Am nächsten Morgen erklärte ich mich dazu bereit, Mats zum Flughafen zu bringen. Vorher aber entschieden wir uns dazu, Frühstücken zu gehen.
"Freust du dich schon auf zuhause?","Ja klar und auch aufs Training.","Ihr Fußballspieler seid doch alle gleich bescheuert.","Deswegen stehst du ja auch gewaltig auf einen.","Ich stehe nicht auf Marco.","Ja, ja." grinste er. "Sag mal, ist doch voll schade, dass es hier kein Nutella gibt, oder?","Man Bella, jetzt bleib doch mal ernst und lenk nicht ab!","Wieso? ich will nicht-","Nein, nicht wegen Marco, sondern ich wollte dich noch was fragen, bevor ich gehe." unterbrach er mich. "Wie, du willst mich noch was fragen?" wiederholte ich seine Worte irritiert. "Hättest du Lust, die Taufpatin von Ludwig zu werden? Seine Taufe ist im Dezember.". Auf diese unerwartete Frage konnte ich nur mit einem Stammeln antworten: "Ich.. äh, die Taufpatin.. dein Sohn?","Ja!" strahlte Mats überzeugt. "Aber ich habe ihn doch noch nie wirklich kennen gelernt.","Wie denn auch? Das wird schon noch. Du wirst ihn ganz sicher lieben.". Ich lächelte ein wenig, er hatte mich doch ziemlich überrollt mir dieser Frage. "Ja, also wenn du es wirklich möchtest dann werde ich gerne Ludwigs Taufpatin.".
Ich war schon lange wieder im Büro, da fiel mein Blick zufällig auf den Blumenstrauß und er brachte mich schon wieder zum Grübeln. Insgeheim verdächtigte ich mittlerweile Marco. Zumindest hoffte ich irgendwo in mir drin vielleicht sogar darauf. Aber auch nur, weil er an diesem Tag im Gebäude war, denn der Typ für so eine Aktion war er eigentlich nicht. Aber wer war denn der Typ für sowas? Und dazu single? Ich glaubte nämlich eher weniger, dass beispielsweise Ann-Kathrin es so toll fände, wenn ich den Blumenstrauß von von Mario bekommen hätte. Lachend kam mir dann der Geistesblitz. Roman war es, ganz sicher. Bis gestern war er bei seinen Eltern und hatte so gar nicht persönlich mitbekommen, dass ich mein Büro bekam. Ich ließ also alles stehen und liegen, um ihn zu suchen.
Die halbe Mannschaft war mittlerweile schon eingetrudelt unter anderem auch Roman. Mit extra großen Schritten und einem großen Grinsen ging ich auf ihn zu: "Danke, für die Blümchen Romanchen." zwitscherte ich und umarmte ihn. André, Mario, Julian und Marco hatten meinen Angriff auf ihn wohl mitbekommen und warfen mir sichtlich irritierte Blicke zu. Besonders Marco schien heute schlecht drauf zu sein. Er drehte sich direkt mit einem Räuspern von uns und den anderen weg und begann mit der täglichen aufwärm Laufrunde der Mannschaft. Komisch, vielleicht sollte ich ihn später mal fragen, ob er mal wieder mit dem falschen Fuß aufgestanden ist, schließlich konnte er doch endlich wieder mit trainieren. Manchmal konnte er echt eine Zicke sein. "Woher weißt du, dass die Blumen von mir kommen?". Roman kratzte sich schüchtern am Hinterkopf und riss mich mit seiner Frage aus meinen Gedanken. "Ich kann eins und eins zusammen zählen." lachte ich. Plötzlich verfärbten sich seine Wangen rot: "Bitte." murmelte er. "Bella hör auf Roman abzulenken und komm hier gefälligst hin!" rief mein Vater mit einem Augenzwinkern. Das Grüppchen um Marco lief in diesem Moment an uns vorbei. Ich sah, wie Marco mit den Augen rollte.Nachdem Training hatte ich das große Bedürfnis Marco und Mario davon zu berichten, dass ich mich mit Mats vertragen hatte. Schließlich hatten auch sie mich auf den richtigen Pfad gebracht und einer von ihnen musste mich wohl oder übel mit zu Mario nehmen. Denn nicht nur Mario, Marco und Julian trafen sich bei den Götzes, sondern Sarah und ich auch. Julian war direkt nach dem Training weg, um sie abzuholen. "Bella, sollen wir dich direkt mitnehmen?" fragte Mario mich aufmerksam, als die beiden mein Büro betraten. Er umarmte mich zur Begrüßung, während Marco nur angepisst den Blumenstrauß anstarrte. "Nett ne? Hat mir Roman geschenkt." bemerkte ich extra, um Marco zu provozieren. Vielleicht hatte er sich ja mit Roman in dern Haaren. Wie vor ein paar Wochen. "Ja ganz nett." antwortete dieser gespielt begeistert. Ich kräuselte meine Stirn. "Ich hole dann meine Schlüssel, bitte bringt euch in den fünf Minuten nicht um, okay? Ich dachte ihr versteht euch mittlerweile besser.", Mario murmelte nur noch den letzten Teil seines Satzes und entfernte sich langsam mit einem warnenden Blick an Marco und mich gerichtet.
"Hast du schlechte Laune? Immerhin durftest du heute doch endlich wieder trainieren." fragte ich leise und lehnte mich an meinen Schreibtisch. Er stand währenddessen vor mir und verschränkte seine Arme vor der Brust. "Ne, passt schon.". Ich schaute ihm eindringlich in die Augen: "Erzähl doch, wenn ich schon frage, wie es dir geht." murmelte ich. Marco zuckte bloß mit den Schultern: "Sag mal, seit wann hast du was mit Roman am laufen?" fragte er schamlos. Ich runzelte erst fragend meine Stirn, bevor ich mir das Lachen nicht mehr verkneifen konnte, weil ich bemerkte wie ernst er seine Frage meinte: "Ach quatsch, Marco! Da läuft nichts." antwortete ich ehrlich und schlug spielerisch seinen Arm. Er atmete laut aus, beinahe schon so, als wäre er erleichtert. Roman ist für mich mittlerweile zu einem guten Kumpel geworden und als Anmache hatte ich sein Geschenk bis jetzt noch gar gesehen. Deshalb fragte ich mich auch, warum Marco deswegen so schlecht drauf war. "Sag mal, wann hast du eigentlich vor dein Versprechen einzulösen?" fragte er nun frech und zog seine Augenbrauen erwartungsvoll hoch. In meinem Kopf begann es zu rattern. Endlich fiel mir nach einigen Sekunden ein, was er meinte und ich erinnerte mich an meine Worte in seinem Auto nach der Party vorgestern. Wie von selbst begann ich zu Grinsen: "Wie wär's mit morgen Abend bei dir, oder hast du schon was vor?", ich versuchte selbstbewusst zu bleiben und nicht rot zu werden in diesem Moment, obwohl mein Herz anscheinend am liebsten aus meiner Brust springen wollte. Er überlegte nicht mal eine Sekunde: "Klingt gut, wenn du morgen nach dem Abschlusstraining noch kurz wartest, bis ich geduscht habe, dann nehme ich dich mit." lächelte er. Ich nickte zustimmend.
"So, hab die Schlüssel!" rief Mario schon vom weiten. Ich schaltete das Licht in meinem Büro aus und folgte daraufhin den zwei Idioten mit ihren riesen Sporttaschen. Marco guckte alle paar Meter immer mal wieder zurück und lächelte mich schüchtern an. Zum Glück bekam Mario nichts mit, ansonsten würde mich Ann-Kathrin keine Sekunde in Ruhe lassen.Angekommen bei Mario, schmiss ich meine Jacke in die Garderobe und machte mich auf den Weg ins Wohnzimmer, wo Ann-Kathrin, Sarah und Julian schon warteten. "Ich wusste gar nicht, dass du Pizza bestellen willst." stellte ich direkt fest, als ich in den Raum kam und den Flyer in Sarahs Hand sah. Ich begrüßte die drei und pflanzte mich schwungvoll auf das gemütliche und vor allem große Sofa. "Da seid ihr ja endlich, wie kann es bitte sein das Julian und Sarah fast 'ne halbe Stunde eher da sind als ihr!" beschwerte Ann-Kathrin sich lachend, während ich die wärme des Raumes genoss. Draußen war es plötzlich schweinekalt. Dabei war es doch gerade erst Anfang November und der Sommer bis vor kurzem noch so schön und lang. Die Kälte im Winter war zwar immer gewöhnungsbedürftig am Anfang, aber er war trotzdem meine Lieblingsjahreszeit.
Mario küsste seine Frau kurz, als er den Raum betrat. Marco ließ sich derweil neben mir in die Kissen fallen. Irgendwann, dachte ich mir, will ich auch mal an diesem Punkt sein. Einen Mann finden, der mich lieben würde und mit ihm zusammen wohnen. Dieser Wunsch hörte sich in meinen Ohren momentan zwar mehr als unerreichbar an, aber träumen können war schließlich wichtig im Leben.
"Super, jetzt sitzen wir hier mit den zwei Vorzeigepärchen den ganzen Abend fest." scherzte Marco leise. Ich war mir ziemlich sicher, er meinte das ernst. Bei der Vorstellung, wie er eigentlich schon seit Längerem hier alleine herum saß, musste ich schmunzeln. "Das wird sich ja bald ändern." zwinkerte Julian. Marco warf ihm einen genervten Blick zu. "Wieso?" fragte Sarah irritiert. "Das wüsste ich auch gerne!" bemerkte ich und beugte mich zu Mario und Ann-Kathrin hervor. "Bella ich glaube, du weißt genau was gemeint ist." grinste sie. Sarahs Blick wurde immer fragender. "Na Marco und Bella, da knistert es gewaltig Sarah.","Ach man Schatz, jetzt lass die beiden doch einfach mal." setzte Sarah sich für mich ein. Stolz klopfte ich ihr auf die Schulter. "Wenigstens eine die noch normal denkt!".
Meinen Plan, jemanden von meiner Aussprache mit Mats zu erzählen verschob ich sicherheitshalber auf morgen.
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Optimist
FanfictionNachdem die heute 20 jährige Dortmunderin Isabella ihre Schule beendete, fiel sie für einige Zeit in ein tiefes Loch. Sie war umgeben von schlechten Gedanken, Stress und Kummer. Ihre Eltern konnten diesen Zustand nicht mehr unterstützen und so gerie...