23 || Bevor er aufhört zu atmen

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"Hör auf, Vincent!" Ich schubste den Jungen zur Seite, doch daraufhin verdunkelte sich bloß Vincents Blick.

Er rammte mich mit vollem Körpereinsatz aus dem Weg, worauf meine ganze linke Seite schmerzte. Unsanft landete ich auf dem harten Betonboden.

Ich hörte, wie Kris laut aufschrie und riss den Kopf hoch. Er lag zusammengekrümmt auf dem Boden und rührte sich nicht. Ich hielt entsetzt den Atem an und biss die Zähne zusammen.

Kris war keineswegs ein Kämpfer. Normalerweise ging er Vincent am liebsten aus dem Weg, doch nur meinetwegen musste er jetzt diese höllischen Schmerzen einstecken.

Vincent blieb vor mir stehen. "Deine Kette!"

"Nein, sie gehört mir", fauchte ich ihn an und schrie, als er mich packte und gegen die Wand drückte. Seine Hände umschlossen meinen Hals.

"Deine... Kette." Er verdüsterte seinen Blick.

"Nein, du kriegst sie nicht", krächzte ich, als sich sein Griff um meinen Hals verstärkte.

Ich rang panisch nach Luft und wollte ihn mit Armen und Beinen von mir wegdrücken, doch ich war schlichtweg zu schwach. Er nahm mir jegliche Bewegungsfreiheit.

Daraufhin presste er mich bloß noch fester an die Wand. In meinen Kopf stieg unerträglicher Schwindel und der Mangel an Sauerstoff ließ mein Sichtfeld verschwimmen. Mein Amulett schnitt mir unangenehm in den Hals.

Vincent dachte nicht einmal daran mich los zu lassen. Ich brachte nicht einmal mehr ein Stöhnen aus meiner Kehle heraus. Sein wütender Gesichtsausdruck gravierte sich in mein Gehirn ein.

Sein Kopf lief vor Wut rot an.

An seiner Stirn pochte deutlich eine Ader unter der Haut auf.

Er hatte den Kiefer sichtbar angespannt.

Plötzlich verstärkten sich nicht nur die Schmerzen um meinen Hals, sondern auch in meiner Brust. Ich konnte erkennen, wie schwarzer Rauch meinen Körper einhüllte.

Lucifer!

Ich konnte nicht einmal um Hilfe schreien und weder Vincent noch Lucifer daran hindern. Ich hatte nur noch das Verlangen zu sterben. Ich wollte diese Schmerzen nicht mehr spüren. Sie durchfuhren meinen ganzen Körper wie ein höllischer Blitz.

Und auf einmal war es wieder ganz still und stockdunkel. Ich befand mich in der Schwerelosigkeit. Die Schmerzen und Gefühle waren verschwunden.

Lucifer?

"Ich mach diesen Bastard kalt!", hörte ich ihn mit meiner wutentbrannten Stimme schreien.

Ich wusste zwar nicht genau, was er gerade tat, aber ich war mir sicher, dass er drauf und dran war Vincent alle Knochen zu brechen.

Du darfst ihn nicht umbringen, Lucifer!

"Echt wirklich schade!", brüllte er und stöhnte kurz auf, bevor sich seine Stimme wieder mit Hass erfüllte. "Ich würde dieses Arschloch zu gerne tot sehen!"

Lucifer, bitte lass es sein. Du musst aufhören, bevor er aufhört zu atmen.

Von ihm bekam ich keine weitere Antwort. Ich hatte doch keine Ahnung was gerade vor sich ging! Er könnte Vincent umbringen und dann würde jeder denken, dass ich es gewesen sei.

Ich.

Brenda Wright.

Auf einmal öffneten sich meine Augen und ich fand mich in meinem Körper wieder. Schmerzen pulsierten an meinem ganzen Körper. Ich konnte endlich wieder atmen und spürte, wie meine Beine unter mir nachgaben.

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