The Calm Before The Storm

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"Byun Baekhyun?" eine mir unbekannte Stimme ertönte im Raum.
Aus Reflex drehte ich meinen Kopf in die Richtung, aus der mein Name kam, aber sehen konnte ich noch immer nichts.
Ich wusste, dass ich im Krankenhaus war, und das ich gestern neben Chanyeol auf dem Krankenbett, auch dem ich mit ihm noch lag, eingeschlafen bin.
Mittlerweile waren wir beide wach, da uns eine der Krankenschwestern geweckt hatte, in dem sie der Meinung war im Zimmer staub zu saugen.
Chanyeol hatte sie so grantig und morgenmuffellig wie es ihm möglich war zusammen gestaucht und laut seinen Worten hatte sie auch gleich wieder das weite gesucht.
"Mein Name ist Choi Saejang. Gestern hat mich die dringende bitte ereilt, dass ich dich zwei Wochen eher, als festgelegt operieren soll, da etwas dazwischen gekommen ist."
Dafür dass er einer der bekanntesten Hirnchirurgen im Land war, erklang er zumindest mit seiner Stimme locker und war mir somit sofort sympathisch.
"Ich wäre gern gestern Abend nochmal vorbei gekommen und hätte dir da gerne schon erklärt, was dich heute Nachmittag erwartet, aber man hat mir zukommen lassen, dass du eingeschlafen bist. erklärte er mir mit einem lachen in der Stimme.

Chanyeol strich über meinen Arm und behielt mich somit, seit ich neben ihm wieder aufgewacht war, ruhig.
Tabletten um einen Gang runter zu schalten, hatte ich nicht bekommen.
Chanyeol als mein Beruhigungsmittel reichte im Moment noch aus, auch wenn ich innerlich schon wieder achten lief und panische Angst vor der anstehenden OP hatte.

"Ich habe Erfahrungen damit gemacht, dass meine Patienten und ihre Angehörigen..."
Dr. Choi musste sich unterbrechen, als ich wahrnahm, dass die Tür aufging.
"Ist nur dein Vater." flüsterte Chanyeol mir zu.
Dr. Choi und Appa begrüßten sich und der Chirurg fing seinen Satz gelassen von vorne an.
"Ich habe Erfahrungen damit gemacht, dass meine Patienten und ihre Angehörigen in der betreffenden Zeit der Operation ruhiger bleiben, wenn sie wissen, was sie erwartet.
Oder eher was dicht erwartet, Baekhyun." richtete er an alle.
Ich nickte nur, hatte keine Ahnung wo ich hin sah und wollte einfach nur diese doofe aber notwendige Operation hinter mich bringen.
"Ungefähr eine Stunde vor der Operation bekommst du noch einmal eine Beruhigungstablette, bevor deine Narkose vorbereitet wird und du in den OP-Saal kommst.
In den meisten Krankenhäusern ist es so, dass du vor deiner Narkose sämtliche Elektroden angelegt bekommst, noch bevor du in den Saal gebracht wirst.
Wenige Sekunden, nachdem du das Mittel bekommen hast, schläfst du ein.
Die meisten schaffen es da nicht mal bis zehn zu zählen."
Er ließ eine kurze Pause, bevor er sich räusperte und weitersprach.
"Wenn du dann eingeschlafen bist, geht es mit dem interessanten Teil erst los.
Ich muss dir erst leider hinter deinem Ohr die Haare wegrasieren, aber dafür kann ich dir einen guten Friseur suchen, der dir im Nachhinein einen coolen Undercut verpasst.
Über die rasierte Stelle bekomme ich dann mit ein paar anderen Handgriffen den Zugang zu deinem Hirn."
Wow. Er schaffte es tatsächlich zu umschreiben, dass er meine Haut aufschneiden, wenn nicht sogar bohren musste.
Chanyeol hatte für mich vorher schonmal im Internet geschaut, wie eine Hirn- OP ablaufen kann und allein da war mir beinahe schlecht geworden.
"Danach wird die Hirnhaut eröffnet und das darunter befindliche Kleinhirn mit einem sogenannten Hirnspatel etwas weggehalten. Zuvor wird, damit das Hirn weich ist und für den OP-Zugang Platz geben kann, ein wenig Hirnwasser abgelassen. Unter dem OP-Mikroskop kann ich nunmehr vorsichtig in den Spalt zwischen Kleinhirn und dem Felsenbein, in dem sich das Innenohr und das Gleichgewichtsorgan befinden und der Gesichtsnerv verläuft, in die Tiefe vorgehen. Das Gewebe des Kleinhirns wird dabei nicht beschädigt." erklärte Dr. Choi nun in bester Ärztemanier weiter, während ich die Worte nur noch am mir vorbei rauschen ließ und mich mehr auf Chanyeols Hand konzentrierte, die noch immer beruhigend über meine Schulter strich.
Doch auch konnte ich die angst und die Nervosität spüren, die von ihm ausging.

"Zunächst wird die Tumorkapsel eröffnet und der Tumor innerlich ausgehöhlt. Dazu werden zum Beispiel ein Ultraschallzerstäuber und eine so genannte bipolare elektrische Pinzette eingesetzt. Es wird meist zunächst nach unten und in Richtung Hirnstamm vorgegangen, um die unteren Hirnnerven und den Abgang des 7. und 8. Hirnnerven aus dem Hirnstamm sicher darzustellen. Nach dieser OP-Phase ist meist eine Reizung des Sehnervs durch eine Sonde möglich, so dass man seinen Verlauf sicher bestimmen kann. Es schließt sich das operative Vorgehen in Richtung oben-vorn an, oftmals bis zum Kleinhirnzelt und zum sensiblen Gesichtsnerven."
Während der Chirurg weiter redete, hatte ich meinen Kopf gegen Chanyeol gelehnt und die Augen geschlossen, da ich lieber nur schwarz sehen würde, als dieses Nichts, wenn ich die Augen offen hatte.
Unter all dem was der Arzt da redete, konnte ich mir nichts vorstellen.
Aber es hörte sich genauso übelerregend an, wie das was Chanyeol und ich heute morgen noch gelesen hatten.
"Am Ende schau kontrolliere ich nochmal, ob eventuell entstandene Blutungen dann geschlossen sind und nähe ich die Öffnung hinter deinem Ohr mit mehreren Schichten, klebe ein großes Pflaster auf und lasse dich dann zur Überwachung auf die Intensivstation bringen, bis du wach wirst und ganz bestimmt endlich Farben sehen wirst." redete er mir gut zu.

"Kann irgendetwas ungeahntes passieren?" fragte mein Vater gleich.
"Ich denke nicht. Über die Monate hat man mir Baekhyuns Untersuchungsdaten zukommen lassen.
Seine Werte sind wirklich gut.
Die Chancen stehen sehr gut, dass wir den ganzen Tumor mit einmal entfernen können und mittelmäßig, dass er in der Lage sein wird zu sehen, wirklich zu sehen.
Machen Sie sich keine Sorgen, Mr. Byun.
Dass sich das alles nun so ergeben hat, ist eine Überraschung, aber dies ist mir in solchen Fällen tatsächlich schon ein paar mal passiert und dennoch kann jeder von ihnen jetzt mit Farben sehen." nahm er meinem Vater die Sorgen und auch mir.
Das hieß, dass ich dennoch Farben sehen konnte, obwohl sich das Ding in meine Kopf es anders überlegt hatte.
"Können wir nach der OP dennoch zu ihm, wenn er auf der Intensivstation liegt?"
Löcherte Chanyeol und griff mit seiner freien Hand nach meiner.
Die Hand auf meiner Schulter ruhte nun.
"Ich werde es einrichten lassen." versprach Dr. Choi, bevor er mir noch erklärte, auf was ich in den nächsten Stunden bis zur OP zu achten hatte.
Ich durfte weder essen noch trinken und sollte mich nicht zu sehr aufregen, sondern ruhig bleiben.
Es gab keinen Grund zu Aufregung, beteuerte er.

Der hatte leicht reden, ihn betraf diese Operation auch nicht.
Er musste nur dafür sorgen, dass ich lebendig wieder aus dem OP kam und normal und ohne weitere Einschränkungen weiter leben konnte.
Wenn nicht, dann würde ich alles in Bewegung setzten, damit er nicht mehr ruhig schlafen würde.
Denn auf mich wirkte Dr. Choi sehr vertrauenswürdig, obwohl ich ihn nicht sehen konnte.
Aber ich fand es gut, dass er uns alle darauf vorbereitet hatte, was mich erwarten würde.
Er verabschiedete sich schließlich und ließ mich mit Appa und Chanyeol zurück.

"Ich werde die ganze Operation über vor dem Saal hocken und warten, bis sie dich rausbringen." versprach Chanyeol mir und küsste meine Schläfe.
Appa lachte.
"Der Gang mit den Operationssälen ist für uns nicht zugänglich.
Aber wir können an der Tür zu den Sälen warten, Chanyeol."
Leise fluchte der neben mir nur etwas, aber brabbelte so leise, dass ich ihn nicht verstehen konnte.
"Und sobald du aus dem Krankenhaus entlassen wirst, machen wir unseren kleinen Ausflug." erinnerte er mich an gestern.
Ich lächelte und nickte.
"Ausflug?" Appa hatte Chanyeol gehört und ich konnte vor meinen geschlossenen Augen sehen, wie er erwartungsvoll auf eine Antwort die Augenbrauen hob.
"Ich habe Ihrem Sohn versprochen, dass wir einen Campingausflug machen, sobald er aus dem Krankenhaus ist." ließ Chanyeol ihn wissen.
Ich hörte meinen Vater wirklich erfreut über diesen Gedanken lachen.
"Ein Zelt kann ich euch geben. Irgendwo in meinem Arbeitszimmer habe ich noch ein großes.
Aber werdet mir ja nicht von einem Bären gefressen." gab er seine Zustimmung.
Chanyeol und ich stiegen ebenfalls in das Lachen mit ein.
"Wenn dann wird der von einem Pinguin gebissen." kicherte ich.
"Dann lass ich dich aber von einer Robbe ins Wasser ziehen." drohte er mir und zog mich an sich.
Ich seufzte.
"Wenigstens kann ich im Sommer nicht so frieren, wie du damals." zog ich ihn auf und wünschte einfach unbeschwert noch eine Weile in diesem Moment zu verharren, in der Ruhe vor dem Sturm zu bleiben und nie in ihn zu geraten.
Denn obwohl mir viele Sorgen genommen wurden, hatte ich dennoch eine Heidenangst und versuchte sie im Moment im Lachen und Kichern zu übertönen, selbst wenn sie in meinem Kopf lauter als ein Brüllaffe in meinen Gedanken schrie.

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