44 || Ein Stich ins Herz

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Brendas POV

Zitternd vor Kälte riss ich die Augen auf und keuchte schwer. Mit einem unangenehmen Kratzen im Hals richtete ich mich mühsam auf. Mein ganzer Körper stand unter Schmerzen, sodass bei jeder kleinsten Bewegung ein Stich durch meine Adern schoss.

Die Stelle, an der Sinan mich gebissen hatte, pulsierte höllisch und hatte durch den Stoff geblutet. Ich legte meine andere Hand darauf und lehnte meinen Rücken an das Auto an. Die Muskeln in meinen Oberschenkeln brannten höllisch.

Offenbar hat Lucifer ordentlich austeilen können, dafür hatte ich auch genauso viel einstecken müssen. Von Sinan und Paola fehlte jegliche Spur. Die beiden mussten das Weite gesucht haben, denn ich wusste, dass Lucifer sie sicher nicht umgebracht hat.

Eine kalte Briese umfasste meine Haut. Gänsehaut breitete sich an meinem ganzen Körper aus und lief wie ein kalter Schauer über meinen Rücken hinab. Meine Lippen fühlten sich bereits ganz taub an. Es würde mich nicht wundern, wenn sie blau angelaufen wären.

Wie lange ich hier wohl schon gelegen hatte?

Ich blickte mit schweren Augenlidern zu dem Loch zur Hölle, von dem nach wie vor Rauch empor stieg. Bestimmt ist Lucifer in die Hölle zurückgekehrt und musste dort seine Energie wieder auftanken. Der Kampf ist ihm mit Sicherheit nicht gerade leicht gefallen.

Ein Druck an meinem Hals sagte mir, dass ich wohl wieder gewürgt worden bin. Denn das ungemütliche Gefühl kam mir bekannt vor - von dem Tag als mich Vincent beinahe erwürgt hatte.

Ich ließ meinen Arm los und fuhr vorsichtig mit den Fingern über die Haut an meinem Hals. Dort spürte ich eine Kruste und schluckte erschrocken, was bloß einen Stich in meinen Nacken versetzte.

Hatte mich jemand am Hals aufschlitzen wollen? Wenn Lucifer wieder bei mir wäre, dann würde ich ihn über den Kampf ausfragen.

Sinan und Paola haben mich am Leben gelassen, wobei sie mich mit Leichtigkeit hätten umbringen können. Sie waren stärker als Lucifer und hätten das ausnutzen können, aber scheinbar wollten sie mir bloß weh tun.

Wo ist eigentlich Dereck abgeblieben? Von ihm fehlte ebenfalls jede Spur, weshalb ich nur hoffen konnte, dass es ihm gut gehen musste. Eine andere Wahl hatte er nicht. Ihm musste es gut gehen!

Darauf schoss mir ein anderer Gedanke durch den Kopf.

"Kris?" Panisch scannte ich die Umgebung ab, versuchte ihn zu finden. Vergeblich.

Ich spürte, wie Tränen bereits in meinen Augen brannten. Auf meinen Beinen zu stehen wurde eine wackelige Angelegenheit, denn meine Knie zitterten unvermeidlich.

Kris durfte ich nicht verloren haben. Das hatte ich doch vermeiden wollen! Ich hatte gekämpft, um sein Leben zu retten und das durfte nicht für umsonst gewesen sein. Das durfte es einfach nicht!

Ich packte mit meiner unverletzten Hand nach dem Seitenspiegel des Autos, um mich weiterhin auf den Beinen halten zu können. Immer mehr sank ich auf die Knie, doch dann blickte ich durch die Scheibe hindurch.

Sie war leicht beschlagen, aber ich konnte einen Jungen darin ausmachen. Rasch wischte ich mit dem Ärmel über die Scheibe und stieß ein erleichtertes Wimmern aus.

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