Colourfull Desire

Are You Seeing This?

Punkt sieben Uhr Morgen am nächsten Tag klingelte es.
Suho und ich sahen uns verwundert an, mein Vater war wieder auf Arbeit, meine Großeltern sind gestern Abend wieder losgefahren und haben sich unterwegs ein Hotel genommen, um nicht die ganze Nacht unterwegs zu sein, da es ein ganz schönes Stück von Seoul bis nach Geojedo war, was man nicht einfach mal so in zehn Minuten hinter sich hatte.

"Weiß Chen, dass du heute wieder in die Schule gehst?" harkte Suho bei mir nach.
Ich schüttelte den Kopf.
Eigentlich hatte ich in den letzten Tagen nur Andeutungen gemacht gleich wieder in die Schule zu gehen, sobald ich wieder aus dem Krankenhaus war, aber Chen meinte ich solle mich in Ruhe auskurieren.
Ihm hatte ich noch nicht gesagt, was mit mir nicht richtig war und wieso ich eigentlich zusammen gebrochen bin.
Ich konnte es einfach nicht, er war mein bester Freund und das zu wissen würde ihn am Boden zerstören, selbst wenn ich die Chance hatte nach den kommenden Monaten endlich Farben zu sehen.
Er würde sich nur zu viele sorgen machen und von Leuten, die sich sorgen um mich machten, hatte ich die Nase voll.

Erneut klingelte es und Suho rückte seinen Stuhl nach hinten, um aufzustehen und dem eitigen Besucher die Tür zu öffnen, danach war es ruhig.

Ich gähnte.
In der Nacht hatte ich nicht gut geschlafen, eigentlich kaum.
Meine Gedanken hatten sich um Chanyeol gedreht und darum, was wir gestern in meinem Zimmer getan hatten, ohne dass es jemand mitbekommen hatte, was wohl auch besser so war.
Ich wollte nicht noch mehr in das Fadenkreuz aller geraten.
Wie von selber führte ich meine Hand über meine Lippen, doch von Chanyeols Abdruck auf ihnen konnte ich nun nichts mehr spüren, nur das kribbeln, was die Berührung ausgelöst hatte spürte ich noch in schwacher Form, doch es reichte nicht mehr aus, um mich alles vergessen zu lassen, so wie gestern in meinem Zimmer.
Denn noch immer rasten meine Gedanken um alles mögliche, wie um dieses Bild was Chanyeol gemalt hatte und was ich mir die ganze Zeit angesehen hatte, als ich für mich festgelegt hatte nicht schlafen zu können.
Doch dann war ich über dem Bild eingeschlafen, zum Glück aber war nichts verwischt oder ähnliches.
Es sah noch genauso unglaublich schön und realistisch aus, wie gestern, als ich es erblickt und für voll genommen hatte und noch immer konnte ich mir nichts aus diesem Only Fools ableiten.

"Guten Morgen Baekhyun." eine muntere und mir zu gut bekannte Stimme ertönte in meinen Ohren und wie ein Hund, der eben eine Hautürklingel gehört hatte, hob ich den Kopf und sah Chanyeol hinter Suho in das Esszimmer gehen.
"Morgen." murmelte ich und nippte an meiner Tasse.
Suho lachte nur und setzte sich wieder auf seinen Stammplatz mir gegenüber am Tisch, während meine Augen noch auf dem stehenden Chanyeol lagen.
Ich konnte erkennen dass er lächelte und auch, dass er wie immer dunkle Sachen anhatte, damit ich ihn leichter erkennen konnte.
"Du solltest dich mit dem Frühstück beeilen, damit wir noch pünktlich in die Schule kommen, Baek." forderte Chanyeol mich mit einem Lachen auf und tippte auf die nicht vorhandene Uhr an seinem Handgelenk.
Ich lachte ebenfalls, fand es ein wenig bewundernd, dass er sich so locker und lässig verhielt und sich in keiner Sekunde mehr an gestern zu Erinnern schien, währen ich wieder seine Augen vor mir hatte, bevor er mich das erste Mal geküsst hatte.
Angst, Sorge und Sanftheit lag in ihnen, so wie ich sie noch nie bei ihm erlebt hatte.
Doch jetzt wirkte er so wie bevor er mich von sich weg gedrängt hatte.
Er wirkte mir gegenüber wieder munter und lässig.
"Bin schon fertig." murmelte ich, nachdem ich noch ein Bissen von meinem Brötchen nahm und eilig aufstand.

Suho hatte bereits meine Schultasche in der Hand, als ich meine Schuhe zu machte und mir danach eine dicke Jacke anzog, doch irgendwie war ich an diesem Morgen zu blöd meinen Reißverschluss zu zubekommen, vielleicht lag es aber auch daran, dass ich ein wenig aufgeregt war wieder so plötzlich von Chanyeol zur Schule gebracht zu werden, nachdem er mir Monate aus dem Weg ging und Chen und ich gelaufen sind.