Breakfast

218 18 7
                                    

Ich klopfte von innen an die Tür, als ich fertig war mit anziehen und sofort trat Suho ein, schaltete jedoch das Licht an, da das mit den Kontaktlinsen sonst schwierig geworden wäre.
"Dein Vater hat mich letzte Nacht angerufen und mir von dem Gespräch von deiner Mutter und dir erzählt." setzte er mich in Kenntnis.
Stumm sah ich irgendwo hin und schlang die Arme um mich.
Toll.
Dann wusste er bestimmt auch, dass ich von meiner Mutter geschlagen wurde und das auf meiner Wange davon ganz bestimmt ein Abdruck zurück geblieben war, den auch Chanyeol gesehen haben musste, doch er hatte sich dies noch nicht anmerken lassen.
"Wenn irgendetwas ist, du weißt, dass du jeder Zeit mit mir reden kannst, Baek." erinnerte er mich und ich nickte ein wenig in mich gekehrt.
"Mir geht's gut." brabbelte ich und seufzte leise.
Suho wirkte nicht sonderlich überzeugt, so hatte ich mich jedoch auch nicht angehört.

"Taeyeon hat heut früh im Namen von Chanyeols Mutter angerufen und ihn krank gemeldet." lachte er und setzte anscheinend die kleine Box mit meinen Linsen ab.
"Wir sind bei ihm vorbeigefahren, weil Taeyeon darauf bestand ihn mit zu dir zu nehmen. Eigentlich wollten wir viel früher hier sein."
Mein Pfleger schüttelte den Kopf.
"Seine Mutter war einverstanden, dass Chanyeol heut nicht in der Schule ist, aber sie meinte, dass wir uns was zur Abmeldung einfallen lassen sollten. Danach sind wir einkaufen gefahren und konnten uns nicht einigen, was wir dir mitbringen, da Krankenhausessen jetzt nicht grade das leckerste ist." erzählte er mir weiter.
"Und du hast recht. Chanyeol ist ein ganz anderer, als der der er mal war." lenkte Suho mit einem Seufzen ein.

Ich riss meine Augen auf, als ich Suhos, durch das Licht, helleren Schatten vor mir wahrnahm, der mir sicherlich meine erste Linse einsetzen wollte.
Er setzte mir erst die eine und schließlich die andere Linse ein, bevor er mir aus dem Bad half und ich wenigstens ein wenig besser sehen konnte, als noch vor den Linsen.
Chanyeol war dennoch eben dabei die Jalousien im Zimmer nach unten zu lassen.
Als er Suho und mich wahrnahm krallte sich sein Blick schließlich an meine Wange fest, auf die meine Mutter es abgesehen hatte.
Mir kamen die Worte meines Vaters in den Sinn.
So wie er in der Nacht geklungen hatte, hatte er mit dem Gedanken gespielt, sich von meiner Mutter zu trennen.
Ich würde ihm da sicherlich nicht im Weg stehen, wenn er meinte, dass wir beide zusammen allein besser dran wären, was auch hundert pro so war.

"Baekhyun? Deine Wange war gestern aber noch nicht so oder?" sprach Chanyeol erneut an.
Wieder schlang ich meine Arme um mich und setzte mich auf das Bett.
Chanyeol ließ mich mit seinen schwarzen Augen nicht aus seinem Blickfeld.
Von Suho nahm ich wahr, wie er sich anspannte und nach Worten rang zu verteidigen, wieso meine Wange so aussah, wie sie aussah.
"Nachträglich von dem Sturz gestern." log ich mit gesenktem Kopf und mir war klar, das Chanyeol mir dies unmöglich glauben würde.
Taeyeon schüttelte den Kopf, als Chanyeol versuchten wollte weiter zu fragen.
Er blickte zu den zugezogenen Fenstern und seufzte nur.
Ich wollte sicherlich nicht, dass er wusste, was meine Mutter gestern mit mir getan hatte.

Ich setzte mir meine Sonnenbrille auf, die mir von Suho gereicht wurde und sah gleich viel besser.
Taeyeon griff zu eine der Tüten, die sie mitgebracht hatten und holte ein belegtes Brötchen hervor.
Sie tappelte zu mir und drückte es mir in die Hand.
"Ich bin mir sicher, du hast hunger, immerhin hast du seit gestern Morgen nicht mehr gegessen."
Auf ihren Lippen erahnte ich ein seicht verschwommenes Lächeln und ich nahm das Brötchen zögerlich an.
Chanyeol bewegte sich von den Fenstern weg und setzte sich auf das zweite, leere Bett, im Zimmer.
Mit leicht schiefgelegtem Kopf betrachtete mich und schien zu rätseln, was hinter meiner Lüge steckte.
Was wieder typisch für ihn war, war dass er ohne zu fragen einfach etwas machte, was es mir angenehmer machte zu sehen und mich sogar in einem Krankenhaus ein wenig wohliger zu fühlen.
Andere hätten mich gefragt, ob sie das Zimmer abdunkeln sollten, die von meiner Einschränkung wussten.
Er machte es einfach, als wäre es das normalste der Welt, was vielleicht auch daran liegen konnte, dass seine Tante genauso wenig Farben sehen konnte, wie ich.

Bestimmt bald zehn Minuten nagte ich an meinem Brötchen, da mir zum einen Chanyeols Blicke nicht fernblieben und Taeyeon andauernd etwas von mir wissen wollte, der einzige, der Stumm blieb und mich nicht mit Blicken nervte, war Suho.
Er saß auf einem Stuhl und starrte die Tüten an, als würde er sich selber etwas nehmen wollen.
Hin und wieder sah Taeyeon ihn warnend an, was ihm ein seufzen entlockte, aber er sagte nichts.

Als Chanyeol aufstand und sich ein Joghurtmüsli nahm, sah Suho wieder zu Taeyeon, die nur große Hundeaugen machte.
Taeyeon jedoch schüttelte nur den Kopf.
"Wieso lässt du ihn nicht essen?" platzte Chanyeol mit meinen Gedanken heraus.
Taeyeon grinste breit zu Suho und sah wieder zu dem gegenüber von mir.
"Er ist zu dick." stellte sie fest und Suho wirkte auf seinem Stuhl auf einmal ziemlich beschämt.
"Immer wenn er abends von Baekhyun nach Hause kommt, isst er den halben Kühlschrank leer. Dabi weiß ich, dass er bei Baekhyun mit isst und sogar selber ab und an mal kocht." erklärte sie uns.
"Mittlerweile passt er nicht mal mehr in den Anzug, den er zu unserer Hochzeit tragen will.
Da hab ich einfach angefangen ihn auf Diät zu setzen. Ihm passt es nicht. Mir schon.
Ich meine sein Anzug soll nicht aus allen Nähten platzen, wenn er auf mich am Altar wartet. Unser Kühlschrank hat mittlerweile sogar einen Zeitregler. Er geht nur auf, wenn ich Zuhause bin."
Chanyeol und ich prusteten los.
Suho wirkte nur noch beschämter und hätte sich am liebsten in seinem dunkel aussehenden Pullover verkrochen.
"Ich dachte, das wären alles Muskeln." scherzte Chanyeol. "Jetzt wirkt er mir gegenüber nur noch halb so bedrohlich." er grinste in die Richtung meines Pflegers, der nur vor sich hingrummelte und den Kopf gesenkt hielt.
"Dafür musst du dich doch nicht schämen. Ich meine ein bisschen pummelig zu sein schadet nicht. Aber Taeyeon darf dich nicht zum Hungerhaken werden lassen." zog ich Suho auf, der nur noch seufzte und ziemlich verzweifelt wirkte.

"Dann hab ich ja nichts mehr von ihm. In das Fitnessstudio geht er jetzt auch mit mir." erwähnte sie auch noch.
Wieder grummelte er etwas unverständliches.
Taeyeon warf ihm nur einen Handkuss zu und kicherte.
"Das ist doch alles nur zu deinem besten, aber du kannst dir einen Apfel nehmen, Liebling."
Sofort sprang Suho auf und stürzte sich auf eine der Tüten.
Ich glaube so schnell hatte ich ihn noch nie aufstehen sehen.
Aus eine der Tüten zog Suho Äpfel heraus, doch es waren keine normalen, sondern welche mit irgendwas überzogen, da sie auf den ersten Blick nicht so schimmerten, wie die normalen.
"Ich meine die richtigen und nicht die." mahnte die Frau im Zimmer und verschränkte neben mir auf meinem Bett die Arme.
Suho seufzte und steckte die Packung wieder weg.
"Nur einen Schokoapfel." bettelte er wie ein kleines Kind.
Taeyeon blieb überraschend streng, aber ließ nach.
"Einen halben, aber dafür gehen wir heute Abend im Park joggen, eine halbe Stunde und auf voller Geschwindigkeit." setzte sie fest.
Suho fuhr sich verzweifelt durch die Haare.
"Ich hätte mich mit einer Mc Donalds Bedienung verloben sollen und nicht mit einer Personal Trainerin." murrte er verständlich.

Chanyeol und ich brachen nun entgültig in lachen aus, während Taeyeon und Suho sich gegenseitig aufzogen und auf spaßigem Wege stritten.
Doch die ganze Stimmung ebbte ab, als die Tür ohne zu klopfen aufging und wir alle vier zur Tür blickten.

Colourfull DesireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt