Seufzend verstaute ich das Amulett in meiner Nachttischschublade. Das musste und wollte ich allein durchziehen - ohne Lucifer. Wahrscheinlich wäre der Dämon bloß ein Hindernis für mich dabei.
Ich stieg die Treppenstufen hinunter und trat missmutig ins Wohnzimmer. Dort saßen meine Eltern auf der Couch und schauten ihre allerliebste Abendshow. Eigentlich wollte ich sie dabei nicht stören, aber es war dringend.
"Mum?"
Sofort schnellte ihr Kopf überrascht in meine Richtung. Sie trug ein leichtes Lächeln auf den Lippen, als sie mich endlich wieder zu Gesicht bekommen konnte. Schließlich hatte ich mich lange genug in meinem Zimmer verschanzt.
Außerdem hatte ich die Klamotten angezogen, die mir Aleyna und Wendy zum Geburtstag geschenkt hatten. Es war zum einen ein babyblaues T-Shirt mit der roten - widersprüchlichen - Aufschrift STRONG und zum anderen eine weiße Jeans, die sich wahnsinnig eng um meine Beine schlang.
Mal ganz davon abgesehen, dass ich diese hellen Farben normalerweise nie an meinem Körper trug und eine weiße Jeans wirklich gefährlich sein konnte, trug ich dazu Sneakers, die glitzerten. Sie glitzerten!
Die blauen Flecken an meinen Armen wollte ich nicht länger unter dicken Pullovern verbergen. Stattdessen zeigte ich die schmerzenden Stellen auf meiner Haut und wollte dazu stehen, was passiert ist.
"Ja, mein Schatz?" Mum sah mich weiterhin an und musterte mich. Das Outfit war an meinem Körper wirklich ungewohnt, aber ihr schien es zu gefallen.
"Kannst du mich kurz wohin fahren?", fragte ich sie und zupfte an dem T-Shirt herum.
Sie nickte und war keine Sekunde später auf den Beinen. Offenbar war sie erleichtert, dass ich endlich mal wieder das Haus verließ und wieder mehr Worte mit ihr wechselte.
Dad schaute mich nun ebenfalls an und hob überrascht die Augenbrauen an. "Du hast dich ja hübsch gemacht."
Ich spürte, wie ich etwas rot im Gesicht wurde. Tatsächlich hatte ich mich ein wenig geschminkt, aber nur, um die dunklen Ränder unter meinen Augen zu verbergen. Außerdem hatte ich meinen neuen Pony endlich gerade geschnitten und die Haare glatt gekämmt.
"Dann mal los", sagte Mum und legte ihren Arm um meinen Körper. "Wo möchtest du denn hin, Schatz?"
Ich schluckte. "Zu Kris."
Endlich traute ich mich Kris zu besuchen. Über eine Woche lang hatte ich mich geweigert, weil die Schuldgefühle in meiner Brust viel zu groß waren. Ich wollte nicht sehen, was ich angerichtet hatte.
Doch nachdem Dereck mir gestern gesagt hat, worunter Kris wirklich leiden musste, hatte ich mich zusammengerafft. Ich wollte alles klären, was zwischen uns stand und ihn endlich wieder so ansehen können, wie ich es zuvor getan hatte.
Mum war kurzzeitig verblüfft, aber sie sagte nichts, sondern griff nach ihrem Autoschlüssel und brachte mich ohne Widerworte zu Kris nach Hause. Das Haus seiner Familie war riesig und mit einem wunderschönen Vorgarten bestückt.
Da Kris' Eltern beide in der Marketingbranche arbeiteten, brachten sie somit einiges an Geld nach Hause. Sie arbeiteten hart und leidenschaftlich für das, was sie hier hatten. Keinesfalls waren sie hochnäsig, was das Geld anging.
"Richte seinen Eltern einen Gruß aus", sagte Mum zu mir, als ich ausstieg. Ich klopfte einige Fussel von der weißen Hose und nickte ihr zu, bevor ich die Beifahrertür schloss.
Jetzt gab es wohl kein Zurück mehr. Mit klopfendem Herzen schlenderte ich durch den Vorgarten und kam der Haustür immer näher. Am liebsten würde ich wieder in Mums Auto springen, doch sie ist bereits wieder losgefahren.
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Beyond Worlds ✓
FantasyEr strahlte begeistert. "Das ist ja so süß, Darling." "Warum nennst du mich eigentlich immer so?" "Wie?" "Darling." "Oh, du bist ja süß." "Lucifer." "Was?" Er grinste frech. "Darling?" Der Weltuntergang steht der Erde kurz bevor und ausgerechnet Bre...