25 || Gefahren und Dunkelheit

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"Der Himmel ist gefüllt mit Liebe und Geborgenheit. Der Wille allein führt den Menschen an diesen Ort. Die Unterwelt ist gefüllt mit Gefahren und Dunkelheit. Ohne Willen kann ein jeder Mensch mit dunkler Macht an diesen Ort geführt werden", wiederholte ich nachdenklich die Worte, die Pfarrer Marcus zu mir gesagt hatte.

Dass ich sie mir haargenau merken konnte, grenzte an einem Wunder.

Inzwischen saßen Dereck und ich in seinem riesigen Zimmer. Da er ein Einzelkind war, hatten seine Eltern die Wand zwischen zwei Zimmern durchtrennt, wie er mir erklärt hatte. Ich habe seine Eltern bisher noch nicht kennen lernen dürfen, da sie anscheinend gerade arbeiten waren.

Ich merkte, wie mein Handy fast durchgehend vibrierte.

Zum einen schrieben mir Glenn, Aleyna und Wendy dauerhaft und wollten wissen, ob noch alles in Ordnung und ich Jungfrau war. Zum anderen hatte mich Kris mehrmals angeschrieben, was zum Teufel ich denn bei Dereck im Auto machte.

Irgendwann schaltete ich es stöhnend aus, damit es uns nicht länger störte. Schließlich hatten wir ohnehin schon zu viel Zeit vergeudet, die wir nicht dem Planen und Nachdenken widmeten.

"Was meint er damit?", fragte Dereck irritiert und ließ sich schlapp auf seinem Schreibtischstuhl hängen. Ich saß auf seinem Bett im Schneidersitz und dachte nach.

"Das könnte die Lösung sein", erklärte ich ihm. "Die Hölle können wir nur mit der dunklen Macht, also den Dämonen betreten. Den Himmel allerdings nur mit dem Willen dorthin gehen zu wollen."

"Und das ist die Lösung?" Dereck musterte mich skeptisch. "Für mich klingt das nur nach sinnlosem Wirrwarr."

"Für mich auch, aber wenn wir das mal anders betrachten." Ich versuchte mit Gesten meine Worte zu verdeutlichen. "Wir springen mit unseren Dämonen in das Loch, um in die Hölle zu gelangen. Aber was ist, wenn wir ohne Dämonen hineinspringen?"

"Wir verbrennen", murmelte Dereck und legte seine Beine auf seinen Schreibtisch.

"Das stimmt." Ich nickte. "Aber wenn uns kein Dämon kontrolliert, können wir unsere eigenen Gedanken kontrollieren. Unseren Willen, Dereck. Wir könnten durch dasselbe Loch in den Himmel gelangen."

Er zog die Augenbrauen zusammen. "Das ist doch verrückt, Brenda."

"Ich weiß, aber es ist eine Überlegung wert."

Laut dem Pfarrer - oder zumindest so wie ich es verstanden hatte - brauchten wir dringend die Hilfe dieser Engelsgötter aus dem Himmel, um die Todesengel von der Erde vertreiben zu können. Wie auch immer sie uns helfen konnten, wären sie eine Möglichkeit.

Derselbe Weg, der in die Hölle führt, kann auch in den Himmel führen. Man muss nur einen starken Willen dazu haben, damit es funktioniert. Wenn mich Lucifer in die Hölle bringen kann und meine Gedanken dabei steuert, kann ich mich alleine in den Himmel bringen, weil ich so meine Gedanken selbst steuern kann.

Ich müsste es nur wollen.

"Was ist, wenn du in das Loch springst und es nicht funktioniert?", hakte Dereck nach und schüttelte sich. "Du wirst sterben, Brenda. Du wirst verbrennen!"

Damit hatte er schon wieder recht, aber wir mussten es ausprobieren. Solange wir keinen anderen Plan hatten, die Menschheit vor dem Untergang zu bewahren, mussten wir uns damit abfinden.

"Dereck, wir -"

"Nein!" Er stand auf und starrte mich an. "Wir machen das nicht!"

Mit einem hoffnungsvollen Lächeln sah ich zu ihm auf. "Es könnte funktionieren und wir hätten eine Chance."

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