69 || Ich würde sogar für dich sterben

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Zu meinem Glück war Lucifer weder wütend noch enttäuscht wegen der Sache mit meinem Amulett. Er hat nur Panik geschoben, weil er dachte, dass ich ihn wirklich umbringen wollte. Der Dämon konnte mir verzeihen und ich war darüber wirklich erleichtert.

Ich habe mein Amulett nur aus Angst zerstört, um all diese Negativität loszuwerden. Es war wirklich pures Glück gewesen, dass ich rechtzeitig umgeschaltet und ihn nicht in der Hölle verbrennen gelassen habe.

Da sich viele Schüler fragten, wohin der attraktive Sinan hin verschwunden ist, hat Paola sich darum gekümmert. Sie hat irgendwelche Unterlagen besorgt, damit jeder dachte, dass er nach Europa gezogen ist und nun dort auf eine andere Schule ging. In dieser Zeit haben wir beide ihn bei dem Orchideenfeld beerdigen können. Ich habe Tränen über Tränen vergossen.

Bis zum Donnerstag habe ich Kris in der Schule immer noch nicht gesehen. Inzwischen machte ich mir ernsthafte Sorgen, ob er immer noch wegen dem Vorfall am Sonntag fehlte oder ob ihm vielleicht etwas zugestoßen ist.

Dereck hingegen war anwesend, ging jedoch jedem Menschen aus dem Weg, weshalb ich auch nicht mit ihm reden konnte. Selbst von Aleyna wollte er sich fern halten und auch Mike starrte ihm irritiert hinterher, als Dereck ihn bloß ignorierte. Er weigerte sich auch, am Training der Bulldogz teilzunehmen, weshalb Seth ein wenig angespannt war.

Ich habe Dereck öfter geschrieben und ihn gefragt, ob es für ihn in Ordnung wäre, wenn ich ihn besuchen würde. Er hat mir jedoch nicht geantwortet, auch wenn er meine Nachrichten gelesen hatte. Kris hingegen schrieb ich kein einziges Mal, weil ich mir sicher war, dass er noch mit seinen Gedanken beschäftigt sein musste.

Da ich vor Glenn zur Schule gefahren bin, betrat ich den Musiksaal, der heute zwar aufgeschlossen, aber völlig leer war. Wäre auch zu schön gewesen, wenn Kris tatsächlich hier wäre. Ich ließ meine Tasche auf den Boden fallen und setzte mich mit hängendem Kopf an den Flügel.

Meine Augen starrten auf die schwarzen und weißen Tasten. Ich musste daran denken, wie ich Kris immer zugesehen habe, wenn er gefühlvolle Melodien darauf spielte und sich der Musik vollkommen hingab.

Darauf trat mir eine Melodie in den Kopf, die dem Song angehörte, den er für mich geschrieben hatte. Leise summte ich sie vor mich hin, während mein Blick weiterhin auf die Tasten gerichtet war. In dem Song hat Kris davon gesungen, wie verzweifelt er ist und wünschte, dass ich ihn genauso sehr lieben würde.

Ganz behutsam drückten meine Finger die Tasten hinunter, sodass der Anschlag meist überhaupt nicht zu hören war. Ich versuchte die Töne zu finden, wie sie auch in dem Song vorkamen.

Immer wieder traf ich eine falsche Taste, aber nach ein paar vergangenen Minuten kannte ich die Melodie auf dem Klavier in- und auswendig. Ich spielte immer wieder den Refrain des Songs von vorne und sang in meinem Kopf den Text mit.

Irgendwann schloss ich sogar die Augen und spielte mit der rechten Hand vor mich hin. Ich habe nie wirklich Klavier gespielt und meistens nur Kris genervt, wenn ich zwischen seinen Vorspielen mal auf irgendeine Taste gehauen habe.

"Du machst das gut."

Ich verharrte auf der Taste und blinzelte, bevor ich den Kopf anhob. Kris schloss die Tür des Musiksaals hinter seinem Rücken und kam in langsamen Schritten auf mich zu. Er trug sogar ein leichtes Lächeln auf den Lippen, das ich gequält versuchte zu erwidern.

"Du musst dir für mich keine Mühe geben", murmelte ich und konnte meinen Blick nicht von ihm abwenden. Die alten Narben von dem Kampf gegen Sinan und Paola hinterließen erhellte Zeichnungen auf seiner Haut. Die Narben, die wieder aufgerissen sind, wuchsen langsam wieder zusammen.

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