Nur mit mühe quälte ich mich den nächsten Tag in die Stube herunter zu Suho, der mich vor ungefähr zwei Stunden nach dem Unterricht von der Schule abgeholt hatte, da Chanyeol heute nicht da war.
Ich machte mir ernsthafte sorgen um ihn und das nur weil ich gestern keinen klaren Gedanken herausbekommen habe.
Er musste mich hassen.
Chanyeol hatte sich in mich verliebt und alles was ich fertig gebracht hatte war ihn nach mehr Zeit für eine klarere Meinung meinerseits zu bitten und ihn im selben Atemzug noch zu küssen.
Ich war dankbar, dass Chen das Thema heute nicht unter meine Nase gerieben hatte, dass er Chanyeols Namen nicht in den Mund genommen hatte, aber so wie Jongin mich den ganzen Tag ansah, war mir klar, dass Chanyeol ihm erzählt haben musste was gestern zwischen uns vorgefallen ist.
Auch vor ihm fühlte ich mich schlecht und ein wenig verarscht, da mir seine Blicke auf die nerven gingen.
Ich wusste ich hatte Mist gebaut, da musste er nicht noch darauf herum hacken."Suho?" meine Stimme erklang leise und verzweifelt in der Stube wieder und er drehte sich von dem Sofa aus zu mir.
"Was ist los, Baekhyun? Probleme mit den Hausaufgaben?" fragte er mich munter und legte das Handy in seiner Hand auch noch weg.
Ich schüttelte den Kopf und tappste zu einem der Sessel in der Wohnstube.
Suho sah mich abwartend an und hatte aufmerksam den Kopf schief gelegt.
"Was ist dann falsch?" löcherte er weiter.
Ich seufzte und wusste nicht wie ich meine Frage formulieren sollte, ohne dass die dumm klingen würde.
Aber meinen Vater wollte ich danach nicht fragen, da es zu peinlich wäre und er dann mit Gegenfragen nicht lockerlassen würde und meine Freunde würden mich auslachen.
Chanyeol konnte ich auch nicht fragen, da es um ihn ging.
Verunsichert sog ich die Luft ein.
In meinem Zimmer erschien mir diese Frage wesentlich schlauer. Nun jedoch fühlte ich mich ziemlich dumm herunter gegangen zu sein und jetzt hier zu sitzen und mich totzuschweigen."Wie..." ich sah auf irgendeinen Punkt in der für meine Augen angenehm dunklen Wohnstube, während ich spürte, dass meine Wangen fürchterlich warm wurde und ich jetzt schon wusste, dass es peinlich für mich werden würde, aber ich hatte keine andere Hilfe.
"Wie fühlt es sich an verliebt zu sein?" brachte ich meine Frage hervor.Der auf dem Sofa lachte leise, aber nicht weil er meine Frage lächerlich fand, dass sah ich ihm an.
Suho schien es niedlich zu finden, dass ich ihn das fragte, da er mich ansah, wie ein kleines Kind das eben nach dem Sinn des Lebens gefragt hatte."Baekhyun. Das ist eine schwere Frage." begann er seine Antwort und innerlich schlug ich meinen Kopf für diese bescheuerte Frage gegen die Wand.
Aber Suho musste doch eine Antwort wissen.
Er hatte Taeyeon, er war mit ihr verlobt, sie würden heiraten, da konnte er mir doch nicht klar machen, dass er nicht wusste, wie es sich anfühlte jemanden zu lieben oder verliebt zu sein.
"Lass mir einen Moment zum Überlegen." er lachte wieder und schüttelte den Kopf.
"Das hat mich noch nie jemand gefragt."
Suho fuhr sich durch die Haare und sah zur Seite.
Eine ganze Weile blieb er ruhig, bevor er versuchte mir zu antworten.
"Du weißt, dass ich Taeyeon seit dem Kindergarten kenne."
Ich nickte und er redete weiter.
"Wir standen uns immer nahe, haben uns seit dem ersten ansehen gut verstanden, auch wenn sie manchmal herrisch sein kann, aber das macht sie zu einem Teil aus.
Als Kinder war uns dieses 'Verliebt sein' nie wirklich bewusst. Man hielt Händchen und spielte diese nervigen Prinz- und Prinzessinnenspiele, aber ernst war es nicht.
Es war kindliche Naivität mit der man das Thema Liebe anging.
Ein Mädchen mochte einen Jungen? Es war Liebe und umgedreht genauso.
Das ganze blieb bis in die sechste oder siebte Klasse so.
Taeyeon und ich waren enge freunde.
Aber je älter wir wurden, umso stärker unsere Freundschaft wurde, umso mehr veränderte sich etwas in mir.
Ich freute mich jedesmal sie zu sehen, vermisste sie fürchterlich, wenn sie nicht um mich war, dachte viel an sie.
Aber für mich war das normal. Ich hatte Taeyeon immer vermisst, wenn ich sie nicht sehen konnte oder hatte mich gefreut, wenn ich sie gesehen habe, aber ich habe mir nie so viele Gedanken um sie gemacht.
Immer wenn sie nicht bei mir war, habe ich mir vorgestellt, was sie wohl machen würde, oder ob jemand anderes bei ihr war.
Immer wenn wir uns durch einen Zufall berührt haben, habe ich mich gefühlt, als würde ein Haufen Schmetterlinge in mir Amok laufen."
Ich erinnerte mich daran, wie Chanyeol meine Hand im Krankenhaus gehalten hatte und wie alles in mir gekribbelt hatte."Spätestens da fiel mir auf, dass etwas nicht stimmen konnte.
Auch Taeyeon hatte sich verändert.
Sie war nicht mehr die kleine garstige Prinzessin, sie war dezenter geworden, von der kleinen Prinzessin zu einer reifen und erwachsenen Königin.
Mir fing an aufzufallen, wie hübsch sie aussah, wie schön sie lächelte oder wie ihre Augen immerzu strahlten, als würde sie der Sonne zeigen wollen, dass ihre Augen schöner leuchten können.
Irgendwann war ich dem verfallen, war von ihr hin und weg, immer wenn ich sie sah, wollte ich sie nicht mehr hergeben, sie nicht verlieren und keinen Tag in meinem Leben missen.
Sie kam in der zehnten Klasse dann an und meinte mit ihrer typischen, direkten Art, dass sie mit mir auf ein Date wollen würde.
Ich konnte ihr keinen Wunsch verwehren, also sind wir an dem Abend essen gegangen. In einem McDonalds.
Nicht besonders romantisch, aber uns kam dies einem teuren Italiener oder Franzosen nahe.
An dem Abend waren wir beide komisch.
Sie ungewohnt schüchtern und ich nicht sonderlich gesprächig, mehr nervös darauf, wie dieser Abend verlaufen würde.
Als ich sie dann nach Hause gebracht habe, hat sie angefangen aus heiterem Himmel darüber zu reden, wie wir beide uns verändert haben, und das wir anders geworden sind.
So ernst habe ich sie vorher noch nie erlebt, aber ich verstand was sie meinte, ich sah es genauso und erst als sie meinte, dass ihr die gleichen Kleinigkeiten an mir aufgefallen waren, wie mir an ihr, merkte ich, dass ich mich wohl oder übel in sie verliebt hatte." endete er.Ich hatte ihm aufmerksam zugehört und glich einzelne Sachen mit mir und Chanyeol ab, während ich mir nun erklären konnte, wieso Suho seiner verlobten den Antrag in einem McDonalds gemacht hatte.
Es war genauso unromantisch wie ihr erstes gemeinsames Date.Viele Dinge aus Suhos Geschichte waren anders, als bei Chanyeol und mir, aber das war mir klar.
Aber es haute einiges hin, war fast gleich.
Immer wenn Chanyeol nicht in meiner nähe war, vermisste ich ihn, wenn er mich morgens zur Schule abholte und nachmittags mit zu mir kam oder ich zu ihm freute ich mich ihn zu sehen.
Wenn wir uns durch Zufall oder gewollt berührten kribbelte es überall und es wollte nicht mehr aufhören.
War ich wirklich in Chanyeol verliebt?"Konnte ich dir weiterhelfen?" fragte Suho mich und langsam und wage nickte ich.
Ich war in ihn verliebt und hatte es nicht selber mitbekommen.
Ich war dumm, so dumm. Aber auch konnte ich nicht wissen, wie es sich anfühlte verliebt zu sein.
Man hatte mir zu meiner Geburt kein Handbuch gegeben, in dem beschrieben stand, wie sich welches Gefühl anzufühlen hatte, was wirklich hilfreich gewesen wäre, da ich nun schneller dahinter gekommen wäre.
Suho hatte recht. Man merkte, dass etwas anders wurde, aber es wurde einem nie wirklich klar was sich geändert hatte oder was es war was diese Veränderung war, bis man der andere sagen würde, dass es genauso wäre oder ich in meinem Fall Suho nach Rat fragte.
Die wirklich auffälligste Änderung war für mich erst der erste Kuss zwischen uns gewesen, der dieses neuartige, bessere Kribbeln mit sich gebracht hatte.
Aber hätte es mir da nicht schon klar werden können?
Ich hatte es jedoch alles nur auf meine Verwirrtheit geschoben und hatte nicht mitbekommen, was Chanyeol mit seinen Worten gemeint hatte.
Er meinte ich würde etwas bestimmtes bei anderen auslösen, aber eigentlich hatte er dieses Kribbeln bei sich gemeint.
Ich hatte ihn nie verletzt, er hatte sich nur in mich verliebt und ich hatte es nicht gesehen, hatte diese Veränderung die mit ihm durchgegangen ist nicht gemerkt.
Bis eben hatte ich sie nicht mal an mir wahrgenommen und nun bereute ich es Chanyeol gestern abgewiesen zu haben.
Nun hatte ich die Klarheit, was mich so wahnsinnig am Rad hatte drehen lassen, wenn er mich küsste oder ich ihn und aufeinmal wollte ich ihn bei mir haben und ihm sagen, dass ich mich auch in ihn verliebt hatte.
Ich wollte nun mit ihm zusammen sein, war mir bei etwas anderem nie sicherer, wollte im Moment auch nichts anderes als ihn wieder bei mir zu haben und ihn wissen zu lassen, das ich mich auch verliebt hatte, dass ich es nur nicht gemerkt habe und eigentlich deshalb noch mehr Zeit gebraucht hatte."Es geht um Chanyeol oder?" holte Suho mich aus meinen Gedanken.
Ich lächelte dümmlich und nickte.
"Kannst du ihn anrufen und fragen, ob er her kann?" fragte ich ihn leise.
Suho nickte und ich musste nicht mal zu ihm sehen, um zu wissen, dass breit lächelte und bestimmt noch nicht das letzte Wort zwischen uns gesprochen war, eh er Chanyeol wirklich anrufen würde.
"Ging es darum, was letztens in seinem Auto zwischen euch passiert ist?" harkte er nach.
Ich nickte.
Er konnte ja nicht wissen, dass Chanyeol mich davor schon geküsst hatte und selbst danach noch.
"Du hast dich in ihn verliebt, Baekhyun." stellte Suho nun fest und mit einem lauten Seufzer nickte ich.
"Nimm es mir nicht übel, aber ich wusste seid dem Krankenhaus damals, als du hingeschubst wurdest, dass das mit euch mehr werden würde. Ihr seid einfach nie das gewesen, was normale Freunde sind." äußerte er seine Vermutung und tappste pfeifend aus der Küche um endlich anzurufen, während ich ziemlich nervös hoch in mein Zimmer strackste und ununterbrochen auf und ab lief, als würde mein Leben davon abhängen.
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Colourfull Desire
FanfictionMan sagt immer die Welt sei doch kunterbunt und zwischen schwarz und weiß verbirgt sich auch ein bunter Regenbogen, doch was wenn es in meinen Augen nie einen Regenbogen gab oder geben würde? Seit ich denken kann sah ich keine, wie man es beschrieb...