90 || Die Zeit der Dämonen ist vorbei

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Lucifers POV

Trüb saß ich neben Dereck auf dem matschigen Untergrund und beobachtete Kris und Brenda weit entfernt von uns. Die beiden unterhielten sich. Ich konnte zwar nicht verstehen, über was sie sprachen, jedoch hatte ich eine Vorahnung.

Mit den Klauen ritzte ich willkürliche Formen in den Schlamm. Kris war im Besitz meines Amuletts, weshalb ich aus Brendas Körper getrieben worden bin. Allerdings konnte ich mich dennoch weiterhin auf der Erde frei bewegen.

Dereck versuchte immer wieder aufzustehen, nur klappten seine Beine unter ihm zusammen. Er hatte keine Kraft um sich auf den wackeligen Knien halten zu können. Die Wunden, die seinen Körper übersäten, waren zu tief und schmerzhaft.

"Er will Brenda ausnutzen", stöhnte er, als er zum 14. Mal zusammensackte und dann scharf die Luft einzog. Die schwarzen Haarsträhnen klebten an seiner Stirn und verliehen ihm einen verzweifelteren Gesichtsausdruck als ohnehin schon.

Angestrengt keuchte er und setzte sich nun zum 15. Mal auf die Knie. Er stemmte seine Hände gegen den Boden und drückte sich zuerst auf einen Fuß, dann auf den anderen. Ganz langsam wollte er sich erheben, krachte allerdings erneut zusammen.

"Hast du keine Idee?", fragte ich ihn, als er sich nochmal aufrichtete und für einen weiteren Sturz bereit war. Wir konnten hier doch nicht sitzen bleiben und ihr dabei zusehen, wie Diabolo noch länger auf sie einredete und sie irgendwann überzeugte.

"Überlass mir das!" Schließlich stand Dereck auf beiden Beinen. Das war eine sehr wackelige Angelegenheit, jedoch schaffte er es irgendwie sich in Zeitlupe fortzubewegen. Ich blickte ihm nach und blieb sitzen.

Humpelte er nicht gerade in einen Freitod? Leider war Azael nicht hier, da er seine Energie in der Hölle aufladen musste, bevor er wieder Dereck beistehen konnte. Ich konnte mir gut vorstellen, wie er gerade allen anderen Dämonen die Hölle heiß machte.

Letzten Endes entschloss ich mich dazu, Dereck zu helfen sein eigenes Grab zu schaufeln. Schließlich hat er Brenda oft genug mit seinem eigenen Leben beschützt. Daher war ich ihm irgendwie auch etwas schuldig.

Mit einem ausgesprochen unguten Gefühl folgte ich ihm. Immer wieder stolperte er und fiel hin. Hin und wieder entfuhr ihm ein leises Fluchen, bevor er sich wieder erhob und weiter ging. Brenda und er haben sich zu sehr guten Freunden entwickelt. Das trieb ihn an.

Kris und Brenda waren miteinander beschäftigt. Ich wusste, dass sie nicht von ihm angefasst werden und ihn mindestens genauso wenig berühren wollte. Nur konnte er ihre Handlungen steuern, was sie nun leider nicht mehr als ein Opfer darstellen ließ.

Plötzlich stürzte Dereck nochmal und stand nicht mehr auf. Ich beschleunigte meine Schritte und stellte mich zu ihm. Nicht, dass er jetzt ins Gras biss. Das würde Brenda niemals verkraften, wenn all die wichtigsten Menschen ihr Leben verlassen haben.

Doch der Junge wirkte ziemlich fokussiert und beschäftigt. Mit seinen Händen arbeitete er an dem Schlamm herum und hielt daraufhin eine wohlgeformte Kugel in die Luft. Ich beobachtete ihn dabei, wie er mit dem Arm weit ausholte und sie den beiden entgegen warf.

Er traf Brenda am Kopf. Sie drehte sich zu uns um und war von diesem Angriff etwas überrumpelt. Dereck fackelte nicht lange und hatte eine weitere Kugel parat, die er dann in Kris' Gesicht schoss.

Zugegeben, das war eine völlig absurde Situation. So absurd, dass Diabolo das nicht auf sich sitzen lassen konnte. Ich hätte beinahe losgelacht, nur wurde von Kris eine matschige Erdkugel auf Dereck zugeschleudert. Sie traf ihn mit einem dumpfen Schlag im Magen und ließ ihn zu Boden stürzen. Noch dazu zwang er ihn ein weiteres Mal sich zu überschlagen und vor Schmerzen zu wimmern.

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