56 || Ein verdammt guter Küsser

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Wendys Familie ist eine sehr herzliche Familie. Ihre Eltern sind wirklich zwei wundervolle Menschen, die ihre beiden Töchter über alles liebten. Leider war Wendys Schwester Rachel nicht da, denn sie studierte ja mit Jared an der selben Uni. Dabei sahen die beiden Schwestern aus wie Zwillinge, wenn Rachel nicht drei Jahre älter als Wendy wäre.

Ihre Familie schwamm vielleicht nicht wie Kris' Eltern in Unmengen Geld, aber dennoch hatten sie ein ziemlich gutes Einkommen und waren mit ihrem Haus - und allem, was sie besaßen - mehr als zufrieden.

Wir aßen mit Wendys Eltern zu Abend. Dabei wurde ich immer wieder von ihrer Mutter ausgefragt, ob ich denn inzwischen den Mann meiner Träume gefunden hatte. Früher habe ich nämlich immer wieder zu ihr gesagt, dass ich mir lieber Zeit lassen würde, da Wendy wöchentlich auf verschiedene Dates gegangen ist.

Ich antwortete bloß damit, dass ich gerade nicht wirklich nach jemandem suchte. Eigentlich hätte ich ihnen allen gerne gesagt, dass Kris und ich zusammen waren. Wendy würde uns sicher die ganze Zeit aufziehen, wenn sie das wüsste.

Beim Essen konnte ich es mir nicht verkneifen, meine Augen durch die Räumlichkeiten schweifen zu lassen. Immer wieder verharrten sie an glänzenden Objekten, die sich jedoch lediglich als Dekoration oder anderen Schmuck herausstellten.

Irgendwann gingen Wendy und ich auf ihr Zimmer, wo sie sofort entspannte Musik einschaltete. Die Klänge beruhigten mein aufgeregtes Herz tatsächlich ein wenig. Ich hatte noch nie einmal ernsthaft mit dem Gedanken gespielt, das Zimmer von einer Freundin zu durchschnüffeln.

Ob sie mir wegen ihrem verloren gegangenen Barbie Prinzessinnen-Kleid verzeiht, wenn ich ihr davon jetzt erzählen würde?

Wendys Zimmer war ziemlich mädchenhaft eingerichtet und sehr ordentlich - bis auf dem Kleiderstapel in der Ecke, den sie eigentlich mal aussortieren wollte, aber sich bis heute nicht von den Klamotten trennen konnte. Ihr Zimmer war vollgepackt mit Dekorationen, Fotos, Lichterketten oder Schmuck.

"Darling", flötete Lucifer plötzlich, der dann an Wendys Schminkspiegel stand. Ich dachte, dass er mir eine kleine Hilfe sein konnte, wenn wir gemeinsam das Zimmer durchsuchen würden.

Hilfst du mir dabei, das blöde Amulett zu finden?

"Deswegen bin ich doch gekommen!", lachte er und nickte aufgeregt.

Wendy ließ mich tatsächlich allein in ihrem Zimmer zurück. Sie musste irgendwelche Sachen aus der Küche holen, damit wir unsere Masken selbst zusammenstellen konnten. Das ist übrigens meine Idee gewesen, um sie für ein paar Minuten loszuwerden.

Das Amulett müsste an einem gewissen Ort sein, an dem Wendy es selbst nie finden würde. Wo sollte das sein? Sie würde sich doch bestimmt wundern, warum plötzlich eine fremde Kette in ihrem Zimmer lag.

Ich öffnete instinktiv eine Schublade, in der sie meines Wissens nach all ihre Halsketten, Armbänder und Ohrringe aufbewahrte. Sie war randvoll gefüllt und eventuell hat sie darin den Überblick verloren und könnte ein unbekanntes Amulett nicht wieder erkennen.

Meine Finger wühlten darin herum, aber ich musste recht schnell feststellen, dass sich das gesuchte Objekt nicht darin befand.

Lucifer suchte solange in ihrem Kleiderschrank, öffnete hier und da eine Schublade und schob die unzähligen Bügel mit Klamotten auseinander. Ihm gefiel das durchforsten von einer fremden Umgebung. Das hat ihm schon von Anfang an Spaß gemacht.

"Rein gar nichts", murmelte er und beendete die Sucherei, als Wendy zurückkehrte. Zwar konnte sie ihn nicht sehen, aber wenn er Gegenstände in ihrem Zimmer umher bewegte, würde er für sie aussehen wie ein Geist.

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