Kapitel 67

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Der Abend war schon angebrochen, als Marco und ich bei Ann-Kathrins Babyshower eintrafen. Alles war wunderschön geschmückt, überall hingen mit Helium gefüllte Luftballons, es lief Musik im Hintergrund in angenehmer Lautstärke und die Party schien schon im vollen Gange zu sein. Mein Magen zog sich dann doch ein wenig zusammen, als wir in den Raum traten. Marco bemerkte es direkt und zwinkerte mir aufmunternd zu. Er hatte einfach einen siebten Sinn für meine Gefühle. Recht hatte er auch noch dazu. Wieso sollte ich mit meinen privaten Problemen die Babyshower-Party meiner besten Freundin vermiesen? Das war nicht meine Art.
"Sorry Sara, wir sind ein wenig zu spät." entschuldigte ich mich und hielt ihr die Schüssel voller leckerer Cupcakes entgegen. Sie nickte: "Schon gut, die Cupcakes werden so oder so gegessen, so wie ich die Männer kenne." lächelte sie. Als dann auch noch Schmelle wie gerufen antrabte und sich einen der Cupcakes aus meinen Armen quasi in eins hinein stopfte, mussten wir lachen. "Warum wart ihr denn so spät?" fragte Sara plötzlich neugierig. Sie wusste noch nichts von der Fehlgeburt, obwohl sie zusammen mit Ann meine beste Freundin war, aber ich sah sie in letzter Zeit so selten. "Ich, äh- habe noch auf Marco gewartet." verhaspelte ich mich. Ich war froh als sie bloß zufrieden nickte. Wir gingen von der Küche wieder in das riesige, geschmückte Wohnzimmer. Stehtische für die Männer waren aufgebaut, sowie der große Esstisch gedeckt. Typisch westfälische Runde eben. Ann-Kathrin sah super süß in ihrem engen, baby blauen Kleid aus. Sie strahlte überglücklich: "Da bist du ja endlich.","Klar." grinste ich nachdem wir uns umarmten. "Ich zeige dir gleich oben das Kinderzimmer. Du hast es ja noch gar nicht gesehen." Ich nickte euphorisch. Vielleicht sollte ich einfach aufhören, an das zu denken was ich nicht haben kann, sondern mich darauf zu freuen, was gut in meinem Leben läuft. Den kleinen Drops von Ann-Kathrin und Mario zum Beispiel, von dem ich Patentante werde. Oder daran, dass mein Vater dem Sensenmann glücklicherweise nochmal von der Schippe gesprungen ist. Als ich mal wieder gedankenverloren vor der Treppe stand und einen tiefen Seufzer losließ, war Ann schon längst oben  und im Flur verschwunden, spürte ich plötzlich eine Hand auf meiner Schulter. Auf dem ersten Blick dachte ich es sei Mats, der mich aufmunternd anlächelte jedoch war es Roman. Ich drehte mich zu ihm um. "Bella, Marco hat mir erzählt was passiert ist. Ich glaube, er brauchte einfach einen guten Freund zum reden, Mario ist ja gerade in einer Art Babyblase.", ich nickte. Es war toll zu wissen, dass Roman und Marco trotz allem so gute Freunde waren. Es ist zwar nie eskaliert zwischen Roman und mir, oder zwischen den Männern selbst, jedoch hat mir Sara oft erzählt wie sehr Roman auf mich stand zu dem Zeitpunkt, als ich mich jedoch gerade in Marco verliebte. "Es ist alles nicht so leicht gerade, aber wir schaffen das." sagte ich neutral, aber für meine Verhältnisse ziemlich optimistisch. Diesmal war ich jedoch Optimistisch, denn Marcos Aktion vor wenigen Stunden erwärmte mein Herz. Es bedeutete mir ziemlich viel, dass er alles so ernst nahm und sich so etwas für uns ausdachte. Das war wichtig für unsere Seelen, aber auch notwendig für unsere Beziehung. Momentan war alles schwierig, da fehlte einfach die Leichtigkeit und Zärtlichkeit im gewissen Maße zwischen uns. Mein Blick fiel zurück auf Roman, der mich mit seinen riesigen Teddyaugen nur so anfunkelte: "Ich will nur, dass du weißt das ich auch immer für dich da bin. Schließlich sind wir ziemlich gute Freunde vor dem Vorfall gewesen. Ich hoffe, dass kriegen wir wieder hin. Abgesehen davon, du bist stark Bella und noch jung. Davon wirst du dich nicht herunterziehen lassen." lächelte er wohl wissend. Ich strahlte und fiel in seine Arme. Er machte mir klar, dass ich jetzt erst recht nach den Sternen greifen musste und so richtig mit meiner Karriere durchstarten sollte, für mein Sternenkind. Ein wohliges Gefühl machte sich in meinem Bauch breit. "Danke Roman." murmelte ich gegen seine Brust, bevor ich ihm zu zwinkerte, als ich schon in meinen Chucks die Treppen hoch hüpfte, um das Zimmer meines Patenkindes zu begutachten.

Später im Auto, auf dem Heimweg, musste ich fahren. Marco und Mats hatten nicht nur zwei, drei Bier getrunken, sondern auch wohl neun oder zehn. Die beiden ins Auto zu bekommen war ein regelrechter Akt. "Marco, hoffentlich ist dir bewusst, dass wir gerade in deinem eigenen Auto sitzen. Bevor du dich übergibst solltest du also drei mal nachdenken." sagte ich ernst, meine Augen fokussierten die Fahrbahn. Als ich in den Rückspiegel sah, beobachtete ich wie Mats, der diverse BVB-Hymnen trellerte und sich dabei verdächtig den Bauch hielt. "Wenn ich dich so dahinten ansehe, solltest du auch aufpassen, Cousinchen." lachte ich. Marco schaute schockiert auf die Rückbank und stöhnte auf: "Bro, wenn du kotzt kannst du die letzten Meter laufen!" beschwerte er sich. Seine Augen rollte er dabei so heftig, dass ich dachte sie fliegen gleich raus. "Jetzt bleibt doch mal locker. Ich singe gerade die Hymnen unseres Vereins, dem besten Verein der Welt. Boooorussiiiaaaa!" schrie er plötzlich weiter und das leider so schrill, dass es derbe in den Ohren weh tat. "Jetzt halt dein Maul Mats!" beschwerte Marco sich weiter. Mittlerweile waren seine Augen geschlossen. Wenn ich mich recht erinnerte, machte er das immer wenn sich alles drehte. "Wie soll ich euch beide morgen bloß aus dem Bett bekommen?" murmelte ich kopfschüttelnd als ich mich an das Training morgen früh erinnerte, welches ja eher für Marco wichtig war, aber Mats wollte unbedingt mit, ich hatte keine Ahnung warum. "Ist doch lustig." kicherte Marco rechts neben mir, dem würde das Lachen morgen früh mit Sicherheit vergehen. "Als Privatperson ja, als angehende Managerin im Bereich Sport eher weniger." schmunzelte ich. Marco und Mats grinsten sich plötzlich an: "Heja BVB! Heja BVB!" brüllten sie plötzlich im Kanon los. Ich musste lachen. Das waren zwei Vögel der ganz besonderen Sorte. Schon jetzt schmiedete ich Pläne, wie ich die beiden morgen aus dem Bett bekommen würde. Dann, als es aber zu viel BVB für 2 Uhr Nachts in meinen Augen wurde, fuhr ich an den Straßenrand: "So ihr beiden Vögel. Wenn ihr jetzt nicht beide eure Klappe haltet, dann könnt ihr den Rest nach Hause laufen und die Siedlungen auf Trapp halten während ihr euren Rausch genießt, aber nicht mehr mich. Meine Ohren bluten ja schon!"."Aber Schatz, du liebst es doch immer so wenn ich singe!".

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