I Don't Harm Him

340 21 0
                                    

Den Rest des Schultages starrte Chanyeol ich von hinten an, wie ein Chemieprojekt, was er nicht verstand.
Ich verstand ihn aber genauso wenig.
Er hatte seine alte Crew und wollte sie nun durch einen kleinen, lästigen Trupp Außenseiter ersetzen?
Hatte er wirklich etwas zu viel Riverdale geschaut, um zu sehr zu versuchen einen auf Veronica Lodge zu machen?

Aber was ich fest stellte war, dass seit Chanyeols Ansprache keiner mehr bei Sehuns oder Kris' dummen Kommentaren lachte, nachdem sie das dann mal geschnallt hatten, hielten sie auch endlich den Mund.
Ich betrachtete Chanyeols Verhalten dennoch immer noch ein wenig als Ruhe vor den Sturm.
Er hätte eine dumme Wette mit seinen Freunden abschließen können, mich erst gutzustimmen, um mich dann mental umzubringen.
Vielleicht wollte er sich auch wirklich ändern?
Ich meine ich wusste nicht wie er vorher drauf war, aber er wirkte ziemlich überlegen und willensstark, wie er sich gab.
Auf gewisse Art bewunderte ich ihn dafür.
Nie würde ich so viel Selbstbewusstsein aufbringen, so überzeugend oder mutig zu sein, sich an einen Tisch mit Leuten zu setzen, die von seinen vermeindlichen Freunden geärgert wurden.

Das Laute Hupen eines Wagens, riss mich aus meinen Gedanken und fast wäre ich über meine eigenen Beine gestolpert, hätte Chen, bei dem ich mich eingeharkt hatte, mich nicht halb gefangen.
Suho sollte aufhören zu hupen, wenn Chen und Kyungsoo nicht sahen, wo er stand, denn seit nun gut vier Jahren stand er an dem selben Baum auf dem Parkplatz der Schule.
Es war der vorderste Parkplatz und zu allem Überfluss auch noch einer für Behinderte.
Aber es wurde mit der Schule abgesprochen, dass er darauf parken darf um mich zur Schule zu bringen, oder um mich abzuholen.

Zu kräftig und intensiv schien die Sonne sich durch den Tag, und vermasselte mir meine Sicht, sodass ich fast nur weiß und so gut wie nichts sah.
Woher ich jedoch wusste, dass Suho an einem Baum und auf einem Behindertenparkplatz stand?
An verregneten Tagen, wenn die Sonne nicht sonderlich kräftig schien, konnte ich sogar bei Tageslicht einigermaßen besser sehen, als jetzt.

"Hey!" rief eine Stimme hinter uns und mir legte sich eine Hand auf die Schulter, die nicht Kyungsoos war, da er meinen Rucksack von meinem Rücken genommen hatte und bestimmt Suho gab, der ihn in den Kofferraum stellte.
Außerdem war die Stimme zu tief für Kyungsoo.
Eine Wolke schob sich vor die Sonne und ich war dankbar, wenigstens etwas sehen zu können, als ich mich überrascht umdrehte und die Konturen von Chanyeol erkannte.
"Wie wärs, wenn ich mit dir nach Hause laufe." schlug er vor und hatte ein lächeln auf den Lippen, was ich durch die Schatten in seinem Gesicht erraten hatte.
"Ich denke das ist keine gute Idee, seine Eltern sind nicht sonderlich erfreut, wenn er nach der Schule noch mit anderen herumhängt." mischte sich mein Pfleger zum Glück ein.
Chanyeol lachte offenherzig.
"Nein. Ich würde ihn wirklich nach Hause bringen, hätten Sie nichts dagegen."
Wow. Er konnte sogar höflich sein, das überraschte mich jetzt total.
Chen neben mir drückte meinen Arm, er war überhaupt nicht dafür, dass ich mit Chanyeol alleine gelassen werde.
"Ich kenn dich nicht und vertrauenswürdig wirkst du auch nicht, genauso wenig scheinen Chen und Kyungsoo von der Idee begeistert." sprach Suho wieder.

Chanyeol seufzte.
"Fragen wir mal Baekhyun, was er meint. Es sollte immerhin seine Entscheidung sein. Und keine sorge, ich weiß von seiner Einschränkung, er würde wirklich ohne einen Kratzer ankommen." spielte Chanyeol wirklich die nette und liebe Karte.
Ich drehte mich und sah zu Suho, der in seiner typischen Denkpose da stand.
Die eine Hand in der Hüfte, mit der anderen kratzte er sich den Hinterkopf, seine Augen sahen auf irgendeinen Punkt auf dem Boden.
In mir regte sich die Neugier.
Tatsächlich wollte ich es wagen mit Chanyeol zu laufen.
Noch immer schlummerte ein Funken Hoffnung in mir, dass er vielleicht wirklich nur nett ohne Hintergedanken sein wollte.
Seine Körperhaltung beim Essen hatte mehr gesagt, als tausend Worte, Körpersprache log nie selbst wenn man versuchen wollte sie auszutricksen.
Am Mittagstisch wirkte sein Körper geknickt, weil wir auf seine Worte nicht sonderlich fiel gegeben hatten und genau diese Haltung schien nun wieder über ihn Besitz zu ergreifen.
"Was sagst du Baek?" verlangte Suho von mir zu wissen und sah den Riesen bei mir mit schiefem und wenig begeisterten Blick an.
"Ich laufe mit ihm, keine sorge Suho."
Kam es schneller aus meinem Mund als ich denken konnte, aber ich wollte Chanyeol, ich wusste nicht warum, nicht nochmal auflaufen lassen.
Sollte er mich dennoch behandeln, wie Sehun und Kris es taten, könnte ich ihm ebenfalls noch aus dem Weg gehen.

Colourfull DesireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt