19 || Gib das zurück, du Affengesicht!

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"Luis, ich krieg gleich Besuch und ich will, dass du uns in Ruhe lässt", befahl ich meinem Bruder, der mich dann erst verwirrt und anschließend vielsagend ansah.

Wenigstens waren meine Eltern nicht zuhause, da Mum Dereck womöglich gar nicht erst alleine mit mir auf mein Zimmer lassen würde. Wenn ich nur daran dachte, was sie ihm erzählen würde, wurde mir schon übel.

"Etwa ein Date?", hakte er neugierig nach und wackelte mit den Augenbrauen.

Stöhnend gab ich ihm eine leichte Kopfnuss. "Nein, es ist für ein Schulprojekt und wir brauchen dafür Ruhe."

Das war eine simple Ausrede, um Dereck unbemerkt einladen zu können. Zum Glück kannte Luis ihn nicht und wusste daher auch nicht, was damals mit Marie passiert ist.

Luis' Grinsen wurde breiter. "Also ein... Date?"

"Idiot", brummte ich und schob ihn aus dem Weg. "Versuch einfach nicht zu nerven, okay?"

Leider mischte sich Luis leidenschaftlich gerne in fremde Angelegenheiten ein. Wenn ein Junge zu Besuch kommen würde, dann würde er sicher die Zeit nutzen, um ihn auszuquetschen. Hoffentlich konnten Dereck und ich uns in Ruhe unterhalten.

Das Klingeln an der Haustür überhörte ich beinahe. Ich fuhr auf, doch Luis war bereits vor mir auf den Beinen und riss die Haustür auf, als ich gerade erst von der Couch aufgestanden war.

"Hereinspaziert. Ich habe gehört, ihr müsst an einem Schulprojekt arbeiten", hörte ich Luis sagen und ging rasch in den Flur. "Ich bin mir sicher, du hast schon viel Gutes von mir gehört. Ich bin Luis, Brendas allerliebster Lieblingsbruder, und ich -"

"Hey Dereck", unterbrach ich ihn und quetschte mich an Luis vorbei, um einen verwirrten Dereck anzulächeln. "Ignorier ihn einfach."

Er war sichtlich erleichtert mich zu sehen und erwiderte das Lächeln, wobei sich wieder seine Zahnlücke zeigte. Die dunklen Haare wirkten wie immer super-weich und am liebsten würde ich sie durchwuscheln, doch ich wollte ihm jetzt nicht zu nahe treten.

"Dereck heißt der Glückliche", murmelte Luis und fasste sich nachdenklich ans Kinn. "Seid bitte nicht so laut, wenn ihr für euer Schulprojekt arbeitet."

Ich presste die Lippen aufeinander und drehte mich ganz langsam zu meinem Bruder um. Er lehnte sich unschuldig an die Wand und zwinkerte mir zu.

"Ich habe mich umentschieden", murmelte ich und packte Dereck am Arm. "Wir arbeiten lieber woanders!"

Luis hob eine Augenbraue an und nickte wissend. "Gilt das dann schon als öffentliche Belästigung, wenn man euch erwischt?"

Mir blieb nichts anderes übrig, als ihn gekonnt zu ignorieren.

"Ist das dein Auto?", fragte ich an Dereck gewandt. Ich deutete mit einem Kopfnicken zu dem fremden Wagen, der in unserer Einfahrt stand.

Er hob die Schultern an. "Ja, wieso?"

"Weil wir einen kleinen Ausflug machen", brummte ich und warf einen Blick über die Schulter zu meinem Bruder, der immer noch im Türrahmen lehnte und mich breit angrinste.

Konnte er sich nicht irgendwie eine Freundin suchen oder so?

In Derecks Rostkarre roch es nach den alten Ledersitzen, während der Motor beim Fahren ziemlich laut rumpelte. Solange ich später wieder heil aussteigen konnte, war mir die Fahrt völlig egal.

Ich wollte nur überleben. War doch nicht zu viel verlangt, oder?

Lucifer tauchte auf der Rückbank auf und wirkte vollkommen unzufrieden mit der Gesamtsituation.

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