The Truth Untold

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Ich hatte mich dazu entschieden Chanyeol nachzugehen.
Kaum war ich aufgesprungen und hatte mein Essen nicht mal angerührt, folgte mir Chen und half mir dabei Chanyeol zu finden, der aus der Cafeteria gerast war, nach Jongins dummen Spruch und nachdem er noch sein Tablett abgegeben hatte.
Doch schien Chanyeol sich wohl nicht finden lassen zu wollen.
Eigentlich fiel er einem mit seiner Größe und seinen fast immer düsteren Sachen unter all dem hellen und grauen Wirrwarr auf, aber heute war er nirgends zu sehen.
Neben Chen hastete ich durch das ganze Schulhaus, fragte sogar Lehrer, aber keiner wusste wo der Riese hingegangen war, die meisten wirkten auch eher unglaublich geschockt davon, dass jemand wie ich mich mit Chanyeol abgab.
Aber Chanyeol war gar nicht so grantig, wie zu all den anderen.
Er kam ihnen nur so entgegen, wie er von anderen gesehen wurde.
Ein Charakterzug, der mir an ihm schnell aufgefallen war.

Vor der Cafeteria im Keller der Schule hielten wir wieder und Chen sah mich fragend an.
"Wir waren jetzt in kürzester Zeit überall im Schulhaus. Chanyeol ist nirgends. Vielleicht ist er auch einfach gegangen und wenn er in der Schule sein sollte, dann irgendwo, wo er nicht gefunden werden will." murmelte er und fuhr sich mit einer Hand über das Kinn.
Ich überlegte und wie ein Blitz schoss es mir in die Gedanken, wo er nur noch sein könnte.
"Komm mit."
Chen gab einen erschrockenen laut von sich, als ich ihn mit mir zog.
Es lag nun an ihm meine Augen zu sein, wenn wir die Treppen an jüngeren Schülern vorbeistürmten.
Er musste aufpassen, dass ich nicht fiel oder gegen jemanden rannte, da meine Gedanken nur noch darauf fixiert waren die Etagen bis zu der Tür hochzurennen, die auf das Schuldach führte.
"Baek, ich kann nicht mehr." schnaufte Chen und wollte stehen bleiben, doch ich ließ ihm keine Ruhe.
Chanyeol konnte doch nur noch auf dem Dach sein, da waren wir gemeinsam doch auch gewesen.
Alleine ging er dort bestimmt auch hoch.

"Was willst du hier?" fragte er mich und sah auf die geschlossene Tür vor uns.
Chen legte den Kopf schief und sah mich aus dunklen Augen ein wenig irritiert an.
"Du kannst gehen, Chanyeol ist hier oben." versicherte ich ihm und zwang mir ein lächeln auf.
Er schüttelte den Kopf.
"Wenn er nicht hier ist und du aus versehen vom Dach stolzierst?" hinterfragte er und blieb an Ort und stelle stehen.
Ich seufzte.
"Wenn er hier ist, dann gehst du aber wieder." verlangte ich von ihm.
Nach einem kurzen zögern nickte er.

Entschlossen zog ich die Tür auf, die sogar offen war.
Sofort umhüllte helles Sonnenlicht meine Augen.
Heute war nocheinmal einer dieser spätsommerlichen Tage, die eigentlich nicht mehr notwendig waren.
Es sollte endlich wieder der Winter kommen, damit ich den ganzen Tag wieder ein wenig besser sehen konnte und nicht nur, wenn mal für ein paar Sekunden die Sonne weg war.
Im Winter konnte die Sonne zwar auch scheinen, aber es waren viel mehr Wolken am Himmel.

Chen folgte mir, als ich auf das Dach trat und meine Augen zusammenkniff.
Und tatsächlich konnte ich einen zusammengekauerten dunklen Fleck an der stelle erkennen an der wir gesessen hatten.
Ich blieb stehen und sah zu Chen.
"Da ist er, du kannst jetzt gehen." machte ich ihm klar.
Ich hörte sein leises lachen und spürte wie er mir auf die Schulter klopfte.
"Ich weiß nicht woher du das wusstest, aber da ist er tatsächlich.
Baekhyun, du machst mir langsam ein wenig angst." scherzte er.
Ich wusste nicht wie ich seine Worte nehmen sollte und verabschiedete mich von Chen, um auf den kauernden Chanyeol zuzulaufen.

So wie ich den dunklen Klumpen wahrnahm, hatte er die Knie an die Brust gezogen und seinen Kopf darauf abgestützt, jedoch schien er die Augen geschlossen zu haben, da er mich nicht für voll nahm und ich sein Gesicht in der Helle nicht klar ausmachen konnte.
"Alles okay?" fragte ich ihn leise und setzte mich neben ihn.
Keine Reaktion folgte.
"Channie?" wieso ich ihn bei einem Spitznamen nannte wusste ich nicht, aber eben war es mir einfach so über die Lippen gehuscht.
"Geh bitte einfach wieder." grummelte er nur.
Ich blieb sitzen, lehnte mich gegen die Wand an meinem Rücken und sah in das ewige Weiß mit minimalen Grauabstufungen vor mir.
Ich würde nicht gehen.
Er war hier oben auch für mich da gewesen, jetzt war ich dran ihm beistand zu leisten, ob er wollte oder nicht, das wäre nur fair von mir.
"Nein." meinte ich konsequent und drehte meinen Kopf zu ihm.
Er hatte seine Position noch immer nicht verändert, hatte sich noch immer neben mir zusammengekugelt und sah mich nicht an.
"Doch, ich will dich grad nicht sehen."
So niedergeschlagen wie eben hatte ich ihn noch nie erlebt.
Seine Worte taten weh, aber ich ließ es mir nicht anmerken, blieb bei ihm und würde es auch, bis er wieder so weit war nach unten zu gehen, auch wenn wir hier den ganzen verdammten Tag sitzen würden.
"Ich bleibe, du warst für mich auch da." erinnerte ich ihn und ließ ihn nicht aus den Augen.

Colourfull DesireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt