86 || Zusammen glücklich werden

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Hinter mir konnte ich Seth hören, wie er einmal aufschrie. Scheinbar hat Dereck ihn ziemlich gut getroffen, denn er antwortete irgendetwas. Ich konnte es nicht verstehen. All meine Sinne haben sich Kris zugewandt.

Dieser neigte seinen Kopf zur Seite und musterte mein Gesicht mit einem leichten Schmunzeln auf den Lippen. Er hob seine Hand an. Ich zog die Schultern an den Hals und blinzelte erschrocken. Doch er streichte mir bloß ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht.

Diese Berührung war mit Hitze gefüllt. Meine Haut schien an den entsprechenden Stellen in Feuer aufzugehen. In dem starken Sonnenlicht erhitzte sich mein Körper nur noch stärker und schneller.

"Ich sagte ja, wir sehen uns wieder", murmelte er und ließ seine Augen an mir herabwandern. "Hat dir mein Auftritt gefallen? Ich habe ihn dir allein gewidmet."

Im Augenwinkel konnte ich erkennen, wie Dereck und Paola sich behutsam auf uns zu bewegten. Die beiden wollten nicht riskieren, dass Kris mich mit einem Fingerschnipsen umbrachte und verhielten sich vorsichtig.

"Ich muss mit meiner süßen Freundin sprechen. Unter vier Augen", zischte Kris ohne seinen Blick von mir abzuwenden. Plötzlich - ohne dass er sie berühren musste - wurden die beiden zurück geschossen. Sie prallten an dem Gitter ab, der das Spielfeld von dem Zuschauerblock trennte. Dann stürzten beide zu Boden.

Entsetzt starrte ich zu ihnen. Wie ist das passiert? Was hat er gemacht? Ging es ihnen gut? Kris packte mein Gesicht und zwang mich dazu, wieder in seine dunklen Augen zu sehen. Darin loderte das Feuer. Die Flammen schienen nach mir zu peitschen. Die Hitze stieg in meinen Kopf.

"Glenn war nur ein kleiner Unfall", meinte Kris mit einem gespielt bedauernden Unterton in der Stimme. "Das war keine Absicht. Er ist nur irgendwie... dazwischen gekommen."

"Du bist... ekelhaft", presste ich zwischen den Zähnen hervor. Das erwiderte er mit einem Schnauben und umklammerte meine Hüften fester. Ich zog scharf die Luft ein.

"Wir haben unseren Hunger zu stillen. Sei froh, dass ich ihn nicht umgebracht habe..." Er hob seine Augenbraue an und drehte mich um, sodass mein Rücken an seine Brust anlehnte. "Dafür habe ich ein kleines... Geschenk für dich."

Er schob mich vorwärts. Ich stolperte vor mich her. Wenn er mich nicht an der Hüfte festhalten würde, könnte ich versuchen abzuhauen. Doch ich traute mich sowieso nicht, mich gegen ihn zu wehren.

Mensch, Lucifer. Wo bleibst du?

Auf einmal erkannte ich drei Menschen wieder, die an eine Torstange gefesselt waren. Ihre Münder waren mit einem dicken Streifen Panzertape zugeklebt und die Augen fest verbunden. Sie alle hatten absolut keine Ahnung, was hier vor sich ging.

Aleyna.

Luis.

Marie.

Wo war Wendy abgeblieben? Ging es ihr gut? Hatte er sie bereits getötet? So viele Fragen brachten meinen Kopf zum Dröhnen. Ich würde nie eine Antwort darauf erhalten, das wusste ich jetzt schon.

"Sie wissen nicht Bescheid", raunte mir Kris ins Ohr und begann damit, meine Schultern zu massieren. "Sie bedeuten dir doch alle etwas... wäre doch schade, wenn du dich heute von jemandem verabschieden müsstest."

"Tu ihnen nicht weh", flehte ich ihn an. Marie zitterte am ganzen Körper und hatte die Knie angezogen. Aleyna und Luis versuchten miteinander zu kommunizieren und sich zu befreien, doch es nützte ihnen nichts.

"Das stellt sich als äußerst schwierig heraus", murmelte Kris. Ich wurde in Seths Armes gedrückt, der meine Hände auf meinem Rücken fest hielt. Solange machte sich Diabolo auf den Weg zu den drei Menschen, die alle ihren rechten Platz in meinem Herzen trugen.

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