24 || Großartige Neuigkeiten

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Mit leichten Schmerzen in der Brust und einem drückenden Gefühl am Hals machte ich mich auf den Weg zum Musiksaal. Hoffentlich würde ich Kris dort zumindest heute vorfinden, da er bereits zwei Tage in der Schule gefehlt hatte.

Ich wollte nachsehen, wie es ihm ging.

Erleichtert atmete ich auf, als ich eine leise Melodie aus dem Saal hörte. Ich öffnete die Tür und erblickte ihn auf der Bühne sitzen, die Beine hinabbaumelnd. Er hielt die Gitarre in der Hand und probierte einige Akkorde aus. Sein Kopf war gesenkt.

"Hast du dich erholt?", fragte ich, worauf er zusammenzuckte und aufhörte zu spielen.

"Ich weiß nicht..." Er legte die Gitarre mit einem Seufzen neben sich und sah mich nun direkt an, sodass ihm die Haare nicht mehr vor das Gesicht fielen.

Normalerweise hatte er sie immer so gestylt, dass sie nichts von seinem markanten Gesicht verdeckten, doch heute machte er sich die Haarlänge zu nutzen.

Ich entdeckte das angeschwollene Auge, das er eigentlich unter seinen schwarzen Haaren verbergen wollte. Die Haut hatte sich um sein rechtes Auge lila gefärbt. Seine ebenso angeschwollene Nase war von einem breiten Pflaster verborgen.

Langsam hob ich meine Hand an und berührte mit den Fingerspitzen seine Wangenknochen. Er schloss für diesen Moment die Augen, als ich mit größter Vorsicht über seine Haut fuhr.

"Du siehst echt gar nicht gut aus", stellte ich entsetzt fest und musterte sein zugerichtetes Gesicht.

Er nickte und richtete die Strähnen wieder so hin, dass sie zumindest das blaue Auge verbergen konnten. Dann hob er sein T-Shirt an und entblößte seinen Oberkörper. Über seine Brust und seinen Bauch verteilt fanden sich riesige blaue Flecken wieder.

Ich zog bei dem Anblick scharf die Luft ein und biss die Zähne zusammen. Das sah wirklich überhaupt nicht gut aus. Ihm müsste doch selbst das Sitzen weh tun.

"Das tut mir wirklich leid", murmelte ich und sah ihm schuldbewusst ins Gesicht.

Er zuckte mit den Schultern. "Kannst du ja nichts für, wenn dieses Arschloch einfach ausrastet."

"Doch, ich provoziere ihn doch total." Ich fuhr mir durch die Haare und schüttelte fassungslos den Kopf. "Ehrlich, nur wegen mir hat er dich verletzt!"

"Ist doch meine Schuld, wenn ich meine Fresse nicht halten kann", äffte er Vincent nach und verdunkelte seinen Blick. "Ich hätte liebend gern noch mehr Schläge eingesteckt."

"Sag sowas doch nicht!", erwiderte ich erschrocken und legte meinen Zeigefinger auf seine Lippen, als er zum Widerspruch ansetzen wollte. Ich stellte mich zwischen seine Beine und umschlang seinen Hals mit meinen Armen.

Vor meinem inneren Auge zeigte sich wieder der Anblick seines blutenden Gesichts, das mich angestarrt hatte. Ich wusste nicht einmal, welcher Blick darin gelegen hatte. Ob er wütend, erschrocken oder besorgt gewesen ist, wusste ich nicht.

Kris entspannte seine Muskeln und legte seinen Kopf an meine Schulter. Ich spürte wie seine Schultern leicht unter meinen Armen bebten und schloss die Augen.

"Ich hatte Angst um dich", flüsterte er in mein Ohr und schlang seine Arme um meinen Körper. "Ich hatte Angst, er würde dir noch mehr wehtun, aber ich konnte nichts dagegen tun."

"Hey, es ist alles okay", erwiderte ich leise und ließ meine Finger in kreisenden Bewegungen über seinen breiten Rücken wandern. "Mir geht es gut und ich bin froh, dass er dich nicht noch mehr verletzen konnte."

Daraufhin schwiegen wir beide und genossen die wärmende Umarmung des anderen. Ich atmete seinen angenehmen und beruhigenden Duft ein und merkte, wie sich seine Atmung mit der Zeit beruhigte.

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