68 || Darling, es hat so weh getan

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Kraftlos stieg ich von meinem Fahrrad und winkte Glenn hinterher, der trotz des harten Trainings noch in Topform war. Er radelte davon, während ich mein Fahrrad an die Hauswand lehnte und dann auf die Klingel drückte. Zwar hatte ich einen Schlüssel dabei, aber ich war schlichtweg zu faul ihn aus der Tasche zu kramen.

Ich wusste, dass mich mein Bett sehnlichst erwartete, in das ich mich gleich schmeißen und dann den Schlafmangel von letzter Nacht nachholen würde. Meine Augenlider sind mir im Unterricht durchgehend zugefallen und ich wäre mitten drin eingeschlafen, wenn mich Glenn nicht jedes Mal angestupst hätte.

Die Haustür wurde von Paola geöffnet. Verwundert musterte ich das Mädchen mit ihren pinken Haaren, das gerade in meiner Türschwelle stand und mir die Tür offen hielt. Sie trat zur Seite, sodass ich irritiert mein Haus betrat und meinen Blick nicht von ihr abwandte. Was machte sie hier?

"Ich bin schon seit etwa einer Stunde da. Dein netter Bruder hat mir gesagt, dass ich auf dich warten kann." Ehe sie diese Worte ausgesprochen hatte, tauchte besagter Junge hinter ihr auf und kam wohl aus der Küche.

Entweder traute ich meinen Augen nicht oder entdeckte ich tatsächlich einen Abdruck von Paolas Lippenstift an seinem Hals?

Ich öffnete den Mund, wollte irgendetwas zu dieser merkwürdigen Situation sagen, brachte jedoch keinen Ton heraus. Die beiden kannten sich doch gar nicht, also wirklich so überhaupt nicht!

"Hey Schwesterherz", murmelte Luis und zog mich in seine übliche erstickende Umarmung. Ich starrte auf den dunkelroten Abdruck von Paolas Lippen an seinem Hals und schob ihn von mir weg. Wenn das wirklich stimmte, würde das bedeuten, dass mein 24-jähriger Bruder endlich mal was am Laufen hatte.

Ich war bloß überrascht davon, dass es plötzlich Paola war, die er vielleicht nur auf meinem Geburtstag gesehen hatte. Sie trug inzwischen ein blaues Amulett um ihren Hals. Das musste wohl das Amulett ihres Dämons sein, das in Luis' Zimmer versteckt gewesen sein musste.

Paola lächelte mich an, woran ich mich definitiv noch gewöhnen musste. In ihrem Lächeln hat normalerweise immer so viel Hass gelegen und ich hatte dabei immer automatisch an meinen eigenen Tod denken müssen, doch nun war es wirklich liebevoll.

"Ähm..." Ich sah Luis abwartend an, der nicht die Anstalten machte zu verschwinden. "Wir gehen dann mal in mein Zimmer..."

Luis' Augen scannten Paolas Körper ein letztes Mal ab, bevor er sich dann von uns abwandte und zurück in die Küche ging. Wir beide stiegen solange die Treppe hinauf. Das war das allererste Mal, dass Paola bei mir zuhause war - und nicht gerade ein Amulett versteckte und dafür heimlich eingebrochen ist.

In meinem Zimmer setzte sie sich direkt auf meine Bettkante und legte sich ein Kissen auf ihren Schoß, um ihre Finger zu beschäftigen. "Ich war heute nicht in der Schule, weil ich dachte, dass ich euch lieber aus dem Weg gehe."

"Dereck und Kris waren beide auch nicht da...", murmelte ich und ließ mich neben ihr auf die Matratze fallen. Ich ließ die Schultern hängen und stieß einen Seufzer aus.

"Ich habe mich vorhin schon ein wenig umgeschaut", sagte sie dann und ließ ihren Blick durch mein Zimmer wandern. "Ich wünschte, ich hätte so ein großes Zimmer..."

Paola wohnte in einem Jugendheim und musste dort wohl in einem unvergleichbar kleineren Zimmer hausen. Eigentlich hatte ich so viele Fragen an sie, was ihr Leben und ihre Persönlichkeit anging, doch ich begann lieber mit dem Offensichtlichstem.

"Was läuft zwischen Luis und dir?", fragte ich neugierig nach und schaute sie von der Seite an. Ihr Profil wirkte eher flach, nur ihre spitze Stupsnase hob sich deutlich davon ab. Außerdem waren ihre vollen Lippen irgendwie ein Markenzeichen von ihr - ganz neben den pinken Haaren.

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