52 || Eine kleine Mission

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Gerade betraten Kris und ich mein Zuhause, als wir Stimmen aus dem Wohnzimmer wahrnahmen. Irritiert von der unbekannten Stimme ging ich durch den Flur und entdeckte Mum mit einem Mann in Polizeiuniform sprechen.

Der war bestimmt wegen dem Überfall der zwei maskierten Männer hier. Wahrscheinlich wollte er versuchen, sich einige weitere Informationen einzuholen. Ich wollte ihnen nicht noch mehr sagen, denn dann würde ich mich nur noch weiter in meine Lügen verstricken.

Ich räusperte mich lautstark, woraufhin die beiden ihre Köpfe hoben. Mum fing an zu lächeln und erhob sich. Auch der Polizist stand auf und ich konnte ihn endlich genauer unter die Lupe nehmen. Ihn kannte ich noch nicht, aber das würde sich gleich sicher ändern.

"Oh, hallo Kris", sagte Mum und betrachtete mitleidig Kris' vernarbtes Gesicht. "Brenda-Schatz, das ist Mr. Wilson. Er ist wegen des Überfalls hier."

Er streckte mir die Hand hin, die ich zögerlich entgegen nahm und seinen Griff erwiderte.

"Freut mich, Sie kennen zu lernen", meinte er und stellte sich auch Kris vor. "Ich hatte noch einige persönlichere Fragen an Sie, aber Ihre Mutter hat sie mir alle beantworten können."

"Welche persönlicheren Fragen denn?", wiederholte ich verwirrt und schaute zu Mum, die daraufhin bloß auflachte.

Sie nahm mich in ihre Arme. "Es ging um dich. Ob du dich vielleicht in letzter Zeit anders oder auffällig verhalten hast. Da hab ich gesagt, dass du seit deiner misslungenen Geschichtsarbeit ziemlich viel unterwegs bist."

Wollte er etwa herausfinden, ob ich die Polizei anlog oder Halluzinationen hatte, oder was? Na ja, seit meiner besagten Geschichtsarbeit war ich tatsächlich nicht mehr so oft daheim wie davor. Der Grund war jedoch nicht die Klausur, sondern meine Kette - die ich im Moment sehnlichst vermisste.

Ich blickte an mir herunter. Eigentlich sollte sie dort sein, aber sie lag immer noch in meiner Nachttischschublade. Was Lucifer wohl die ganze Zeit in der Hölle trieb? Er müsste seinen Mit-Dämonen auf den Geist gehen. Das würde ich gleich herausfinden.

"Ähm..." Ich schaute den Polizisten an. "Haben Sie noch Fragen?"

"Danke, aber ich glaube es hat sich alles fürs Erste erledigt. Vielleicht melde ich mich nochmal bei Ihnen." Er nickte auch Kris zu. "Sie haben Glück gehabt. Ihre Verletzungen sind nicht gerade ohne gewesen. Ihnen wünsche ich eine gute Besserung."

"Danke", murmelte Kris hinter mir, bevor er nach meinem Arm griff und mich festhielt.

Der Polizist bedankte sich außerdem bei meiner liebevollen Mutter um den Kaffee und ihre ehrlichen Antworten, bevor er sich auf den Weg zur Garderobe machte, um seine Jacke zu holen.

"Brenda, wo ist eigentlich dein Fahrrad?", hakte Mum nach und verschränkte abwartend die Arme vor der Brust.

Ich weitete die Augen und könnte mir selbst mit der Hand ins Gesicht schlagen. Stimmt, mein Fahrrad hatte ich in all dem Stress vollkommen vergessen!

"Das muss wohl noch am Unfallort sein", erklärte ich und warf Kris einen knappen Blick zu. Der arme Junge konnte sich ja gar nicht daran erinnern, was wirklich geschehen ist - und das war vielleicht auch ganz gut so.

"Sehr gute Idee, Ms. Wright", sagte der Polizist Mr. Wilson plötzlich. "Wir können Ihr Fahrrad holen und ich kann den Unfallort genauer inspizieren."

Das war überhaupt keine gute Idee. Den Unfallort, den ich der Polizei geschildert hatte, war kurz vor dem Berg. Schließlich hatte ich dort mein Fahrrad auch liegen gelassen und somit war es auch eine Art Beweisstück, schätze ich.

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