Nach wenigen Tagen woanders zu sein und dann wieder in seinem eigenem Bett zu schlafen, war einfach mehr als himmlisch, zumal mir das Krankenhaus ziemlich auf die Nerven gegangen war und ich mich zu Hause viel wohler fühlte, vor allem jetzt, wo meine Mutter die nächsten Wochen nicht anwesend sein würde.
Mein Vater sprang, bei jedem Ton, den ich auch nur von mir gab, sofort auf und eilte zu mir ins Zimmer.
Er meinte, dass es mir an nichts fehlen sollte, besonders wenn mein Fuß verstaucht war und ich nur wenige Schritte gehen konnte, ohne dass mir mein Fuß dann weh tat.
Noch dazu kam, dass mich ab und an Kopfschmerzen heimsuchten und ich vor Schmerzen in meinem Bett nur herumkugeln konnte.
Suho war nur dafür zuständig, dass ich morgens meine Linsen eingesetzt bekam und er sie mir am Abend wieder rausnahm, sonst sollte er, so hatte mein Vater es scherzend formuliert, sich hier nicht blicken lassen.Nach dem Wochenende, genauer genau am Montagmorgen, lag ich noch halbschlafend in meinem Zimmer, als ich kaum hörbar wahrnahm, wie sich meine Zimmertür öffnete und wieder schloss und Schritte durch mein Zimmer tapsten.
Ich murrte nur, vernahm daraufhin ein leises lachen, und drehte mich gähnend Richtung Wand.
Wieder hörte ich die Schritte, wie irgendwo gegengeknallt wurde und dann einen leisen Fluch, bei dem Gott wohl die Ohren abgefallen wären.
Was klar war, die Stimme kam nicht von Suho oder meinem Vater, denn beide hätten angeklopft und wenn ich kein Zeichen von mir gegeben hätte, wären sie wieder gegangen.
Der, der jetzt in meinem Zimmer war, hatte nicht geklopft, aber mein halbschlafendes Ich machte sich darum keine Sorge und träumte weiter schwarz und weiß vor sich hin.Als meine Nase jedoch kribbelte und ich mich durch einen Nieser nun endgültig auch noch aus meinem Halbschlaf holte, gähnte ich erneut, öffnete diesmal meine Augen und drehte mich zu der Seite, bei der ich wusste, dass sich dort keine Wand befinden würde.
Ich erschrak und setzte mich panisch auf, als ich eine noch dunkler als mein Zimmer gekleidete Person sah, die wieder nur tief lachte, als sie mich so hochschrecken sah.
Ohne meine Linsen war ich sogar in meinem dunklen Zimmer halb blind, konnte nur Umrisse wahrnehmen.
Mein Puls raste von dem Schock, doch an dem Lachen erkannte ich nun, eigentlich war es viel zu offensichtlich, dass es Chanyeol war, der es irgendwie in mein Zimmer geschafft hatte.
Was zum Teufel suchte er hier denn bitte?
Mein Vater war arbeiten und er müsste reintheoretisch in der Schule sein, da es bestimmt weit nach acht war und ich mindestens, wenn mich keiner weckte und ich auch keinen Wecker hatte, bis weit nach neun schlief.
Und da ich krank geschrieben und den gestrigen Abend von Kopfschmerzen geplagt wurde, musste es nach neun sein."Was zum Teufel suchst du in meinem Zimmer?" murmelte ich und rieb mir die Augen, wieder kam von Chanyeol nur ein lachen.
"Das weiß ich selber nicht, ich weiß nichtmal wo ich grade stehe, aber das du hier bist zeigt mir, dass ich in deinem Zimmer bin." ich konnte mir das breite und freche Grinsen auf seinen schmalen Lippen nur zu gut vorstellen.
"Und wieso wolltest du hier her?" grummelte ich weiter und sah den Schatten in meinem Zimmer an.
"Offiziell bin ich wieder wegen einer starken Erkältung Krank geschrieben. Eigentlich hab ich keinen Bock auf Schule und von Suho weiß ich, dass du dich wohl mega langweilst, wenn dein Vater auf Arbeit ist und Suho nicht da, also werde ich Beschäftigungstherapeut für dich spielen, seit ich eh Pfleger werden will. Außerdem sollte ich von Suho aus schauen, ob du wach bist."
Erinnerte er sich nebenbei an das Gespräch, dass wir den einen Tag hatten, als er in der Küche meinem Vater begegnet war und aufeinmal fluchtartig das Haus verlassen hatte.
Jetzt jedoch schien es mir nicht mehr so.
"Ich kann mich alleine beschäftigen, Chanyeol, ich bin keine acht mehr." machte ich ihm klar und verzog mein Gesicht genervt.Chanyeol entwich wieder nur ein Lachen und ich hätte am liebsten mit einem lauten Brüller Suho zu mir beordert und ihm gefragt, was ihm dabei einfiel, Chanyeol zu mir zu schicken.
"So wie du dir aber eben die Augen gerieben hast und so verstrubbelt, wie deine Haare aussehen, ganz zu schweigen von deinem verpeilten Blick, siehst du doch schon so ziemlich wie ein kleiner, verwirrter niedlicher acht jähriger aus, dem man grade klar gemacht hat, dass Dinos nicht mehr existieren."
Meine Wangen wurden warm, zum einen weil Chanyeol mich langsam auf die Palme brachte und zum anderen, weil ich dachte ich hätte mich verhört, dass erstens das Wort niedlich aus seinem Mund kam, er mich zudem als acht Jähriger betitelte und zudem noch diesen affigen vergleich brachte.
"Ich sollte jetzt wohl Suho holen."
Aufeinmal war es der in meinem Zimmer, der auf einmal ziemlich verwirrt und ein wenig verpeilt klang, bevor ich sah, wie sich der Schatten in Bewegung setzte und auf den viel zu hellem Flur, durch meine Tür hindurch verschwand.Wenige Sekunden später ging nach einem Klopfen und einem ja von mir die Tür auf und Suho ließ die Vorhänge in meinem Zimmer hochfahren, damit er was sehen konnte.
Ich dagegen sah nun nur noch weiß, da sich draußen die Sonne entschieden hatte, mal wieder ihr Licht zu zeigen.
Dennoch wusste ich, dass sich Suho nun ungefähr zwei Meter im Zimmer und zwei weitere nach rechts an meinem Schrank befand und nach Sachen für mich schaute.
Langsam stand ich auf und als er fertig war, reichte er mir die Klamotten erst und führte mich dann an meiner Schulter, ins Bad, wo ich wenigstens Schemenhaft etwas sehen konnte, da es hier noch dunkel war."Suho?" Er gab einen murmelnden Laut von sich, als ich mich umgezogen und ihn ins Bad beordert hatte, wo er nun auch die Dunkelheit beseitigt hatte und ich immerhin nun eine Kontaktlinse im Auge hatte, mit der ich besser sehen konnte, als mit der letzten.
Sofort stellte ich fest, dass es die sein mussten, die mir neu verschrieben wurden, aber sagte nichts.
Suho mochte es, wenn er mir soetwas selber mitteilen konnte und die Freude wollte ich ihm sicherlich nicht nehmen.
"Sag mal, sehe ich wirklich aus, wie ein acht Jähriger, dem man gesagt hat das es keine Dinos gibt, wenn ich aufwache?" kam es schneller aus meinem Mund, als ich denken konnte.
Unbehaglich fuhr ich durch meine Haare.
Suho zog seine Hände, mit denen er mir eben eigentlich meine linke Linse einsetzen wollte, zurück und lachte schallend.
"Von wem hast du das denn?" fragte er mich.
Unmöglich konnte ich ihn wissen lassen, dass Chanyeol mich vorhin so betitelt hatte, der sich hier bestimmt auch noch irgendwo in meinen vier Wänden aufhielt.
"Keine Ahnung, ging mir so durch den Kopf." murmelte ich und spürte meine Wangen wieder warm werden.
"Was dir durch den Kopf ging, war schon immer ziemlich eigen, aber wie ein acht jähriger siehst du wirklich nicht aus, eher wie ein verpeilter Labradorwelpe mit großen braunen Augen." zog er mich auf.
ich holte mit meiner Hand aus und schubste ihn an der Schulter.
Doch so standhaft, wie mein Pfleger war, blieb er an seinem Fleck vor mir und setzte mir, während ich schmollend meinen Mund verzogen hatte, noch die zweite Linse ein.
Auf die Sonnenbrille in meinem Haus verzichtete ich.
Sollte Chanyeol doch mein Augenzittern sehen, war dann sowas wie die Rache für seinen dummen vergleich, der mich irgendwie nicht in ruhe lassen wollte.
Sowas hatte noch nie jemand zu mir gesagt und ich wusste ich nicht wie ich seine Worte auffassen sollte.Suho begleitete mich in die Küche, in der die Vorhänge noch halbwegs zu waren und ich Chanyeol am Küchentisch ausmachen konnte.
Das der sich noch traute hier zu sein.
Ich setzte mich extra weit von ihm entfernt an den Tisch und zog mir von einem anderen Platz einen Teller heran."Immer noch sauer auf meine Worte?"
Ich sah nicht auf, aber wusste, dass Chanyeol grinste.
"Das war doch nur spaß, scheinst das nicht oft zu Ohren zu bekommen." ärgerte er mich weiter.
Noch immer ignorierte ich ihn und sah mich auf dem schwarz weiß gedecktem Tisch um.
Ich griff nach der großen Milchflasche, die durch ihr Weiß nur unverwechselbar blieb.
Chanyeol zog sie im selben Moment zu sich und grinste mich frech an.
"Großer dummie." murmelte ich nicht sehr erwachsen und nun lachten Suho und Chanyeol über mich.
"Du musst mich nicht mit diesem depressivem Riesenbösewicht aus Lilo und Stitch vergleichen. Ich meine die Kinderserie ist wirklich knuffig, aber ich bin weder griesgrämig noch Gantu." trällerte er munter.
"Und du bist sicherlich nicht Lilo." fügte Suho hinzu.
Ich sammelte den letzten Rest meiner Nerven und ohrfeigte mich innerlich dafür, dass ich Chanyeol nicht mit all meiner Stimmlichen Kraft dem Haus verwiesen hatte, aber irgendwie wollte ich ihn auch nicht loswerden.
Denn nichtmal Chen ließ sich krankschreiben, nur damit er mir Gesellschaft leisten konnte.
In seinem Fokus standen Noten, aber nicht in Chanyeols.
Was Chanyeol in seinem Leben wollte hatte ich noch nicht so ganz geschnallt, aber gute Noten waren es nicht sonderlich, wenn er im Unterricht anscheinend kaum mitschrieb.
Dennoch war er nett zu mir und wollte sich mit mir in Geschichte eine gute Note erreichen.
Wie er aber durch seine nicht vorhandenen Unterrichtsmitschriften etwas erreichen wollte, wusste ich nicht und eigentlich sollte mir das egal sein, doch das war es nicht.
Vielleicht würde er sitzen bleiben und es nie zu was in seinem Leben schaffen.
Oh Gott. Wieso zum Teufel machte ich mir denn um jemandem wie Chanyeol sogen?
Ich sollte ihn lieber dafür hassen, dass er mich als Kind bezeichnet hatte...
Aber ich konnte nicht.
Ich hatte am Anfang versucht ihn zu hassen, nur irgendwie war er so cool und eigen, dass ich ihn nicht hassen konnte, außerdem war da dieses eine Geheimnis zwischen unseren Familien, von dem alle was wussten, nur ich nicht und schlauer war ich leider noch immer nicht geworden.
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Colourfull Desire
FanfictionMan sagt immer die Welt sei doch kunterbunt und zwischen schwarz und weiß verbirgt sich auch ein bunter Regenbogen, doch was wenn es in meinen Augen nie einen Regenbogen gab oder geben würde? Seit ich denken kann sah ich keine, wie man es beschrieb...