Optimist

Kapitel 19

Marcos Sicht:

André, Mario, Ann-Kathrin und ich schauten Bella verdutzt hinterher. Ihre langen glänzenden Haare folgten schwungvoll den Bewegungen ihres Körpers. Sie sah unglaublich gut aus. Trotzdem kannte ich sie so gar nicht. Für ihre Verhältnisse war das gerade schon fast eine Szene. Ich begann mir sorgen zu machen. Sie war total blass obwohl sie eher der gebräuntere Hauttyp war. Auch ihre Augen sahen müde aus und waren dazu auch ziemlich rot. Komisch, dabei war sie gestern noch ziemlich gut drauf. Ich fragte mich, was los war. Vielleicht war die ja krank?
Ann-Kathrin warf mir einen skeptischen Seitenblick zu. Ihre Arme verschränkte sie trotzig vor ihren Bauch und ihr Kiefer spannte sich gleichzeitig an. "Was?" fragte ich unwissend und machte dabei eine komische Handbewegung um ihr zu verstehen zu geben, dass ich diesen Blick keinesfalls verdient hatte. Ich wüsste zumindest nicht warum. Sie räusperte sich: "Naja jemanden erst zu küssen und sich einen Tag darauf mit der Ex zu treffen, Marco? So kenne ich dich gar nicht.". Mario hörte seiner Frau aufmerksam zu und schaute mich nach ihren Worten sauer an: "Nicht dein Ernst, Marco! Vor ein paar Wochen habe ich dir doch gesagt, du sollst es entweder ernst meinen oder es ganz sein lassen mit Bella. Ich habe keinen Bock, dass du wieder irgendeine Kacke anstellst." brummte er sauer. In meinem Kopf arbeiteten meine Hirnzellen auf Hochtouren: "Ich habe mich nicht mit Scarlett getroffen." verteidigte ich mich. Plötzlich schaltete André sich ein: "Jetzt wo ihr davon redet, ich habe gestern auf dem Parkplatz gesehen, wie sich Bella aufgelöst in meine Richtung gedreht hat, sie hat mich aber nicht gesehen. Gerade als ich hingehen wollte, kam auch schon ihr Vater auf sie zu.","Genau Marco was willst du eigentlich? Sag doch wenigstens die Wahrheit, man." murmelte Ann-Kathrin und wendete sich von mir ab. Ich setzte mich an die Kante des Sofas und stöhnte sauer: "Ja Leute, mir ist bewusst dass Bella nicht lügt ich habe gestern Scarlett gesehen, ich habe mich aber nicht mit ihr getroffen." versuchte ich wieder Augen verdrehend zu erklären. Klar, dass mir keiner glauben wollte. Ann-Kathrin drehte sich dann doch wieder zu mir und zog eine Augenbraue hoch: "Wenn du nicht willst, dass ich dich sofort raus schmeiße dann rede jetzt Klartext.", dafür erntete sie einen verärgerten Blick von Mario. Gut zu wissen, dass er nicht ganz auf ihrer Seite stand. Ich musste schmunzeln, eigentlich hatte Ann-Kathrin ihn schon ziemlich im Griff. "Als ich nach dem Training zu meinem Auto gehen wollte, da hat Scarlett mich an der Tür abgefangen und mir irgendeine Klatschzeitung unter die Nase gehalten, weil mich und Bella wohl jemand im Stadion fotografiert hatte. Sie hat mir total die Vorwürfe gemacht und mich gefragt, wie ich denn so schnell über sie hinweg sein könnte und dann hat sie so heftig geweint, da habe ich sie nach Hause gefahren, weil ich ja auch kein Unmensch bin. Ich habe ihr aber direkt zu verstehen gegeben, dass es für uns nie eine Zukunft geben wird und wir endgültig außeinander sind, obwohl das ja schon über ein Jahr so ist aber sie hat es wohl nicht verstanden. Ich habe ihr gesagt, dass ich mich halt neu verliebt habe." murmelte ich achselzuckend. Ich war fertig mit Scarlett und hatte einfach keine Lust mehr auf sie und Frauen, die Ähnlichkeiten mit ihr hatten, weil sie alle gleich langweilig und oberflächlich waren. Wie Mario schon sagte, Bella war wahrscheinlich echt die einzige, die mir Parole bieten konnte. Sie war anders als alle anderen, die ich bisher kennengelernt hatte.
Plötzlich grinsten mich alle drei an wie Honigkuchenpferde und rissen mich aus meinen Gedanken: „Oh, wie süß!", Ann-Kathrin klatschte sich friedlich in die Hände. Mario und André klatschten sich ab: "Ich habe gewonnen." freute Mario sich und führte ein kleines Tänzchen auf. Ich rollte schon wieder genervt mit den Augen. Sind die jetzt wieder zarte 12 Jahre alt oder was?

Die nächsten Tage vergingen schleichend langsam. Bella hatte ihren Urlaub verlängert und kam nicht mal zu unserem Spiel. Auf Anrufe oder Nachrichten reagierte sie nicht. Jedenfalls nicht auf meine. Ich wusste von Mario und Jule, dass sie viel mit Ann-Kathrin und Sarah unternahm. Aber es konnte doch nicht so weiter gehen. Ich war mit meinem Latein am Ende und dachte in der Kabine vor dem Training über weitere Möglichkeiten nach, mit ihr reden zu können. Momentan gab es für mich nur noch eine, ich müsste sie abfangen sobald sie wieder da wäre. Vielleicht sogar zusammen mit Nico. "Woody, du hast dein Trikot auf links an.", bemerkte Piszczu kichernd und riss mich damit aus meinen Gedanken: "Wo bist du nur mit deinem Kopf." grinste er kopfschüttelnd. Mario räusperte sich hinter mir und machte gerade die Anstalten etwas sagen zu wollen, da gab ich ihm den ernstesten Todesblick den ich in Petto hatte.

"Und hast du es endlich geschafft Bella zu vergraulen?" fragte Roman, nachdem er mich beim Einlaufen einholte. "Wie?" fragte ich irritiert und schaute meinen guten Freund verständnislos an. "Wie?","Keine Ahnung, du musst dir doch immer jedes Mädchen was nicht bei drei auf dem Baum ist unter den Nagel reißen. Bei Bella scheint es nichts Anderes gewesen zu sein und jetzt ist sie weg." sagte er entschlossen, mit vorwurfsvollem Blick. "Spinnst du?" fragte ich und verstand die Welt nicht mehr. Was war der denn bloß so frustriert? Ich entschied mich dazu ihn zu ignorieren und lief schneller. Roman kam jedoch direkt hinterher: "Gib es doch wenigstens endlich zu.","Man Roman, geht's noch? Komm mal klar. Was ist dir denn für eine Laus über die Leber gelaufen?" schrie ich plötzlich. Der ganze Platz wurde still. Zugegeben, ich erschreckte mich selbst darüber, dass ich so laut wurde. Das änderte aber nichts daran, dass ich einfach frustriert über die Gesamtsituation war und sauer auf mich selbst. Ich war echt der dümmste Esel Dortmunds, weil ich nichts davon gemerkt hatte dass Bella alles mit ansehen musste. Kein Wunder, dass sie dachte ich wäre wieder an Scarlett interessiert und hätte sie ausgenutzt. Roman ging mir sowas von auf die nerven, dass ich einige Minuten vom Platz in die Kabine verschwand um mich zu beruhigen. Das war wohl echt der erste Diva-Auftritt meiner gesamten Profikarriere.