84 || Highschool-Moment-Kuss

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Ich zuckte zusammen, als laute Musik durch die Lautsprecherboxen schallte. Das ließ die Menschen um mich herum begeistert aufspringen. Sie alle schrien wild durcheinander und feuerten ihr Team an. Manche schlossen noch schnell ein paar Wetten ab, mit welchem Punktestand das Spiel heute wohl ausgehen würde.

Ich stellte mich auf die Zehenspitzen, um einen Blick auf das Spielfeld erhaschen zu können. Die Bulldogz joggten in ihren dunkelblauen Trikots auf das Feld, während die Eagles gelbe Shirts trugen. Beide Teams winkten ihren zugewiesenen Zuschauerblöcken zu.

Angestrengt kniff ich die Augen zusammen, bis ich endlich Glenn mit der Nummer 13 entdeckte. Wie eine kleine zauberhafte Fee hüpfte er seinem Team anmutig hinterher und ruderte stolz mit beiden Armen.

Aleyna und Wendy kreischten lauthals seinen Namen. Ich stimmte mit ihnen ein. Wir schrien gemeinsam noch lauter, als er dann in unsere Richtung blickte und uns ein Daumen-Hoch gab. Belustigt stellte ich fest, dass der Helm auf seinem Kopf tatsächlich viel gigantischer wirkte als bei allen anderen.

Nachdem sich alle beruhigt hatten, wurde einige Minuten später das Spiel angepfiffen. Dabei mussten die Bulldogz ihre Endzone verteidigen. Sie tackleten die Eagles mehrfach, mussten dafür mindestens genauso viel einstecken. Häufig hatten es die Gegner auf Glenn abgesehen, weil er recht klein war und somit leichter aufgehalten werden konnte.

Die Eagles erzielten einige Punkte, die für unser Team wirklich schmerzhaft waren. Meiner Meinung nach hätten sie ein wenig mehr trainieren können und seit ihrem letzten Sieg nicht alles auf die leichte Schulter nehmen sollen. Doch ich hatte ja nichts zu meckern, schließlich könnte ich nie im Leben da unten stehen und dem ganzen Druck standhalten.

Ein Spieler mit einem gelben Trikot und der Nummer Vier erzielte einen Touchdown. Entsprechend reagierten darauf auch deren Fans, wobei unsere Zuschauerhälfte aufgebracht durch die Zähne pfiff und verweigernd aufschrie.

Ich ließ die Beine von der Bank baumeln und konnte die ganze Zeit lang nur an eins denken. Kris' Auftritt. Gleich würde die erste Viertelstunde vorbei sein und dann würden weitere 15 Minuten folgen, in denen ich mit einem mulmigen Gefühl im Magen auf die Pause hinfiebern würde.

Das Spiel wurde tatsächlich abgepfiffen. Die Spieler schnappten sich alle in dieser kurzen Zeit etwas zu trinken, bevor sie wieder aufs Feld liefern. Seth flüsterte Glenn etwas zu, der daraufhin die Schultern hängen ließ. Wahrscheinlich hätte er sich ein bisschen besser anstrengen können, da er von Minute zu Minute immer schwächer wurde - was eben an dem Rammen der Gegner lag.

"Ich hoffe, Seth erzielt einen Touchdown", schwärmte Wendy, worauf sie von Aleyna und mir einen warnenden Blick erhielt. Ihr Freund saß sogar direkt neben ihr, der sie dann auch verwundert ansah. "Natürlich nur für das Team, Leute!"

"Glenn scheint es nicht besonders gut zu gehen...", murmelte Aleyna mit einer besorgten Falte auf der Stirn. Glenn trank eine Flasche bis zur Hälfte leer, inhalierte mit seinem Asthma-Gerät ein paar Mal durch und setzte sich dann wieder den massiven Helm auf. Schweigend nickte ich und suchte nach der Nummer Acht.

Dereck stand breitbeinig auf dem Feld und schien seine Gegner genau abzuscannen. Das würde vermutlich jeder andere Zuschauer denken, aber ich wusste, dass er insgeheim Chuck anstarrte. Dieser ging nahezu in Zeitlupe verdammt dicht an ihm vorbei. Ihre Schultern berührten sich beinahe. Ich bekam sogar Angst, dass er ihm einfach so eine runter hauen würde.

Wusste Chuck eigentlich, dass Marie da war? Ich suchte wieder nach dem Mädchen, das zwei Reihen vor mir neben ihrem Vater saß und sich immer noch an dessen Arm klammerte. Leider konnte ich bis auf ihr langes dunkles Haar nicht viel von ihr sehen. Bestimmt war sie sehr stolz auf ihren großen Bruder.

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