87 || Ich bin jetzt da, Darling

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Ein regelmäßiger Piepton schellte durch meinen Kopf. Dieser dröhnte höllisch, als würde jemand seit Stunden auf ihn einschlagen. Jedes Piepen brachte einen schmerzvollen Stich in meiner Brust mit sich.

"Brenda...", flüsterte eine sanfte Stimme in mein Ohr. "Sie ist aufgewacht..."

Ich blinzelte und wurde von einem grellen Licht geblendet. Mir entfuhr ein Stöhnen. Die Augen schloss ich sofort wieder. Nur um sie wenige Sekunden danach erneut zu öffnen. Mit der Zeit gewöhnten sie sich an die helle Umgebung. War ich jetzt tot? Ist das der Himmel?

Mir stachen unzählige Kabel und Schläuche ins Auge, die von meinem Körper in diverse Geräte führten. Ich betrachtete einen Bildschirm, auf dem sich meine Herzfrequenz wiederspiegelte. Mein Sichtfeld war noch etwas trüb, aber ich konnte bereits Silhouetten ausmachen, die sich um mich herum versammelt hatten.

"Oh mein Gott, sie lebt", sagte eine andere Stimme, die eindeutig meinem Bruder angehörte. Ihn machte ich zwischen all diesen Menschen sofort aus. Er hielt sich eine Hand vor den Mund, während er mit glasigen Augen zu mir herabblickte.

Dieses Piepen störte mich. Die Kopfschmerzen störte mich. Diese Umgebung störte mich. Ich wollte aufspringen und von hier fliehen, aber mein Körper arbeitete nicht mit. Stattdessen blieb ich auf diesem weichen Untergrund liegen und wartete ab, bis sich meine Sicht endlich verschärfte.

Meine Eltern standen an Luis' Seite. Mum war völlig fertig, wie ich an ihren Augenringen feststellen musste. Auch Dads Gesicht war voller Sorge gefüllt. Die beiden hielten sich gegenseitig fest und ich meinte meine Mutter leise aufschluchzen zu hören.

Etwas Warmes hielt meine Hand. Ich konnte spüren, wie diese angenehme Wärme mich umhüllte und meine Brust füllte. Meine erschöpften Augen bewegten sich dorthin. Eine andere Hand hielt meine fest.

Ich hob den Blick an und blickte in die wunderschönsten braunen Augen der Welt. Kris saß in der Hocke neben diesem Bett und schaute mich direkt an. Er weinte, während er meine Hand festhielt. Ich wollte ihn in eine Umarmung schließen, aber ich konnte mich nicht rühren.

Haben wir gewonnen? Ich konnte in seinen Augen erkennen, dass er tatsächlich wieder er selbst war. Darin lag so viel Gefühl, wie nur ein Mensch es haben konnte. Sein Daumen fuhr in kreisenden Bewegungen über meinen Handrücken. Es beruhigte meinen Herzschlag.

Bei jedem Piepton zog sich in meiner Brust alles zusammen. Konnte jemand dieses Gerät ausstellen? Ich brachte ein leises Ächzen aus der Kehle. Mir fielen die Augen wieder zu. Wo waren meine Freunde? Ging es ihnen gut?

"Wie geht es Aleyna und Wendy?", fragte eine ruhige Stimme. Das klang ganz nach mir. Ich näherte mich wieder einem tiefen Schlaf. Sofort öffnete ich erneut meine Augen, um nicht wieder wegzudösen.

"Aleynas Bein ist gebrochen, aber ihr geht es gut. Wendy hat nur ein paar Kratzer abbekommen", erklärte mir Luis, der auf der anderen Seite von diesem Krankenbett stand. Meine Lungen füllten sich mit einer Menge Luft, als er das sagte. Ihnen ging er gut.

"Und Marie?"

"Sie ist mit dem Schrecken davon gekommen. Chuck kümmert sich liebevoll um sie", hörte ich meine Mutter sagen, dicht gefolgt von einem weiteren Schluchzen. Ich hob meine Augenlider zaghaft an. Meine Wimpern machten mein Blickfeld undeutlicher.

"Dereck und Paola sind verletzt. Der Arzt bringt sie aber wieder in Ordnung", sagte dann mein Vater, der über mein Schienbein streichelte. Irgendwie nahm ich diese Worte gar nicht richtig wahr. Ich konnte sie kaum verstehen. Das Piepen wurde immer lauter und unerträglicher.

"Was ist mit Glenn?" Ich merkte, wie meine eigene Stimme zerbrach. Als würde sie in tausend Scherben zerfallen.

Keiner antwortete mir. Nur dieser Piepton, der durch meinen Kopf schoss. Die Schmerzen überkamen mich.

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