"Baekhyun!" jemand rüttelte mich wie ein Wahnsinniger an meinen Schultern wach und aus lauter schreck fuhr ich hoch und knallte mit meinen Kopf gegen einen anderen.
"Au." Chanyeol lachte schmerzerfüllt und neben mir senkte sich die Matratze.
Ich drehte mich von Chanyeol weg.
Es war Wochenende und ich würde mich sicherlich nicht von ihm so wecken lassen.
Das konnte er vergessen.
Ich wollte ausschlafen und würde er das nicht in seinen Kopf kriegen, würde ich ihn eigenhändig aus meinem Zimmer schieben, auch wenn ich nicht viel klar sah.
Doch ich kannte mein Zimmer so gut, dass ich mich sogar ohne Linsen und Brille hier zurechtgefunden hätte.
"Baek, wach auf, wir haben heut noch was vor." erinnerte Chanyeol mich an den Ausflug, den er mir einfach so gestern auf den Kopf gedrückt hatte und den ich eigentlich nicht machen wollte.
Es würde mir nichts bringen in die Natur zu fahren, wenn ich von all den Farben doch eh nichts mitbekam.
"Fahr allein." brummte ich und zog mir die Decke über den Kopf.Der in meinem Zimmer seufzte angestrengt und die Matte neben mir hob sich wieder.
Dafür wurde ich aber in der nächsten Sekunde samt Decke aus meinem Bett gehoben und hing auf Chanyeols Armen in der Luft und quäckte, wie ein kleines Kind, was sich bockig stellte.
"Lass mich runter."
Wie wild fuchtelte ich umher und versuchte Chanyeol zu treffen, doch der konnte sich darüber nur amüsieren und setzte mich mit der Decke um mich auf den Füßen ab.
Ich sah dahin wo seine Augen waren und verengte meine.
"Du machst dir grade Feinde." brummte ich und zog meine Augenbrauen zusammen.
Chanyeols Kommentar war nur ein dummes lachen.
"Damit kann ich leben, Kampfpudel."
Aufeinmal war mir sein Gesicht wieder viel zu nahe und ich spürte dieses Kribbeln was ich mir augenblicklich versuchte zu erklären, aber ich scheiterte.
Die einzige Klarheit, die ich bekommen hatte, war das es nur bei Chanyeol auftauchte.
Bei niemandem sonst wurde mir so anders, aber anders im positiven Sinne.
"Suho hätte mich wissen lassen sollen, dass du ein kleiner Morgenmuffel bist." Chanyeol wuschelte mir durch die Haare und legte mir eine Hand auf die Schulter, bevor er mich aus meinem Zimmer führte und in das Bad neben an.
"Ich wäre erstmal dafür, dass du den klaren Durchblick bekommst, bevor wir runter gehen und was essen."
Während er mich den kurzen Weg in das Bad steuerte, nahm ich durch die Fenster wahr, dass es draußen noch dunkel war, was hieß dass es viel zu früh am Morgen war, um aufzustehen und dass es gar nicht meine Zeit war, weshalb mir klar war, wieso ich so mies gelaunt war.Chanyeol drückte mich an den Schultern auf den Klodeckel und suchte im Bad nach den Linsen, bevor er sie da gefunden hatte, wo er sie gestern hingelegt hatte.
"Wo ist Suho?" Ich rieb mir die Augen und gähnte.
"Dein Vater hat ihm Frei gegeben. Ich habe ihm gestern davon erzählt, dass ich mit dir einen Ausflug machen möchte und mich um dich kümmere." erklärte Chanyeol mir.
Ich nickte nur und rieb mir erneut die Augen, bevor ich gähnte und mich streckte.
Mein Körper schrie nach mehr Schlaf, aber man wollte ihn mir ja nicht gönnen und auf dem Klodeckel konnte ich auch schlecht einschlafen.
Am Ende würde Chanyeol mich mit meinem Kopf in die Toilette tunken, nur damit ich wach werden würde und das wollte ich nicht über mich ergehen lassen und auch gar nicht riskieren."Kopf hoch, nicht wieder einschlafen!" mit einer Hand an meinem Kinn hob Chanyeol meinen Kopf und zwang mich ihn anzusehen.
"Ich will aber schlafen." meckerte ich wie ein kleines müdes Kind, was in die Schule musste, aber nicht wollte.
Als Reaktion bekam ich nur ein ausgelassenes Lachen und schnallte, dass Chanyeol mir erneut wieder nahe war und versuchte meinen Blick bei sich zu halten, der wieder abgedriftet war.Mir ging durch den Kopf, was sich gestern zwischen uns im Bad abgespielt hatte, nachdem er mir meine Linsen rausgenommen hatte.
Er hatte mitbekommen wie sehr es mich verwirrt hatte, dass wir uns geküsst hatten und auch das es einer der wenigen Auswege war, wie ich nicht mehr an meinen Kopf dachte.
Doch war er erst der Meinung er sollte mich nicht küssen, nur weil es mir das nachdenken über trübe Dinge nahm und uns beiden in gewisser Maßen half.
Am Ende lief es daraus hinauf das er mir mit dem was er sich, uns, verboten hatte, helfen wollte meine Verwirrung zur Seite zu schaffen und mir über meine Orientierung klar zu werden.Ich hatte gespürt, dass Chanyeol etwas veränderndes in mein Leben gebracht hatte, aber hätte nie so weit sehen können, dass er es sein würde, der mir meinen ersten Kuss schenkt, oder der mich dazu brachte meine Sexualität zu hinterfragen.
Obwohl ich nur bei ihm so komisch fühlte und das Empfinden hatte vor Kribbeln und Prickeln auf meiner Haut kaputt zu gehen.
Bei keinem anderen war dies so und er war der einzige der mich vergessen lassen konnte und das nur durch einen kleinen Kuss.
So sehr hoffte ich Klarheit zu bekommen, wollte sie aber auch nicht. Denn was wäre, wenn es nur eine Phase wäre, dass ich so auf Chanyeol reagierte, welche in ein paar Monaten wieder vorbei war.
Was wenn das nur die Freude war, dass wir wieder Freunde waren, die mich dazu brachte mich von ihm küssen zu lassen, so zu fühlen, wie ich mich in seiner nähe fühlte.
Vielleicht war das was ich spürte nur Freude ihm gegenüber und dass ich ihn nicht noch mal verlieren wollte."Augen auf." wies Chanyeol mich an, als er eine der Linsen herausfischte und sie mir ins Auge setzen wollte.
So weit ich konnte riss ich meine Augen auf, bevor er auf jeder Seite eine der Kontaktlinsen einsetzte und mich zufrieden ansah.
Er war einer der wenigen, die mich trotz meine Augenzitterns ansahen und nicht dabei waren deshalb das Weite zu suchen, weil es unheimlich aussah.
Ich schätzte ihn dafür, dass er mich so akzeptierte wie ich durch meine Farbenblindheit war, dass er mich nie vollends bemitleidet hatte, weil ich die Welt nicht als Regenbogen, sondern als Schwarzweißfilm sah.
Nie hat er mir das vorgeworfen und sich kaum darüber lustig gemacht und wenn, dann so dass es nicht beleidigend für mich war und ich mit ihm darüber lachen konnte."Dein Pa wartet unten mit dem Frühstück. Ich muss mich nochmal zu Hause reinschleichen, weil ich etwas vergessen hab." teilte Chanyeol mir mit, als wir aus dem Bad kamen und er mich zur Treppe führte.
Chanyeol hatte hier übernachtet, nachdem mein Vater ihn angerufen hat und wollte, dass er mich aufheiterte.
Anscheinend waren alle dagegen, dass ich zu einem der 73% Prozent gehörte, die durch eine gravierende Diagnose einer Depression erlagen und bodenlos verzweifelten.
Aber Appa hätte auch selber mit mir reden können, nachdem er mich angeschrien hat.
Vielleicht hatte er aber angst, dass wir uns dann nur noch mehr anmeckern würden und hat deshalb auf Chanyeol zurück gegriffen.
Er hatte auf Freundschaftliche Ebene einen ganz anderen Hang zu mir und verstand mich auch anders als Appa oder Suho, da beide älter waren als ich und Chanyeol meinem Alter gleich kam.Appa saß auf seinem Stammplatz im Esszimmer und stand sofort auf, als er sah, dass Chanyeol mich aus meinem Bett bekommen hatte.
Er hatte es sich auf dem Teppich bequem gemacht, nachdem er mich nicht zu sehr bedrängen wollte.
Mich hätte es nicht gestört, hätte er mit mir in meinem Bett gelegen, er hatte im Krankenhaus schließlich auch neben mir geschlafen. Aber in der Nacht waren es auch ganz andere Umstände, als gestern nachdem er mich im Bad geküsst hatte und mir dann klar gemacht hatte, das ich über alles mit ihm reden konnte, was meine derzeitige Lage mit meinen Gefühlen, meiner Orientierung, meinem Kopf und dem Tumor betraf.
Danach sind wir wieder in mein Zimmer und ich wollte trotz diesem trägen und kribbelndem Rauschen in meinen Adern einfach nur in frieden einschlafen."Es tut mir leid, dass ich gestern so laut geworden bin."
Mein Vater umarmte mich herzlich. "Du bist mein einziger Sohn und ich wollte einfach nicht, dass du so über den Leben redest, als wäre es jetzt schon verschwendet." murmelte er entschuldigend.
"Ich kann das als Vater einfach nicht in meinen Ohren ertragen, wie du dich so runterziehen kannst."
Ich lachte leise.
"Das musst du auch nicht.
Ich verstehe es auch nicht, aber wenn solche Gedanken einmal da sind gehen sie nicht mehr.
Appa, ich verstehe dass ich das Ding überleben kann, das ist nicht das Problem.
Aber ich kann die Kettenreaktion an Gefühlen nicht ausstellen, die über mir zusammenbricht, wenn ich darüber nachdenke, dass es da Risiken gibt, dass vielleicht doch alles enden kann."
Es war das erste mal das ich darüber reden konnte, ohne einen halben Zusammenbruch zu erleiden, auch wenn ich spürte, wie sich mein Körper aufbauschen und wahnsinnig machen wollte, doch ich drängte alles weg.
In meinem Kopf war wie ein Schalter umgestellt worden, der mir nach Tausend malen die Meldung zu kommen ließ, dass ich nicht sterben würde.
Vielleicht war es aber auch einfach nur diese Last um die Angst alles zu verlieren und die Verwirrung von Chanyeol, welches beides nun abebbte, was mich gestern über den Tellerrand hatte gehen lassen.
Doch nachdem man Luft gelassen hatte und ich mich über das andere Thema mit Chanyeol verständigt hatte verspürte ich aufeinmal einen ganz anderen Wind um mich und konnte es aufeinmal kaum erwarten heute mit Chanyeol los zu ziehen.
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Colourfull Desire
FanfictionMan sagt immer die Welt sei doch kunterbunt und zwischen schwarz und weiß verbirgt sich auch ein bunter Regenbogen, doch was wenn es in meinen Augen nie einen Regenbogen gab oder geben würde? Seit ich denken kann sah ich keine, wie man es beschrieb...