Don't Be Ashamed

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Die letzten Monate waren die schönsten und glücklichsten in meinem ganzen Leben.
Nie hatte ich mich lebendiger oder wacher gefühlt.
Seit ich mit Chanyeol zusammen war, hatte sich mein Leben um weitere neunzig Grad gedreht.
Ich erkannte mich selber nicht mehr wieder, war ausgelassen, munter, könnte den ganzen Tag lachen und reden und Chanyeol küssen (aber nur wenn ich mit ihm alleine war).
Mein Leben hatte sich total verändert und fast jedes Wochenende fuhr ich mit Chanyeol irgendwo hin.
Ich sah keine Farben, aber es war mir Wert diese ungezwungene Freiheit zu spüren, dass ich einfach mal an nichts dachte, nichts um mich hatte und einfach nur Zeit mit Chanyeol verbrachte.
Zeit verbrachten wir so oder so viel zusammen. Ganz gleich ob in der Schule oder allein und unterwegs.
Aber wenn wir irgendwo auf der Insel waren, waren da keine Eltern, keine freunde, da waren nur wir und die verliebte und glitzernde Luft, die um uns waberte.

Wenn wir von einem unserer Ausflüge mal zu spät wieder kamen, oder es mitten in der Nacht war, als wir auf der hälfte des Weges nach Hause waren, hielt Chanyeol auch einfach mal mitten im Wald mit dem Wagen.
Er baute ein Lagerfeuer zusammen und wir lagen die ganze Nacht nebeneinander im Wald bis wir einschliefen und nur die Natur um uns hatten.
Jedoch hatten wir das nur gemacht, als es anfing wärmer zu werden.
Im Winter ganz sicherlich nicht.

Mittlerweile war es Anfang Juni.
In zwei Wochen wäre meine Operation, auch wären da endlich die Prüfungen vorbei.
In drei Wochen war der Geburtstag von meiner Großmutter, aber sie meinte es sei nicht schlimm, wenn ich mich bis dahin noch nicht gut fühlen würde und nicht erschien.
In vier Wochen war Suhos Hochzeit und das einzige was noch fehlte waren die Outfits der beiden und Chanyeols und meine.
Aber Taeyeon bestand darauf, dass sie mit Chanyeol und mir ihr Brautkleid suchen wollte, sobald ich endlich Farben sehen würde.
Wenn ich Farben sehen würde.

Denn etwas hatte uns in den Wochen hatte ich in regelmäßigen Abständen Kopfschmerzen.
Nicht so schlimm, dass ich zu nichts mehr in der Lage wäre, aber mein Kopf drückte, und je öfter er drückte, umso mehr fingen an sich alle sorgen zu machen.
Aber der Tumor war noch immer gutartig, er war ein wenig über die Monate gewachsen und ich hoffte er würde jetzt in den letzten beiden Wochen nicht noch auf den selbstzerstörungsmodus gehen und mich mein Leben kosten, denn ich wollte auf Suhos Hochzeit, ich wollte die Welt endlich mit Farben sehen und wissen wie Farben aussahen.
Denn durch Wikipedia war ich da nie wirklich schlau geworden.
Laut der alles wissenden Website war farbe nämlich ein SInneseindruck, der vom Licht hervorgerufen wird und mich irgendeine elektromangnetische Strahlung sehen ließ.
Nur konnte ich mit dieser Beschreibung nicht wirklich etwas brauchbares anfangen.
Aber ich musste mich irgendwie ablenken, wenn ich allein war und Chanyeol und ich meine steigenden sorgen nicht einfach wegküssen konnten.

Dr. Yeon machte mir klar, dass sich über den kurzen Zeitraum bis zur OP in zwei Wochen nichts mehr ändern  würde.
Chanyeol neben mir hielt meine Hand fest und sah mich voller sorgen an.
In den letzten Tagen waren wir öfters in einen kleinen Streit geraten, da ich wieder angefangen hatte mir auszumalen, was wäre, wenn ich sterben würde und Chanyeol nicht wollte, dass ich so dachte.

"Baekhyun. Du bist gesundheitlich in einer guten Verfassung. Ich weiß für die Aussage bist du mir vielleicht sauer und du glaubst mir nicht. Aber trotz dessen, dass der Tumor ein minimales Stück gewachsen ist, können deine Kopfschmerzen auch durch den Prüfungsstress mit sich kommen.
So wie es momentan bei dir aussieht, wirst du die Operation gut hinter dich bringen und fähig sein Farben zu sehen.
Dein Sehnerv ist in einem guten Zustand, so wie der blockierte Farbsehnerv.
Wie du aber vielleicht weißt, wirst du nicht klar sehen können.
Das ist jedoch kein Problem.
Du hast dir geläufige Hilfsmittel wie Kontaktlinsen oder Brillen, die man dann besser auf dich einstellen kann."
Machte sie mir mut und sah mich aufbauend an.
Ich nickte nur, erwiderte ihr lächeln  nervös und spielte mit Chanyeols Hand.
"Was du für ihn tun kannst, ist ihm zu Seite zu stehen. Ich bin mir sicher, dass Baekhyun mit jedem Tag aufgeregter, nervöser, ängstlicher wird und das ist normal.
Er brauch jemanden, der für ihn da ist und ich denke, er kann sich da sehr wohl auf dich verlassen."
Richtete sich meine Ärztin an Chanyeol, der mich ebenfalls aufbauend anlächelte und sich zu mir beugte, um mir einen Kuss auf die Wange zu geben.

Colourfull DesireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt