Can't Control Myself

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Mein ganzer Körper fühlte sich an, als würde er jeden Moment explodieren und mein Kopf war auf einmal restlos leergefegt, bis auf zwei Gedanken.
Dass mein ganzer Körper, alle Organe, meine Zellen verrückt spielten und das Chanyeol mich küsste.
Mein Kopf riet mir von ihm Abstand zu nehmen, diese Berührung, die mich noch so verwirren und durcheinander bringen sollte zu beenden. Dagegen war mein Herz der Meinung, dass ich in diesem Moment verharren sollte, ihn nicht zerstören sollte, egal was es auch mit sich zog, egal was noch kommen würde.
Mein Herz wollte dass ich diese geballte Ladung an Gefühlen auf mich wirken ließ, sie aufnahm und nie wieder ablegen sollte.

Meinen ersten Kuss hatte ich mir dabei immer ganz anders vorgestellt.
Ich würde mit einem Mädchen, was ich angefangen hatte wirklich zu mögen, durch den Park gehen, ein Eis essen und den richtigen Moment abwarten.
Aber die Realität hatte sich als ganz anders entpuppt und ich wusste nicht wie ich es finden sollte.
Mein Herz fand es gut, mein Kopf blockte ab und das mit ganzer Kraft.
Chanyeol und ich waren Freunde und nun tat er dies hier einfach so.
Er küsste mich, einfach so.
Ich wusste das er auf seinesgleichen stand, aber dennoch war ich überfordert und berrauscht von dem plötzlichen Schwall an Gefühlen, der von allen Seiten auf mich eingerieselt war, als der sanfte, weiche, zarte, kribbelnde Druck von meinen Lippen verschwand, ich meine Augen langsam wieder öffnete und direkt in Chanyeols sah.
Er hatte seine jedoch noch geschlossen und langsam glitten seine Hände von meinen Wangen, sein Gesicht entfernte sich, er drehte den Kopf zur Seite und öffnete dann erst wieder seine dunklen und nun traurig wirkenden Augen.

"Baek... es... das tut mir Leid. Ich... ich wollte das nicht... wirklich nicht." stammelte er, stand genauso unter Schock wie ich in diesem Moment.
Aber anders als er fand ich nicht die Kraft zum Reden, sondern hatte angst, dass dieses Kribbeln aus meinem Körper verschwinden würde, von meinen Lippen verschwinden würde, wenn ich etwas sagen würde.
Doch ich wusste nicht was ich sagen sollte, ob ich etwas sagen sollte.
Chanyeol stolperte ein paar Schritte rückwärts und fuhr sich durch die Haare, während ich ihn immer noch stumm und wie vereist ansah und mein Kopf sich anfühlte, als hätte ich miteinmal nichts mehr da oben drin.
"Scheiße." flüsterte Chanyeol, drehte sich von mir weg und fuhr sich erneut durch die dunklen Haare.

Ich machte den Mund auf, wollte was sagen, hatte das Gefühl etwas sagen zu müssen, aber es kam nichts raus. Meine Stimmbänder waren wie zusammen geklebt und nun nicht mehr lösbar.
Langsam setzte ich einen Fuß vor den anderen und tappste die zehn Schritte auf Chanyeol zu, der am anderen Ende meines Zimmers stand und auf die zugezogenen Vorhänge starrte, als würde er tatsächlich aus dem Fenster sehen können.
"Chanyeol?" meine Stimme war nicht mehr als ein leiser und fragender Hauch.
Chanyeol hatte mich gehört, er hatte den  Kopf gehoben, aber drehte sich nicht zu mir.
"Alles okay?" meine Frage war dumm, aber ich musste etwas sagen, ich wollte dieses schweigen hier nicht mehr haben, was mich in meinen eigenen vier Wänden unbehaglich fühlen ließ, da war sogar das wohlige Kribbeln von eben wieder verschwunden.
Zurück blieb nun die Verwirrung, blanke Verdatterung über das was eben passiert war, was Chanyeol eben getan hatte.
"Ich... ich sollte gehen." er setzte sich in Bewegung und stürmte auf meine Zimmertür zu.
Ich dagegen war schneller und versperrte ihm den Weg.
Er lief gegen mich und erneut war er mir so nah wie eben.
Nur lag in seinen Augen nun Verzweiflung und Wut und angst.
"Nein. Du hast gesagt, dass du mich nicht allein lässt." murmelte ich und versuchte seinen Blick zu halten, doch er brach den Blickkontakt und sah erneut zur Seite.
"Das war bevor..." Er verstummte und sah ziellos in meinem Zimmer herum. "Das war bevor ich dich eben geküsst habe." brummte er und griff nach der Türklinke.
Ich schob mich auch davor.

Erneut war er mir wieder so nah, näher noch als er eben gegen mich gelaufen war und den Gedanken hegte zu gehen.
Wieder schien mein ganzer Körper explodieren zu wollen.
Ich wollte, ohne auf die Worte meines Kopfes zu hören, das gleiche spüren, wie in dem Moment, als er mich geküsst hatte, ich wollte erneut spüren wie sehr mein Körper verrückt spielen konnte, auch wenn ich es nicht sollte.
Mir sollte dieser Kuss nicht gefallen haben, ich sollte so nicht denken.
Chanyeol und ich waren Freunde.
Ich war nicht schwul und dennoch hatte ich diesen Kuss zugelassen und nicht abgewehrt, mich nicht gewehrt.

Colourfull DesireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt