8 || Es ist nicht das Aussehen, das komisch ist

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Um diese Uhrzeit wirkte das Schulgelände wie leer gefegt. Da ich heute etwas früher los gegangen bin, musste ich auf eine Fahrradtour mit Glenn verzichten. Ich lief mit Kopfhörern in den Ohren auf das Gebäude zu, auf das ich so überhaupt keine Lust hatte.

Ich drehte Kris' Song lauter auf, sodass ich nicht einmal meine eigenen Atemzüge hören konnte. Tatsächlich habe ich sein Lied auf Dauerschleife gestellt, sodass ich es durchgehend anhören könnte.

Innerlich sang ich den inzwischen auswendig gelernten Text mit.

Plötzlich wurde mir der Ohrstöpsel aus dem Ohr gezogen. "Du hast ihn dir auf dein Handy gezogen?"

Kris strahlte von einem Ohr zum anderen.

Ich nahm ihm den Kopfhörer aus der Hand und nickte lächelnd. "Ja, ich mag deinen Song wirklich sehr. Er ist so beruhigend und außerdem ist der Text wirklich schön."

"Das ist süß von dir", meinte er grinsend und zog mich weiterhin mit sich. "Sorry, dass ich gestern nicht zum Training kommen konnte. Phil wollte unbedingt noch die Songs üben, mit denen ich nächste Woche auftrete."

"Ist doch okay. Du musst dir darüber keine Gedanken machen." Ich sah ihm an, dass es ihm wirklich leid tat. Er war ein sehr sensibler und nachdenklicher Mensch.

"Hey, ihr Zwei!", rief Aleyna, die hastig mit ihren Krücken in unsere Richtung humpelte. "Wartet auf mich."

Wir gingen gemeinsam in das Schulgebäude und mussten uns wieder einmal von Kris verabschieden, bevor wir dann in unsere Klassenzimmer gingen.

Gegen Ende der ersten beiden Stunden, in denen ich Geschichte hinter mich bringen musste - in der Klausur hatte ich übrigens eine stabile Drei, fing mein Amulett damit an, sich schwarz zu färben.

Daraufhin tauchte Lucifer auf, der auf Bales Tisch saß. Komisch, dass er ihn nicht sehen konnte, denn er saß wirklich direkt vor seiner Nase.

"Ist dir langweilig?", fragte ich ihn, woraufhin ich mir erschrocken die Hand vor den Mund hielt.

Ich musste mir dringend angewöhnen, dass die anderen vielleicht nicht ihn hören konnten, aber mich schon. Mir wurden nur einige fragliche Blicke zugeworfen, doch das störte nach ein paar Sekunden auch keinen mehr.

"Du musst nicht laut reden. Du weißt doch, ich kann deine Gedanken lesen", sagte Lucifer belustigt.

Na dann... was machst du hier?

"Ich dachte, ich statte dir mal einen Besuch ab und lerne deine Freunde kennen."

Ich dachte, ich soll dich ihnen gegenüber nicht erwähnen.

"Sollst du auch nicht, ich schaue sie mir doch nur an."

Ich stieß einen Seufzer aus und verpasste beinahe das Klingeln zur Pause.

"Und jetzt ist Schule aus?", fragte Lucifer.

Schön wär's. Sie hat gerade erst angefangen.

"Ist doch toll, dann kann ich deine Freunde noch besser kennen lernen."

Ich musste schmunzeln und verließ mit den anderen das Klassenzimmer. Aleyna und ich verabschiedeten uns von Glenn und Wendy kurzzeitig, da wir noch unsere Mathebücher für die nächste Stunde holen mussten.

Während ich in den Untiefen meines Spindes mein Buch suchte, redete Aleyna nur von dem Footballspiel und der Sonnwendfeier. An der ganzen Schule war das wirklich das Thema. Unsere Schule zählte schließlich zu den stärksten Footballmannschaften in der Gegend.

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