42 || Alles wird gut

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Ich zog kraftvoll mein Knie an und verpasste ihm einen heftigen Tritt zwischen die Beine. Selbst ein Todesengel hatte dort einen verwundbaren Punkt. Sinan zuckte zusammen und lockerte seinen Griff von mir.

Meine Hand wollte die Kette greifen, doch als ich das Metall berührte, packte er mich bloß noch kräftiger. Er presste meinen Rücken auf den unebenen Untergrund. Ich konnte gar nicht so schnell reagieren, da hatten sich seine Zähne in meinen Unterarm gegraben.

Je tiefer sich seine Zähne gruben, desto stärker überkamen mich diese Schmerzenswellen. Zu schwach um zu kämpfen, schrie ich laut auf. Blut rann an seinem Kiefer und an meinem Arm herab.

Wie sollte ich mich nur von ihm befreien?

Ich rang nach Luft und stemmte meine freie Hand gegen seine Brust. Sinan war zu stark für mich. Je länger seine Zähne in meinem Fleisch steckten, desto stärker wurden die Schmerzen. Sie durchfuhren meinen Arm bis zur Schulter.

Vielleicht konnte ich nicht kämpfen, aber ich konnte mich immer noch wehren. Ich spuckte ihm mitten ins Gesicht. Angeekelt ließ er von mir ab und wischte sich meinen Speichel von den Augenlidern. Ich konnte mein Amulett von seinem Hals reißen, die Kette riss zwar, jedoch hatte ich es endlich wieder.

Jetzt musste ich nur noch hoffen, dass Lucifer endlich hier auftauchte. Ich stopfte das Amulett in meinen BH, was vielleicht nicht sonderlich angenehm war, aber ich musste es irgendwo sicher aufbewahren.

Sinan beugte sich wieder über mich. "Du dreckige kleine Schlampe!"

Ich presste meine Handfläche auf die blutige Wunde an meinem Arm und starrte in sein wütendes Gesicht.

"Na gut... dann werden wir abwarten und kämpfen", murmelte er und stand plötzlich auf, um sich dann von mir zu entfernen. Ich lag immer noch auf dem Boden und starrte ihn entgeistert an.

Mein Blick fiel auf Kris, der einige Meter neben mir auf dem Bauch lag. Paola saß auf seinem Rücken und hielt ihn am Nacken fest. Ihr Zeigefinger fuhr wie in Zeitlupe durch die riesige offene Wunde an seiner Schulter. Kris' Gesicht war vor Schmerzen verzerrt.

Sofort war ich auf den Beinen und versuchte die pulsierenden Schmerzen an meinem Arm zu unterdrücken. "Lass ihn in Ruhe!"

Sinan beschäftigte sich inzwischen mit Dereck, der sich eben vom Boden erhob. Offensichtlich hatte Paola ihn bereits ein wenig zugerichtet. Dennoch war er stark genug, um Sinans Angriffen auszuweichen und sie ihm zurückzuzahlen. Azael war wohl anwesend.

Paola lächelte mich kühl an und steckte sich den blutigen Finger in den Mund. Kris keuchte schwer unter ihrem Körper. Erneut wanderte ihre Hand zu der blutigen Wunde, woraufhin das Mädchen von ihm abließ und in langsamen Schritten auf mich zu kam.

"Willst du nicht auch mal kosten?" Sie hielt mir ihre Finger entgegen, von denen das dunkelrote Blut hinabtropfte.

Angewidert wich ich zurück. "Spinnst du?!"

Augenblicklich landete ihre Hand in meinem Gesicht. Sie hatte mir eine Ohrfeige verpasst. Meine Haut brannte wie Feuer. Das warme Blut, das an meiner Wange herab lief, machte das nicht unbedingt besser.

Lucifer, bitte. Ich brauche deine Hilfe...

"Du bist abartig!", schrie ich sie an und wischte mir das Blut mit dem Ärmel aus dem Gesicht. Kris' Blut klebte auf meiner Haut.

Dieser hatte sich inzwischen auf die Beine gekämpft und musste sich am Auto festkrallen, um sich aufrecht halten zu können. Zwischen seinen dunklen Haarsträhnen konnte ich seinen leidenden Gesichtsausdruck ausmachen.

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