Kapitel 52

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"Oh ne, zum Glück nicht im Auto." stöhnte Marco, der gerade aus der Apotheke wieder kam. "Sorry" murmelte ich ziemlich angefressen. Marcos Ausdruck wurde sanfter: "Tut mir leid, bist du dir sicher, dass du dich im Krankenhaus nicht durchchecken lassen möchtest?" sagte er. Das Rascheln der Tüte übertönte seine rücksichtsvolle Frage. Kurz darauf hielt er mir zwei kleine Tabletten unter die Nase: "Nehmen!" befahl er und ignorierte, dass ich ihm nicht antwortete. Ich schaute meinen Freund skeptisch an. Dieses extreme Lila der einen Tablette ließ meinen Magen schon aufheulen. "Bitte. Die lila Tablette ist zur Beruhigung und die weiße für den Magen." legte er nach und reichte mir Wasser. Widerwillig führte ich seinen Befehl aus und hoffte, dass mir das üble Chemiezeug helfen würde. Einen auf Krank machen konnte ich mir nicht erlauben.

"Wir können ihnen noch nicht genau sagen, was ihrem Vater fehlt Frau Dietrich. Er wurde jetzt einmal stationär aufgenommen und wir werden einige Tests durchführen. Ihre Mutter holt gerade schon eine Tasche für Herrn Dietrich, denn wir werden mit Sicherheit einige Tage brauchen, um herauszufinden wo es klemmt. Sein Herzschläge sind teilweise unregelmäßig und sein Kreislauf will momentan nicht richtig in den Schwung kommen, da sind wir noch dran. Klar ist aber zu diesem Zeitpunkt schon, dass es kein kleiner Schwächeanfall war, sondern dass etwas dahinter steckt." Ich nickte während des Gesprächs mit dem Arzt meines Vaters. Marcos Arm hatte sich derweil unauffällig um meine Taille gelegt. Er merkte, dass es mir schlecht ging und ich immer noch nicht ganz auf der Höhe war. Seine Unterstützung gab mir den Halt, den ich brauchte. 

"Hallo Papa" lächelte ich zaghaft. Er räusperte sich überrascht: "Hi Kleine" und öffnete seine Arme für eine Umarmung. Marco und er begrüßten sich mit einem kurzen Nicken. Ich setzte mich auf den Besucher Stuhl neben seinem Bett. Marco platzierte seine Hände unterstützend von hinten auf meinen Schultern. Als ich meinen eigentlich sehr energiegeladenen, lebensfrohen Vater musterte, bemerkte ich direkt seine blasse Erscheinung. Er zitterte ein wenig und sah generell einfach sehr schwach und instabil aus. Sofort stiegen in mir wieder die Sorgen auf, die mir sehr auf den Magen schlugen jedoch versuchte ich so gut es ging mich zusammen zu reißen. "Wie geht es dir?" fragte ich irgendwann leise. Eigentlich eine total dumme Frage, wahrscheinlich ging es ihm ziemlich schlecht. "Momentan geht es mir wieder relativ gut" erklärte er schwach: "Aber vorhin da hat es mich echt umgehauen." Ich nickte interessiert. Hoffentlich hatte er nichts schlimmes, das hätte ich mir nämlich nie verzeihen können, ihn noch extra gestresst zu haben. "Tut mir leid, dass ich übermorgen nicht zu deiner Gartenparty kommen kann." lächelte mein Vater plötzlich Marco an. Papa schien echt friedlich gestimmt zu sein. "Ach, das ist doch kein Problem!" entgegnete Marco: "Wenn du wieder gesund bist dann könnten wir ja nochmal Grillen mit meinen Eltern zusammen um das nachzuholen." schlug er vor. Als ich verwundert zu meinem Freund hoch sah, zwinkerte dieser mir happy zu. Gerade, als ich ansetzen wollte um mit meinem Vater über die schwierigen und komplizierten letzten Wochen beziehungsweise Monate zu reden, unterbrach uns eine Krankenschwester, die in den Raum platzte: "So Herr Dietrich, entschuldigen Sie, aber die Besuchszeit ist leider vorbei. Sie müssen sich ausruhen, damit sie die nächsten Tests mit Kräften angehen können." Mein Vater nickte: "Danke, dass ihr da wart.","Ist doch klar." sagte ich während ich abrupt von meinem Stuhl aufstand und ins Wanken geriet. Hätte Marco mich nicht festgehalten, hätte ich da vor allen den Abklapper gemacht. "Vielleicht sollten sie sich lieber auch untersuchen lassen Frau Dietrich." schlug die Krankenschwester skeptisch und ein wenig besorgt vor. Ich schüttelte meinen Kopf: "Nein, es ist alles gut.","Ich finde auch, du solltest dich untersuchen lassen, Isabella." klingte Marco sich ernst ein. Oho, Isabella, dann musste er sich wohl wirklich Sorgen machen. Ich warf ihm trotzdem einen sauren Blick zu. Apotheke anstatt Arzt, das war der Deal. "Es ist nur der Stress und ich habe zu wenig gegessen, deswegen ist mein Kreislauf an spinnen mehr nicht." winkte ich erneut Augen verdrehend ab. "Nun gut, es kann sie auch niemand zwingen." sagte sie und verließ lächelnd den Raum. Marco seufzte genervt.

Zuhause angekommen wurde ich von meinem aufmerksamen Marco bekocht. Es gab Reis mit Gemüse, damit ich wieder zu Kräften kommen würde und etwas im Magen hätte meinte er. Ich bekam es nur schwer herunter, irgendetwas blockierte mich in meinem Inneren. "Du wirst sehen, danach wird es dir schon besser gehen, mein Schatz." sagte er fürsorglich und natürlich voller Überzeugung. Ich nickte zaghaft, während ich ganz kleine Happen mit der riesigen Gabel in meinen Mund schob. Marco lehnte sich zu mir herüber und Küsste meine Schläfe: "Jetzt guck doch nicht so finster."Nicht so Finster? Dieser Tag, nein die ganze letzte Zeit, war eine reinste Katastrophe. "Wenn du nachher bei Mario anrufst wegen dem Pavillon für deine Feier, könntest du ihm dann bitte von mir danken? Weil er so schnell zu mir gerannt ist, als ich dich gesucht habe." fiel mir plötzlich ein. "Klar doch." lächelte Marco süß. Es steckte mich an, ich konnte nicht anders als ihm ein Lächeln zurück zu geben: "Ich liebe dich.","Ich dich auch, nimm gleich noch deine Tabletten. Ich rufe später Nobby an, dass du für den Rest der Woche freigestellt wurdest von dem Arzt deines Vaters." fügte er nach einem kurzem, flüchtigen Kuss auf meinen Lippen hinzu. Ich verdrehte meine Augen. Marco hatte sich natürlich im Krankenhaus durchgesetzt. Der Arzt sagte aber bloß, dass wenn ich weiter unter solchem Stress stehen würde, Magengeschwüre definitiv vorprogrammiert seien. Da schrillten bei meinem überfürsorglichen Marco natürlich die Alarmglocken und ich wurde ruhig gestellt. Schon komisch, ich sollte mich aus seinem Training heraushalten, aber ihm durfte man nicht beim Helfen hinein pfuschen. "Sag mal wo ist eigentlich Mats?" fragte ich beiläufig. Er zuckte nachdenklich mit den Schultern. In diesem Moment sprang die Tür auf und, wenn man vom Teufel spricht, Mats kam durch die Tür geschossen: "Diese Frau ist doch besoffen!" brüllte er herum. Ich hatte ihn noch nie so geladen gesehen. "Die will übermorgen über eine Scheidung sprechen und dazu noch mein Kind mit nach München nehmen!" brüllte er weiter. Seine Augen waren klein vor Hass. Die zuvor gemütliche Atmosphäre im Raum wurde im Keim erstickt. Ich stand unter scharfer Beobachtung von Marco auf und nahm ihm mein weinendes Patenkind aus dem Arm. Ludwig beruhigte sich direkt und gluckste mich zufriedener an: "Beruhig dich erstmal und erzähl uns alles in Ruhe." schlug ich vor während ich die Tränen von meinem kleinen trocknete. Marco nickte: "Das wird ja immer besser hier.".



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