Gruppenarbeit in der Schule sah doch immer folgender Maßen aus:
In einer Zweiergruppe schob man die Arbeit von den einen auf den anderen, bis man dann am Ende auflaufen würde und man sich gegenseitig ewig die Schuld zu schob.
In Vierergruppen macht dann einer meistens alles, während der eine immer krank ist, einer die dummen Sprüche von wegen alles eher machen und schneller fertig sein klopfte und der vierte einfach nur abgammelte und auf seine gute Note wartete.
Meistens war der vierte auch der, der sich der Gruppe mit dem Klassebesten suchte, damit ihm eine gute Note garantiert war.Zum Glück hatte meine Geschichtslehrerin das anders im Blick.
Sie achtete genauestens auf jede Kleinigkeit bei einer Arbeit mit mehr als einer Person, vor allem in Gruppen mit vier Schülern oder mehr.
Bei ihr bekamen die, die nie etwas machten eine schlechtere Note, alle die die etwas machten, waren wesentlich besser dran, die die sich den Arsch für alles aufrissen hatten ihre eins in ihrem Beitrag und in ihrer Präsentation schon eingetragen, bevor sie überhaupt eingetragen wurde.
Chen, Kyungsoo und ich waren so eine Gruppe, die ihre Einsen schon immer eher hatten und nur noch vortrugen, um zu zeigen, das wir das gemacht hatten, was uns aufgetragen wurde.
Nur sollte sich das in diesem Jahr ändern, denn Mrs. Lee war schwanger und ging in Elternzeit, was ihr keiner verübeln konnte, nur war der Geschichtslehrer den wir nun hatten die reine Pest.
Er teilte die Gruppen einfach wirr ein.
Meine Hausaufgabe mit dem Bild hatte er mit einer eins minus bewertet, nur um mir zu zeigen, dass er mit meiner Einschränkung wohl keine Rücksicht nehmen würde, wie ich Bilder, oder vorallem die Welt sah, aber ich hatte noch eine eins, was sich meine Mühe lohnenswert gemacht hatte.Mr. Reo zeigte immer auf irgendwelche Leute in der Klasse, die nun in einer Zweiergruppe einen Vortrag ausarbeiten mussten.
Dabei hatte Chen bereits Kris erwischt und Kyungsoo Mina, ein eigentlich ganz nettes Mädchen, mit dem ich auch schon zusammengearbeitet hatte und die mit gegenüber nie etwas schlechtes gesagt hatte.
Sie war eine der wenigen, die nie über Sehuns und Kris Kommentare gelacht hatte, sie war aber auch nie eingeschritten, was sie mich in ihrer Art dennoch schwierig einzuschätzen machte."Dann haben wir noch Park Chanyeol und..." Mr. Reo fuhr mit dem Zeigefinger suchend über seine Liste und ich betete zu allen Göttern im Himmel, dass es mich nicht treffen würde.
Ich dachte, dass Chanyeol der Typ Partner sei, der dann mal am Tag der Präsentation auftauchte und mal nach ein paar Fakten nachfragte.
"Byun Baekhyun." die Götter schienen sich ebenfalls von mir abgewendet zu haben und Chen neben mir schluckte.
"Wenn sich dann bitte die Gruppen zusammenfinden würden? Ich würde gerne die Themen verteilen." merkte der Lehrer an und nur schleppend erhob sich Chen mit seinen Sachen, um zu Kris zu trotten.
Ich stand ebenfalls auf.
Draußen blieb ein eher düsteres und regnerisches Wetter, was es mir leichter machte zu sehen.
"Bleib sitzen!" Rief Chanyeol von hinten.
Die ersten Worte zu mir, seit er mich letzten Dienstag in die Schule gebracht hatte.
Ich drehte mich zu ihm um und sah, wie er mit einer lässigen Handbewegung seine Sachen vom Tisch nahm und mit einer weiteren seinen Rucksack schulterte, bevor er sich zu mir aufmachte und sich gelassen auf Chens Platz fallen ließ.
"Wir sind also eine Arbeitsgruppe." stellte er fest, sagte es aber nur, um das unbehagliche Schweigen zu brechen, was ihm nicht gelang, da ich nur nickte und mit irgendeinem Buntstift in meiner Hand spielte.
Chanyeols Blick biss sich an ihm fest.
"Blau." murmelte er und nahm mir den Stift langsam aus meiner Hand.
"Du kannst mir eine Farbe sagen, aber ich sehe von ihr nie mehr, als einen Grauton." erinnerte ich ihn mit hochgezogener Augenbraue.
Er nickte.
"Lass mich versuchen sie dir zu erklären."
Seine schmalen Lippen verzogen sich zu einem seichten lächeln.Wie wollte er mir den bitte eine Farbe erklären?
War ja schlecht so, dass er sie mit irgendwas anderem blaufarbigen vergleichen konnte, ich sah schließlich nichts an Farben.
"Stell dir das Rauschen des Meeres vor, Wellen, wie sie sich am Strand brechen."
Wenig begeistert ließ ich mich auf sein Spiel ein.
Wie das Meer aussah, hatte ich auf Bildern gesehen, wie es rauschte, hatte ich selber gehört, als ich davor stand. Doch durch das ganze Sonnenlicht konnte ich es nicht wirklich sehen, nichtmal an verregneten Tagen hier auf der Insel, einfach weil das Wasser in natura zu viel Licht reflektierte.
"Stell dir das kühle Wasser im Meer vor, wie es an deinen Füßen kitzelt." beschrieb er mir weiter.
Ich seufzte, aber es klang nicht genervt, wie ich es eigentlich haben wollte, stadessen hatte ich mein Körper auf sein Experiment eingelassen und ich stellte mir all das vor, was er aufgezählt hatte.
"So musst du dir die Farbe blau vorstellen. kühl, aber beruhigend, wenn man es vor sich hat."
Endete er und drehte noch immer den Stift in seinen Händen.
Ich wechselte mit meinen Augen zwischen ihm und den Stift und konnte an dem grauton daran nichts beruhigendes ausmachen, außer grau.
"Experiment fehlgeschlagen." grummelte ich und zog Chanyeol meinen Stift weg.
"Ich wette nicht. Wenn du auch nicht sehen kannst, Baekhyun. Du kannst Eindrücke sehen und fühlen, wie es jemand wie ich nie könnte. Ich habe gelesen, dass Farbenblinde besser Körper lesen können, Gefühle unterscheiden und definieren können, als es normale, wie ich, je erlernen können, da du einige Regungen im Gesicht nicht wahrnehmen kann, weil sie zu klein, zu schattiert sind." erklärte er mir etwas, was ich bereits wusste.
"Du kannst sehen, nicht durch Farben, sondern durch Eindrücke und Gefühle und dass ist mehr wert, als meine Sicht auf das Leben es je sein wird." flüsterte er mir weiter zu und wurde von Mr. Reo unterbrochen."Meine Herren, ich sehe Sie amüsieren sich prächtig gemeinsam, aber nun zu einer Frage.
Nennen Sie mir mal ein paar große und bedeutende deutsche, historische Persönlichkeiten."
Ohne auch nur mit der Wimper zu zucken kam eiskalt und ohne Regung in seinem Gesicht "Hitler." aus seinem Mund.
Ohne dass ich es wollte und völlig überwältigt von dieser coolen und gelassenen kälte über kam ein leises Kichern meine Lippen.
Mr. Reo sah uns entrüstet an und schürzte die Lippen.
"Ich erwarte nicht, dass mit so einem Namen so einfach herumgespuckt wird." meckerte der Lehrer schließlich.
"Aber da Sie das Thema so zu interessieren scheint, gehört Euch der zweite Weltkrieg mit ganzer Vorgeschichte und allen Auswirkungen.
Das heißt: Wie kam es, dass so ein grausamer Mensch an die Macht kam?
Wieso musste es den Krieg geben?
Und die Spaltung Deutschlands."
Gab er uns das Thema, für dass ich Chanyeol nun am liebsten erschlagen hätte.
"Sie beide werden das ganze Jahr gemeinsam Zeit haben ausführlich darüber zu recherchieren, denn dies wird das Thema für Ihre Abschlussarbeit, samt Präsentation sein." setzte Mr. Reo noch eins drauf.Ich sollte das ganze Jahr mit Chanyeol zusammenarbeiten?
Wie ich das finden sollte, konnte ich noch nicht so recht beschreiben, aber klar war, dass ich noch nicht begeistert davon war.
"Bekomm ich wegen dir keine Punkte und ne scheiß Abschlussnote, mach ich dich kalt." fauchte ich dem neben mir zu und verschränkte meine Arme vor der Brust.
"Für was für einen Menschen hältst du mich?"
Ich verzog meine Lippen genervt.
"Darauf willst du nicht wirklich eine Antwort." grummelte ich und fuhr durch meine Haare."Wir treffen uns jeden zweiten Samstag bei mir, das ganze Jahr über, dann können wir gemeinsam recherchieren, du kannst mir über die Schultern schauen, ob ich auch ja was mache.
Ich bin mir sicher, du denkst, dass ich wie einer aussehe, der nur rumsitzt, aber hier geht es nicht nur um deinen Abschluss.
Ich will auch einen unzwar einen möglichst guten" machte er mir mit ruhiger Stimme bewusst.
Ich nickte.
"Lässt sich einrichten."
Wäre vielleicht auch besser so, für den Fall, dass er wirklich nichts machen würde, da konnte ich ihn da wenigstens zusammenscheißen und zum arbeiten bringen.
"Im Gegensatz dazu, darf ich dir aber versuchen die Farben um dich herum zu erklären." setzte er einen Kompromiss, den ich nicht wirklich sinnvoll fand.
Aber ich wollte eine gute Note am Ende des Jahres haben und das würde mir wohl nur so gelingen.
Langsam nickte ich, aber mied seine schwarzen Augen.
Doch bereits an seiner Ausstrahlung merkte ich, dass er jedes seiner Worte so sicher ausgesprochen hatte, wie er sie meinte.
Er versprach mir tatsächlich Farben fühlen zu können, was einfach nur absurd war.
Ich hatte über einen Mann gelesen, der farbenblind war und Künstler ist.
Der Kerl trug eine Kamera mit sich, die ihn Farben hören ließ.
Das konnte ich mir genauso wenig vorstellen, wie sie zu fühlen.
Aber einen Versuch war es Wert, schließlich hing eine Note daran, die am Ende dieses Schuljahres wichtig für mich war und für mein weitergehendes Leben, insofern ich vielleicht doch nicht die Fischerei meiner Eltern übernehmen musste.
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Colourfull Desire
FanfictionMan sagt immer die Welt sei doch kunterbunt und zwischen schwarz und weiß verbirgt sich auch ein bunter Regenbogen, doch was wenn es in meinen Augen nie einen Regenbogen gab oder geben würde? Seit ich denken kann sah ich keine, wie man es beschrieb...