If You Try

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"Baekhyun?" Die Stimme meiner Mutter schnitt mir in die Ohren und ich nahm in der Atmosphäre des Zimmers war, wie sich Chanyeol anspannte.
Suho dagegen blieb entspannt auf dem Stuhl sitzen, den er auch aus dem Gang in das Zimmer geschoben hatte, in dem ich lag.
Den ganzen Tag über war Chanyeol bei mir geblieben, wohingegen Chen und Kyungsoo sich nicht hatten blicken lassen, was ziemlich tief saß.
"Baekhyun, wie geht es dir?" Meine Mutter war in das Zimmer getreten, doch ich nahm sie nur als weiteren dunklen Fleck war.
"Gut." murmelte ich.
Lieber wäre es mir, wenn mein Vater reingeschaut hätte, aber er musste wohl noch seinen Zahlenkram fertig stellen, was ihn manchmal die ganze Nacht kostete.
"Gut? Du wurdest verletzt, mein Junge."
Jetzt spielte sie wieder die besorgte Mutter und tat so, als wäre ich ihr ein und alles.
"War es der da?" Ohne nachzudenken, sah ich wage, wie sie ihren Arm hob und auf Chanyeol zeigte.
"So wie der aussieht, würde mich das nicht wundern."
Chanyeol schnaubte verachtend auf, aber sagte noch nichts.
Suho dagegen mischte sich ein.
"Mrs Byun, Chanyeol hat Ihren Sohn gefunden und den Krankenwagen rufen lassen." machte Suho klar.
Es war das erste mal, dass er Chanyeol verteidigte, aber vermutlich hatte er nach dem was heute passiert war, mitgeschnitten, dass er nichts böses wollte.

Meine Mutter jedoch lachte ungläubig auf.
"Ich kenn diese Art von Trottel der heutigen Zeit. Er muss es gewesen sein, so wie der schon aussieht, mit seiner Gammelhose, so laufen die ganzen Assis in den Ghettovierteln doch jeden Tag herum." meckerte sie und wollte das vermeidlich beste für ihren ach so besonderen Sohn, den sie nicht mal auf eine Schule schicken wollte, wo es für ihn gerechter zugehen würde.
"Eomma, er hat mich wirklich gefunden. Du kannst nicht über jemanden Urteilen den du nicht kennengelernt hast." legte ich meine Hand für Chanyeol ins Feuer und drehte meinen Kopf dahin, wo ihr Schatten stand.
"Chanyeol ist einer von den guten." setzte ich nach.
"Ich bin nicht einer dieser abartigen, der Menschen, wie Ihrem Sohn, weh tun. Mag sein, dass ich es mal war, aber ich habe mich geändert und ich kann Sie verstehen, dass Sie mich kritisch betrachten. Das tun alle und das bin ich langsam einfach nur noch Leid.
Sie glauben mir nicht, wenn ich sage, dass Ihr Sohn und ich super miteinander auskommen, vielleicht denken Sie auch noch ich verprügle ihn hinterrücks.
Wissen Sie, dass wir vielleicht alle Farbenblind sein sollten, um mal einen Hauch mehr hinter Fassaden sehen zu können, wie es Baekhyun tut?"
Bäumte er sich mit seiner Meinung auf, bewahrte aber einen höflichen Ton.

"Ich glaube du solltest dieses Zimmer besser verlassen, Bürschchen." wies sie Chanyeol an.
"Er bleibt." stieß ich gegen sie und wusste sie würde mir den Kopf dafür wegstandpauken.
"Sie können die Wahrheit anscheinend nicht sehen. Glauben Sie mir, alle in Ihrem stand sind so. Ich selber kann davon ein Lied singen." setzte Chanyeol nach und ich war mir sicher meine Mutter war kurz vor der Explosion.
Aber Chanyeol hatte recht.
Die Wahrheit konnte sie nicht ertragen.
Sie wollte auch damals nicht glauben, dass ich nicht in der Lage war Farben wahrzunehmen.
Mit aller kraft versuchte sie mir beizubringen welcher der Grautöne vor meiner Nase welche Farbe war.
Ich hatte aufgehört zu zählen, wie oft sich meine Eltern damals gestritten hatten, da mein vater total damit klar kam, dass ich eine kleine Einschränkung hatte, dass ich besonders war, wie er es damals immer Liebevoll ausgedrückt hatte.
"Baekhyun, ich denke deine Mutter hat recht, ich sollte gehen. Wir sehen uns Morgen." Chanyeol stand aus seinem Stuhl auf und sein dunkler Fleck brauste aus dem Zimmer.

Meiner Mutter entfiel ein erleichtertes seufzen.
"Mit sojemanden solltest du dich wirklich nicht abgeben. Er ist kein guter Einfluss für dich."
Für sie war alles kein guter Einfluss für mich, der nicht ihrem perfektem Bild entsprach. Sie fand sich sogar kaum damit ab, dass ich Chen und Kyungsoo als Freunde hatte, dass ich Freunde hatten die mich akzeptierten, nur stand ich mit denen zur Zeit ein wenig auf Kriegsfuß.
"Alle die in deinen Augen nicht perfekt sind und nicht genug Geld haben sind kein guter Einfluss auf mich." bockte ich und sah von ihrem Schatten weg.
Es nervte eben total, dass ich kaum was sehen konnte.
Ich hoffte, dass mir mein Vater oder Suho meine Linsen bringen und einsetzen könnten, denn meine Mutter würde das sicherlich nicht über sich ergehen lassen.
"Vielleicht solltest du dir auch mal ein nettes Mädchen ausgucken." fing sie mal wieder mit der Spur an.
"Suho, Sie gehen jetzt." schickte sie meinen Pfleger weg, der sich von mir verabschiedete.
Ich fragte ihn, ob er mit meine Linsen bringen könnte, wenn er morgen wieder kommen würde, da ich bis zum Ende der Woche, wenn nicht sogar noch länger hier fest hing, da ich eine Gehirnerschütterung hatte und man mich noch auf Folgewirkungen beobachten wollte.
Er bejahte und verschwand schließlich, bevor meine Mutter ihren Faden weiterspannte.

"Du bist ein schöner Junge und du interessierst dich für Mädchen. Such dir endlich eins. Ich will bei Zeiten meine Enkel haben und wir müssen die Firma in sicheren Händen halten."
Innerlich lachte ich auf.
Was wäre wenn ich mich nicht für Mädchen interessieren würde?
Das konnte sie doch kaum wissen.
Sie sah es als selbstverständlich an, ich hätte auch genauso gut schwul sein können.
Was ich aber nicht war.
"Ich bin erst siebzehn, keiner will in meinem Alter Elternteil werden." argumentierte ich und sah noch immer von der Stelle weg, an der sie sich befand.
Jetzt würde sie mir sicherlich die Geschichte von ihr und Appa vor die Nase setzen und das die beiden ja auch mit achtzehn geheiratet hatten, weil es ihre Eltern so wollten.
Wo blieb denn da bitte die Romantik?
Zumal die Hochzeitsbilder nicht so wirkten, als hätten meine Eltern sich sonderlich gut verstanden.
Sie hatten eher gestellt gewirkt und sie konnte mir doch nicht klar machen, dass sie lieber Heiraten, anstatt die Welt sehen wollte, so wie es normale Menschen in meinem Alter wollen würden.
"Viele junge Mädchen würden aber jemanden wie dich haben wollen."
"Jemand wie ich, will aber nicht." setzte ich dagegen und konnte ihren giftigen Blick auf mir spüren.
"Wenn ich jemals herausfinden sollte, dass du..." sie unterbrach sich selber, bekam ein Wort, was jeder andere mit Leichtigkeit über die Lippen bekam, nicht aus ihrem Mund.
"Dass ich was sein sollte? Schwul? Selbst wenn es so wäre, könntest du nichts daran ändern.
Wir leben in einer Zeit, in der das zur heutigen Kultur gehört und nicht mehr im Mittelalter."
Noch nie hatte ich so mit meiner Mutter geredet, aber es tat gut endlich aus meinen Hüllen zu brechen.

Schweigen folgte, bevor sie mir mal wieder drohte.
"Sollte sich herausstellen, dass du auf sowas, wie jemand gleichgeschlechtliches stehst, weißt du, was dir blüht."
Sie würde mich in irgendeine Anstalt schicken, in der man mir das Austreiben würde.
Als wir umgezogen waren, hatte sie eine ganze Kiste mit Flyern solcher Anstalten mit sich geschleppt, da sie mich in Seoul dabei erwischt hatte, wie ich aus versehen auf einen Yaoi geklickt hatte, der vielleicht nicht der jugendfreieste war.
Das sie sofort so reagierte, obwohl ich ihr klar gemacht hatte, dass dies keine Absicht war, hatte die Mutter-Sohn-Beziehung zwischen uns nur noch mehr geschwächt.
"So sollte keine Mutter mit ihrem Sohn umgehen." grummelte ich und schrie erschrocken auf, als ihre Hand klatschend auf meiner Wange landete.
"Ich lasse mir von dir doch nicht über den Mund fahren.
Ich bin deine Mutter, habe dir das Leben geschenkt, also werde ich wissen, was das beste für dich ist." machte sie mir klar.
Voller Scham zog ich mich so unnauffällig, wie es nur ging unter meiner Decke zurück.
Meine Kopfschmerzen setzten wieder ein und ich wollte nur noch meinen Vater hier haben, oder Chanyeol.
Beide wären mir Lieber als dieses Monster, was mich in die Welt gesetzt hatte.
Aber dennoch tat es gut, dass ich endlich meiner Meinung dampf gemacht hatte.
"Du wirst mit diesem Assi, der hier war nie wieder einen Ton wechseln." pries sie an.
Ich schüttelte den Kopf.
"Das kannst du nicht bestimmen." murmelte ich und sah auf meine Fuße, während mein Kopf vor sich hin pochte und mit weh tat, vorallem die Wange, auf der bestimmt ein Abdruck zurück bleibe würde.
"Du wirst mir nicht vorschreiben, wie ich mit dir umzugehen habe. Solange du die Füße unter meinem Dach hast, tanzt du nach meiner Pfeife.
Du kannst heilfroh sein, dass dein Vater andere Ansichten vertritt, sonst würdest du ganz bestimmt nicht so viele Freiheiten besitzen." machte sie mir zitternder Stimme klar.
Ohne sich auch nur zu verabschieden raste sie aus dem Zimmer und schmiss die Tür hinter sich zu.
Sollte mir nur recht sein, jetzt wusste ich wo ich bei ihr stand und sie wie bei mir.

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