37 || Satan der Unterwelt

674 55 26
                                    

Eine für einen Engel untypische tiefe Stimme kratzte äußerst unangenehm in meinen Ohren. Dabei hatte ich eigentlich eine zärtliche Frauenstimme erwartet, aber es konnte ja nicht alles wie in einem Bilderbuch erscheinen.

Neugierig drehte ich mich um und sah in das rundliche Gesicht eines etwas mollig gebauten Engels mit kurzem dunklen, etwas ergrauten Haar. Ihre kleinen Augen musterten mich desinteressiert oder gar vorwurfsvoll.

Ehrlich gesagt, hatte ich mir diese Engelsgötter wirklich komplett anders vorgestellt. Ich war froh, dass ihr Körper von den Wolken bedeckt wurde, damit ich nicht zu viel ansehen musste. Ich starrte sie sprachlos an und wusste nicht recht, was ich sagen sollte.

"Rede oder verschwinde!", knurrte sie und klang dabei nicht gerade erfreut mich hier zu sehen. Offenbar hatte sie sich nicht auf den Besuch eines Menschen eingestellt oder sie hasste mich einfach aus Prinzip.

"Ähm..." Ich lächelte sie nervös an und schob mir die Haare hinter die Ohren. "Ich bin gekommen, weil ich eure Hilfe brauche."

Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich nicht, sondern blieb mit der selben Abneigung gefüllt, mit der sie mich von Kopf bis Fuß abgescannt hatte. Warum musste ich ausgerechnet auf sie treffen? Oder waren etwa all diese Engelsgötter so mies gelaunt?

"Wir müssen die Todesengel aus der Welt schaffen. Sie wollen immer mehr Menschen umbringen", erklärte ich, als sie weiterhin kein Wort sagte.

Daraufhin beugte sie sich zu mir herunter, worauf ich mit dem Kopf ein wenig zurück wich. Sie behielt weiterhin ihre emotionslose Miene bei. "Hör zu, Kleine, uns ist nicht gerade danach, uns die Hände schmutzig zu machen."

Eigentlich hatte ich mir erhofft, dass Engelsgötter sich um das Wohl der Menschheit sorgten und zumindest ein kleines bisschen hilfsbereiter wären. Allerdings schien heute nichts meiner Vorstellung zu entsprechen.

Deshalb schwand meine Hoffnung, dass sie mir weiterhelfen könnten. Wenn sie gleichgültig an die Sache ran gingen, dann würde das sowieso nichts mit ihrer Hilfe werden. Dabei hatte Pfarrer Marcus doch gesagt, dass sie gegen die Todesengel ankommen würden.

"Außerdem -" Sie neigte den Kopf zur Seite und kniff die Augen zusammen. "Es ist ziemlich unfreundlich hier einfach so hereinzuplatzen ohne sich auch nur vorzustellen!"

"Ähm... tut mir leid", stotterte ich und bemühte mich weiterhin um ein Lächeln. "Mein Name ist Brenda."

"Ist mir ein Vergnügen", spuckte sie aus und trat gleichgültig einen Schritt von mir zurück. "Nevaeh."

Ein merkwürdiger Name für einen merkwürdigen Engel. Passte wohl wie die Faust aufs Auge.

"Die Menschen sind machtlos gegen die Todesengel. Wir könnten zwar die Menschen umbringen, von denen sie Besitz ergriffen haben, aber das wird sie nicht aufhalten, noch mehr Menschen anzufallen. Es ist ein unendlicher Kreislauf", erklärte ich ihr alles, was sie wissen musste.

Nevaeh stieß ein belustigtes Seufzen aus. "Und warum interessiert mich das?"

Das war eine gute Frage, aber ich hatte mir eigentlich erhofft, dass sie es zumindest ein bisschen interessieren würde. Stattdessen zeigte dieser Engel keinerlei Mitgefühl und schien sich nicht um das Wohl der Menschheit zu kümmern.

"Die Erde wird von den Todesengeln zerstört!", versuchte ich ihr deutlich klar zu machen. Ich konnte mir zwar nicht vorstellen, wie die Erde bei einem Weltuntergang zunichte gehen würde, aber ich konnte mir sehr gut vorstellen, wie die Welt ausschließlich von Bosheit beherrscht wurde. "Sie kommen durch ein Loch hindurch... dem Tor zur Hölle! Und sie bringen die Menschen um."

Beyond Worlds ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt