Letztendlich lag ich die ganze Nacht lang wach und wartete den Moment ab, in dem ich mich an nichts mehr erinnern konnte. Dieser Moment kam jedoch nie. Stattdessen habe ich mein Amulett heil in meiner Nachttischschublade gefunden und trug es nun wieder um meinen Hals. Leider ist Lucifer trotzdem noch nicht wieder aufgetaucht.
Ich wusste nicht, ob es Erleichterung oder Verzweiflung war, als Glenn und ich von unseren Rädern stiegen und ich Kris' Wagen nicht an seinem üblichen Parkplatz entdeckte. Einerseits konnte ich mir gut vorstellen, dass er nach dem Trubel zuhause bleiben wollte, doch andererseits schwänzte er nie Schule, solange er nicht ernsthaft krank war.
Glenn und ich betraten das Schulgebäude. Da ich nicht sonderlich gesprächig war, redete er die ganze Zeit davon, dass er wegen des Footballteams bereits mit Seth gesprochen hatte. Da er der Kapitän der Bulldogz war, hat dieser beschlossen, dass Glenn heute beim Training mitmachen sollte. Dann könnte Coach Lester entscheiden, ob er dem Team würdig sei.
Ich war dem Jungen dankbar, dass er mir das Ohr abkaute und obwohl ich in Gedanken versunken war, konnte ich hin und wieder einige Worte von ihm aufschnappen. Am liebsten wäre ich zuhause geblieben und hätte mich weiterhin ausgeheult.
Mum hätte es nur nicht zugelassen, wenn ich schon wieder von Unterricht fehlen würde und überhaupt nicht krank war. Na ja, im weitesten Sinne fühlte ich mich ja nicht gut, allerdings sollte mich das nicht von der Schule hindern.
Obwohl es heute ziemlich warm werden sollte, habe ich einen langärmligen Pullover angezogen, der all meine blauen Flecken und Narben verbergen sollte. Zum Glück schmerzte mein Rücken nur noch, wenn ich mich bückte oder zu hektisch bewegte. In meinen Beinen brannte der Muskelkater, als wäre ich gestern einen Marathon gelaufen.
Überrascht stellte ich fest, dass Wendy und Aleyna sich miteinander unterhielten und zwischen ihnen nicht länger Streit herrschte. Wendy lehnte sich an ihr Schließfach und hörte gerade dem anderen Mädchen aufmerksam zu, das vermutlich von Dereck schwärmte. Als die beiden uns entdeckten, fingen sie an zu strahlen.
"Wir sind wieder Freunde!", verkündete Wendy grinsend und drückte Aleyna an sich, die ihren Worten mit einem lachenden Nicken zustimmte. "Wir haben uns darauf geeinigt, uns nicht in die Beziehungssachen des anderen einzumischen. Solange sie glücklich ist, bin ich auch glücklich."
"Das ist toll!", freute sich Glenn und grinste die beiden Mädchen an. Ich antwortete bloß mit einem müden Lächeln, denn mir war gerade nicht nach Spaß und guter Laune zumute. Trotzdem war ich auch froh, dass sie sich endlich wieder vertragen haben und ich nicht dafür sorgen musste.
Aleynas Grinsen verschwand, sobald sie mich ansah. "Hast du geweint?"
Ich wusste, dass meine Augen ziemlich angeschwollen und gerötet waren von der ganzen Heulerei. Heute Nacht habe ich mein Kissen durchnässt, sodass ich es umdrehen musste, weil es ganz feucht war. Es wunderte mich, wenn ich überhaupt eine Minute Schlaf abbekommen hatte.
Augenblicklich stiegen mir wieder die Tränen in die Augen und ich konnte nicht verhindern, dass ich vor ihnen anfing zu heulen. Ich spürte, wie ich in eine Gruppenumarmung gezogen und von allen Seiten gewärmt wurde.
Schluchzend legte ich das Kinn auf Aleynas Schulter ab und wischte mir immer wieder die Tränen aus dem Gesicht. Die Hände streichelten über meinen Rücken und meine Arme und ich hörte, wie Glenn mir etwas zuflüsterte, was ich jedoch nicht verstand.
"Ist es wegen Kris?", fragte mich Aleyna ganz leise, was die anderen nicht hören konnten. Daraufhin überkam mich eine weitere Welle an Tränen und Verzweiflung und ich wurde wieder fester an sie gedrückt.
Ich hasste es vor ihnen Tränen zu vergießen und von ihnen getröstet werden zu müssen. Mir hat es schon gereicht vor Kris' Augen weinen zu müssen. Trotzdem beruhigte mich die Nähe und Fürsorglichkeit meiner Freunde, was mich beinahe erneut zum Heulen gebracht hätte.
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Beyond Worlds ✓
FantasyEr strahlte begeistert. "Das ist ja so süß, Darling." "Warum nennst du mich eigentlich immer so?" "Wie?" "Darling." "Oh, du bist ja süß." "Lucifer." "Was?" Er grinste frech. "Darling?" Der Weltuntergang steht der Erde kurz bevor und ausgerechnet Bre...