Kapitel 40

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Zum Glück wollte Ann-Kathrin diesen Schwangerschaftstest mit Mario machen und ich wurde aus den Klauen der fast-Mama befreit. Ich war mir zu hundert Prozent sicher, dass sie schwanger war. Anders konnte ich mir ihre ständigen Stimmungsschwankungen und die Übelkeit nicht mehr erklären. Komisch, dass die beiden da nicht selbst drauf gekommen sind, aber manchmal da blendet man Anzeichen ja auch einfach aus, wenn man sie nicht wahrhaben wollte. Das konnte ja noch was geben.
Als ich bei Marco, nein ich konnte ja jetzt zuhause sagen, ankam war meine schlechte Laune, die mich früher am Tag überkam, wie weggeblasen. Schon im großen Eingangsbereich hörte ich die Pfanne in der Wohnküche brutzeln und mir stieg der Geruch von Steak in die Nase. Glücklich, aber trotzdem mit gerunzelter Stirn legte ich meine Sachen ab und machte mich auf den Weg dorthin.
"Na Kleine" begrüßte mich Marco gelassen, als ich mich zu ihm hinter den Herd gesellte. Er legte lässig seinen Arm um meine Schultern und drückte meinen Körper zärtlich gegen seine Brust. Er tat so, als wäre es das normalste der Welt, dass er kochte. Ich drückte ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange und schlang meine Arme locker um seine Mitte: "Schatz, seit wann kochst du denn?" fragte ich frech grinsend, während ich in meinem Kopf überschlug ob ich ihn überhaupt schon mal kochen gesehen hatte. "Ich wollte dir mal etwas zurück geben und deinen Einzug bei mir einläuten. Wie war's eigentlich bei deinen Eltern? Und warst du da so lange?" überhäufte er mich daraufhin mit Fragen. In mir machte sich ein wohliges Gefühl breit, endlich wieder bei ihm sein zu können. Wir genossen unsere Zweisamkeit momentan mehr denn je. Hier fühlte ich mich wohl, wohler als nirgendswo anders auf der Welt. "Mein Vater war gar nicht begeistert, ich glaube er hat Angst ich würde mich auf deinem Geld ausruhen oder so, aber das würde ich niemals machen." seufzte ich traurig: "Danach hab ich dann nur mein Auto mitgenommen und bin so Ann-Kathrin gedüst." Marco nickte nachdenklich während er die Steaks in der Pfanne wendete: "Dein Vater hat unsere Beziehung doch eigentlich akzeptiert? Vielleicht sollte ich mal mit ihm reden." murmelte er erstaunt. Ich schüttelte vehement den Kopf und verstärkte meinen Griff um ihn: "Nein, das sollst du gar nicht. Ist doch auch egal." stellte ich klar. Obwohl er nickte wusste ich, dass er trotzdem das Gespräch mit meinem Vater suchen würde. Wenn Marco sich was in den Kopf gesetzt hatte, dann brachte er dies auch zu Ende. "War Sarah auch dabei?" fragte Marco dann plötzlich, um das Thema zu ändern: "Nein, war eher spontan.". Er zog eine Augenbraue hoch, ließ Steak Steak sein und drehte sich zu mir: "Spontan?", ich biss mir nachdenklich auf die Unterlippe und checkte mein Smartphone - immer noch keine Nachricht von Ann-Kathrin. "Ich sag mal so, wenn in der Bild Zeitung ein Bild von mir mit einem Schwangerschaftstest auftaucht war er nicht für mich." kicherte ich. In Marcos Kopf arbeitete es, bis er begann zu schmunzeln: "Ich warte dann einfach mal ab, ja?" grinste er und drückte mir einen Kuss auf die Lippen. Ich nickte und begann den Tisch zu decken: "Was hat der Arzt eigentlich gesagt?" fiel mir plötzlich ein. Marcos Lächeln schwächte ab und er rieb sich den Nacken: "Die Schwellung wird immer weniger, aber die Operation wurde immer noch nicht angesetzt. Ich lächelte aufheiternd und ging auf ihn zu: "Mach dir keine Sorgen, das wird bestimmt nicht mehr lange dauern.". Er nickte unsicher: "Hoffentlich.".

Beim Essen fragte ich mich wirklich, warum ich mir immer so einen abrackerte beim Kochen, wenn Marco so ein guter Koch war. Ich war echt überrascht und hoffte, er würde öfter mal so etwas leckeres für uns zwei auf den Tisch zaubern. Schließlich war mein Dasein in seinem bescheidenem Heim ab jetzt ein Dauerzustand. Ein komisches, aber extrem schönes Gefühl, dass ich nicht mehr missen wollte.

Kurz bevor ich diesen anstrengenden Tag beenden wollte, ertönte das elende Piepen meines Smartphones und der Bildschirm blinkte provokant auf. Natürlich war es Ann-Kathrin, sie schickte lediglich einen schwangeren Emoji der sich den Bauch hielt. Wie ein Idiot grinste ich den Bildschirm an. Ich hatte es gewusst und freute mich so sehr für die beiden. Natürlich gratulierte ich ihr direkt, stellte aber dann das Gerät aus. "Was grinst du so?" fragte Marco, der sich zu mir drehte und sich dabei müde die Augen rieb. Schmunzelnd wackelte ich mit meinen Augenbrauen: "Ich habe die 12 Euro nicht umsonst ausgegeben." Marco verstand mich direkt und wir küssten uns euphorisch: "Ich glaube es nicht. Mario als Vater kann ich mir nicht vorstellen." prustete er los. Ich legte mich in seine Arme und kicherte leise: "Mal sehen wie die zwei das wuppen werden.".
Vor meinem inneren Auge sah ich Marco mit Nico und wie glücklich Marco immer war, wenn er seinen Neffen um sich hatte. Seine Augen strahlten dann förmlich und sein Grinsen war unübersehbar, ich himmelte diesen Anblick immer an. Ob ich irgendwann mit ihm auch mal einen kleinen Drops groß ziehen würde? Vorstellen konnte ich es mir, aber es hatte glücklicherweise noch Zeit. Jetzt war erst mal Ann-Kathrin dran und das würde mit Sicherheit nicht leicht für sie werden. Konnte eine erste Schwangerschaft überhaupt leicht sein? Bestimmt nicht.

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