir? Ich erkenne sie nicht mehr!

Ich laufe perplex an ihnen vorbei, doch beschleunige mit jedem weiteren Schritt mein Tempo, wohl dies leider schmerzvoller ist als mir lieb ist.. Als ich endlich an meinem Zimmer ankomme verschließe ich die Tür hinter mir und schmeiße mich auf mein Bett. Ich kann die Tränen nicht mehr zurückhalten und ergebe mich meinem Schicksal...

Ich will dieses Schicksal nicht! Ich werde es nicht annehmen! Ich will nicht wieder dieses verheulte, im Selbstmitleid versinkende Mädchen sein! Fuck, ich will kämpfen und das werde ich auch! Ich werde nicht aufgeben! 7 Jahre... noch 7 Jahre, dann bin ich endlich 25 und frei! Für immer frei! Ich werde meine Hoffnung nicht mehr loslassen. Ich will, dass der Satz 'das schaffst du nie!' mich nicht stoppen kann. Doch Karma kommt zurück und niemand ist rein. Man ist nur rein, wenn man geboren wird, danach wird man verdorben! Doch ich hab langsam echt genug von meinem Karma, es wird Zeit für mich meine Schachfigur selbst in Bewegung zu bringen und nicht unter dem Einfluss andere. Ich bin ein verdammter Mensch und nicht irgendeine dumme Puppe mit der man einfach spielen kann. Fuck!

Ich wische mir meine Tränen aus dem Gesicht und flüstere "Stefen, ich werde nicht aufgeben, auch wenn du es willst!"

In 7 Jahren werde ich gehen. Ich werde abhauen aus diesem verfluchten Haus! Und dann kann ich endlich frei sein! Diese scheiß Erziehungspflicht wird aufgehoben sein!
Und letztendlich wurde mir klar, dass ich mich am Ende durch den Selbstmordversuch nur kurz frei fühlen konnte, bevor sie mir für eine Ewigkeit richterlich verwehrt wurde!

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