54 || Die stärksten und überlegensten Lebewesen

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"Du weißt, was mit uns passiert ist, als Sinan und Paola gegen uns gekämpft haben. Du weißt, was mit Kris passiert ist", brachte ich nur flüsternd über meine Lippen. "Sie haben uns nicht umgebracht, aber du und ich, wir wissen genau, dass sie die Polizisten töten werden, wenn sie die Chance dazu haben. Wir haben schon Probleme gehabt gegen die beiden zu kämpfen und wir haben unsere Dämonen... wenn die Polizei gegen Todesengel kämpfen muss, haben sie keine einzige Chance."

"Wir werden alle sterben!", rief Lucifer ängstlich aus und ließ den Rauch um seinen Körper aufwirbeln.

"Ich schätze, das ist gar nicht mal so abwegig", kam von Dereck, der sich wirklich schlecht fühlte, weil er nichts tun konnte. So ähnlich ging es mir.

Zu Beginn dieser Zeit mit Lucifer an meiner Seite habe ich gedacht, dass ich stärker werden würde und wir gegen die Todesengel eine absehbare Chance hatten. Falsch gedacht, denn die eigentlich starken Kämpfer waren sie und nicht die Dämonen.

Mir fiel die Glasflasche ins Auge, die mir Dereck zum Geburtstag geschenkt hatte. Sie sollte Lucifer und mich stärker machen und ich musste das Zeug darin, irgendwie in meinen Blutkreislauf kriegen. Vielleicht würde mir Dereck später dabei mal helfen.

Zuerst müssten wir uns überlegen, was wir tun könnten. Die ahnungslosen Menschen würden entweder ausgelöscht oder besessen werden, bevor sich die Todesengel um die Dämonen kümmern. Sie würden jeden einzelnen Menschen mit Dämonen umbringen.

Dann war da noch dieser mächtige Diabolo, dem ich nie in meinem Leben begegnen wollte. Wenn er wirklich so unsterblich war, konnten wir doch ohnehin nichts gegen ihn anrichten. Wir könnten uns so sehr anstrengen wie wir wollten und würden lediglich auf seiner Haut kratzen.

Ich musste daran denken, wie Paola Wills Kopf von seinem Körper abgetrennt hatte. Augenblicklich wurde mir wieder unglaublich schlecht und in meinem Magen schien sich alles zu drehen. Der Junge hatte es gar nicht verdient zu sterben.

Ich musste auch daran denken, wie schwach und leblos Kris bereits ausgesehen hatte. Es war wirklich ein Wunder, dass er noch am Leben war. Hätte ich ihn verloren, dann hätte ich auch mich selbst verloren. Wer weiß, ob ich dann überhaupt noch hier sitzen würde.

"Ich will noch nicht sterben!", jammerte Lucifer auf einmal und lief unruhig in meinem Zimmer auf uns ab.

"Reiß dich verdammt nochmal am Riemen!", fuhr Azael ihn wütend an. "Ihr alle! Ihr seid erbärmlich. Schaut euch an, ihr Menschen!"

Dereck und ich starrten ihn beide erschrocken an. Der plötzliche aufgebrachte Tonfall in seiner Stimme bescherte mir Gänsehaut. Die eisblauen Augen des Dämons blitzten auf, als er unsere Blicke erwiderte.

"Ihr Menschen haltet euch für die stärksten und überlegensten Lebewesen auf der Erde. Ihr werdet aber schwach, wenn es um etwas geht, das in euren Augen gar nicht existieren kann." Azael lachte gehässig auf, als er diese Worte ausspuckte. "Wer nicht handeln kann, hat es auch nicht verdient diesen Krieg zu überleben!"

Ich hielt den Atem an, als er das sagte und weitete meine Augen. Er hatte ja recht, dass wir gegen das Übernatürliche schwach waren und ohne unsere Dämonen womöglich schon längst das Ende des Tunnels erblickt hätten.

"Ich kann es nicht glauben, dass ich mich in dir getäuscht habe, Dereck. Ich dachte, du bist nach all dem stark genug für das hier. Dabei bist du genauso schwach wie jeder andere Mensch auf dieser Erde auch!" Azael baute sich vor Dereck auf, der vor ihm immer kleiner wurde. Er wirkte tatsächlich verletzlich und schwach in diesem Augenblick.

"Wenn ihr jetzt schon am Zerbrechen seid, wie soll das dann aussehen, wenn eure Familien und Freunde sterben? Wenn ihr in ihre toten Augen blickt und wisst, dass ihr sie verloren habt? Wie werdet ihr euch fühlen?" Azael machte nun Schritte auf mich zu und blieb vor mir stehen. "Sie werden sterben. Alle. Einer nach dem anderen. Bis ihr dann auch dran seid!"

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