Different Sides Of Life

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"Bei dir ist ja keiner Zuhause." stellte Chanyeol fest, als ich vor meiner Haustür den Rucksack auf dem Boden abstellte und meinen Schlüssel heraussuchte, den Chanyeol mir sofort abnahm, um selber die Tür zu öffnen.
Er hielt mir die Tür auf und ließ mich zuerst eintreten.
Unschlüssig blieb er im Licht des Tages stehen.
Im Haus waren überall die Vorhänge zugezogen, mein Vater hatte es definitiv gut mit mir gemeint.
"Ja ich bin alleine da.
Suho hat frei und meine Eltern sind arbeiten." ließ ich ihn wissen.
Chanyeol sah mit seinen dunklen Augen in das Foyer und mir wurde klar, dass er vor mir in diesem Haus gewohnt hatte und nun in einer total gegensätzlichen Gegend wohnte.
Für ihn musste das hier der blanke Horror sein.

So schnell wie sein Fassade gebrochen war, setzte sie sich wieder zusammen und ohne gefragt zu werden plätscherte in das Haus, nachdem er den Schlüssel gezogen und meinen Rucksack aufgehoben hatte.
"Bevor du noch irgendwo gegenläufst, sollte ich wenigstens hier bleiben bis einer deiner Elternteile zurück ist." murmelte er locker und trug meine Tasche ohne sich groß umzusehen in die Küche.
Ich sah ihm nur ungläubig hinter her, als er zurückkam und anbot mich in die Küche zu führen.
Jedoch lehnte ich ab, ich war keine drei oder vier mehr und konnte selber laufen, außerdem war das ganze Haus für mich abgedunkelt, dass heißt ich konnte bestimmt mehr erkennen als Chanyeol.
Als er das zweite mal in der Küche stand stellte er das Licht an.
Doch durch einen Zeitschalter, um den sich mein Vater gekümmert hatte, war das Licht im ganzen Haus auf meine Augen ausgerichtet, sodass ich die Möbel perfekt erkennen konnte, so wie von Hell und dunkel unterscheiden konnte.
"Lass mich raten, du hast jetzt voll den Überblick?" erkannte Chanyeol und ich nickte.

"Toll bis auf die Uhr am Herd sehe ich nämlich kaum was." seufzte er.
Ich zuckte mit den Schultern. "Das ganze Haus ist auf mich eingestellt, du kannst gehen, mir geht es gut alleine. Nett das du Gesellschaft leisen möchtest, aber ich weiß nicht ob..."
Er unterbrach mich und lehnte sich gegen den Tisch.
"Ob ich es aushalten kann in der Prachtvilla zu stehen, in der ich gewohnt hab, obwohl ich jetzt im Gangsterviertel lebe?" erfasste er meine Gedanken perfekt und getroffen sah ich weg.
Chanyeol seufzte, aber schien in keiner weise sauer auf mich zu sein.
"Wenn ich ehrlich bin, es ist seltsam, ja. Aber ich denke ich kann mich mit meinem neuen Umfeld anfreunden und werde wohl auch irgendwann zum Kleinganoven, bis ich als Yakuza rekrutiert werde und ein paar ziemlich coole Tattoos bekomme." bemerkte er bitter und ließ mich nicht grade besser fühlen.
"Ich bin mir sicher, du wirst so nicht." flüsterte ich und behielt ihn im Auge.
Er fasste meinen Blick und wirke auf einmal in sich zusammengesackt und traurig.
"Du kennst mich nicht, Baekhyun."
Da hatte er recht. Aber ich konnte mir Chanyeol mit diesen Yodaohren nicht mit einer Knarre in der Hand vorstellen, oder mit Tattoos auf dem Oberkörper.
Ich weiß nicht was mich ritt, aber ich wurde rot und schüttelte den Kopf, war froh, dass Chanyeol mich kaum sehen konnte.
"Da hast du recht, aber wenn du dich von Leuten wie Sehun fernhältst, dann wirst du so sicherlich nicht enden." redete ich ihm ein.
Er nickte und lachte leise.
"Ich war mal so, kann immernoch rückfällig werden." grummelte er.
"Dann hättest du bei der Kunstlehrerin nichts gesagt, sondern wärst einfach ohne ein Wort rausgegangen, dann hättest du mich auch nicht vor Kris und Sehun verteidigt." führte ich ihm vor Augen und erwischte mich dabei, wie ich einen Schritt auf ihn zu mache.

"Da hast du wohl recht." Chanyeols Miene entspannte sich und ein seichtes Lächeln spiegelte sich auf seinen schmalen Lippen wieder. "Vielleicht werde ich Krankenpfleger und dann übernehme ich Suhos Job und kümmere mich um dich." scherzte er und zuckte zuversichtlicher als eben noch mit den Schultern.
"Mit der Einstellung musst du weitermachen." grinste ich und wusste nicht wieso ich grinste.
"Du scheinst mir so, als würdest du Suho los werden wollen." vermutete Chanyeol.
Ich schüttelte den Kopf und verneinte mit Worten. "Es ist nur, dass er eine Verlobte hat und ich nichts in seinem Leben im Weg stehen will. Er ist für mich wie ein Bruder, aber er hat auch eine tatsächliche Familie und nicht nur mich." ließ ich mich das erste mal aus und seufzte.
Chanyeol lachte. "Dann feure ihn doch und mach mich zu deinem Pfleger. Da hab ich dann schonmal eine Lehre." scherzte er weiter.
Irgendwie konnte ich diesen Scherz gut in der Realität sehen.
"Nee. Dann wäre er sauer auf mich und das will ich nicht." wies ich ihn ab und lief zum Kühlschrank um das zurückgestellte Essen herauszuholen.
Es waren nur Nudeln, aber besser als nichts und wirklich gut kochen konnte ich auch nicht.

Chanyeol stürzte zu mir und nahm mir die Schale ab, bevor der den viel zu hellen Kühlschrank schloss.
"Ich seh die Mikrowelle setzt du dich an den Tisch, ich weiß wo das Besteckt liegen sollte." nahm er mir ab und tappste mit der Dunkelheit vor seinen Augen durch die Gegend, während ich ihn perfekt sehen konnte.
Ich brach in lachen aus, als er mit dem Fuß gegen das Tischbein bretterte und die Schale mit den Nudeln fallen ließ, die aber zum Glück zu blieb.
Chanyeol rief eine ganze reihe an Flüchen aus, die er an seinen kleinen Zeh richtete, was mich nicht grade beruhigte.
"Orange." jaulte Chanyeol vom Boden und verwundert sah ich ihn an.
Er stand auf und humpelte zu der Schale, die noch immer über den Boden rollte.
"Orange steht für Fröhlichkeit und alles gute und lustige." erklärte er mir und ich erinnerte mich an sein komisches Versprechen.
"Vermittelt alles gute und ich hab noch nie jemanden so gutmütigen wie dich getroffen." sprach er weiter und kam bei der Mikrowelle an.
"Theorethisch hättest du mich blind, wie alle anderen hassen können, aber du gehst auf mich zu. Orange steht auch für Offenheit. Könntest du Farben sehen, wäre ich mir sicher, dass Orange deine Lieblingsfarbe wäre." vermutete er und lachte unter den Schmerzen, die sich durch seinen Zeh zogen.
Ich verzog mein Gesicht nur kritisch und wusste nicht wirklich was mit seinen Worten anzufangen.

Gekonnt tippte er auf der Mikrowelle herum und wenige Sekunden später drang ihr helles Licht durch die Küche und ließ mich nur noch wenig sehen.
Mein Lachen hatte sich beruhigt und auch Chanyeol war wieder ruhig.
Noch immer fand ich seine Idee ein wenig absurd, aber wenn er auf dieses Farben beschreibe stand, dann bitte.
Der Leidtragende, jedoch war ich, aber bis zum Ende des Jahres würde ich das überleben müssen.
Danach würde ich ihn bestimmt nie wieder sehen, da meine Eltern mich bestimmt auf eine dieser Megaübereliteunis Schicken wollten auf der niemand Rücksicht auf meine Einschrenkung nehmen würde. Zumindest meine Mutter würde das wollen.
Sie war die erste die dagegen war, als die Ärzte meinten, dass mir wenigstens das Blindenalphabet beigebracht werden soll, wenn ich schon auf keine besondere Schule gehen sollte, doch nichtmal das wollte sie mir gönnen.
"Mein Sohn sieht keine Farben, er ist nicht Blind." hatte sie damals gesagt und ausgebrochen war ein Streit in dem mein Vater mich verteidigt hatte.
Am Ende hatte ich das andere Alphabet gelernt bekommen aber nutzte es kaum, womit ich also kaum noch wusste was was war, wenn ich nicht üben würde.

Ich erschrak, als Chanyeol mir den Teller vor die Nase stellte und sich gegen eine der Arbeitsplatten lehnte.
Ruhig sah er auf dem Boden umher und hob und senkte beim Atmen seine Schultern gelassen.
Zögernd begann ich zu essen und ließ Chanyeol nicht aus den Augen.
So wie er in der Küche stand, schien er sich an etwas aus der Zeit zu erinnern, bevor ich hier wohnte.
Mir war klar er würde mir nichts von dem was war erzählen, also behielt ich meine Frage gleich bei mir.
"Ich würde nicht mit meiner Wohnung tauschen wollen." brach es aufeinmal aus ihm heraus.
"Als ich so gelebt hab, war ich total verschwenderisch, jetzt erst lerne ich teure Dinge zu schätzen und zu wissen was Eltern alles leisten müssen, um ihre Kinder bei Wasser und Brot zu halten." gab er preis und sah sich nun mit gehobenem Blick um.
"Ich bin nicht verschwenderisch, nur weil meine Eltern reich sind." setzte ich dagegen.
Chanyeol lachte auf. "Mag vielleicht an deiner kleinen Einschränkung liegen." vermutete er und zuckte nur mit den Schultern, bevor ich hörte, wie jemand die Haustür öffnete und Chanyeol und ich uns anstarrten, als hätten wir etwas verbotenes getan.

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