Für meinen Körper war es noch mitten in der Nacht als plötzlich das Licht in unserem Schlafzimmer angemacht wurde und ich davon und von von lauten Schreien geweckt wurde. Ich war mir nicht sicher, ob es Jubeln war oder ob es sich nicht doch eher anhörte wie ein Schwarm Krähen auf Kreuzzug. Nachdem ich mir tonnenweise Konfetti aus dem Gesicht wischen durfte, saß ich Kerzengerade im Bett. Marco neben mir schaute genauso perplex die Meute in unserem Schlafzimmer an wie ich und verstand nur Bahnhof.
"Überraschung Bella! Heute steigt dein Jungesellen-Abschied!" brüllte Ann-Kathrin viel zu euphorisch für diese Tageszeit. Ich runzelte meine Stirn. Oh ne, alles nur das nicht. Das wäre echt der Horror für mich. Marco grinste verschmitzt und küsste mich flüchtig bevor er weiter Ann-Kathrin musste. "Ach ja Marco, sei nicht traurig, die Männer kommen auch in einer halben Stunde und nehmen dich mit." Dieser fiel nun augenverdrehend zurück in die Kissen und raunte irgendetwas das sich wie eine Beschwerde anhörte, während ich an meinem rechten Arm aus dem Bett gezerrt wurde. Ich war noch so müde, dass es mir unmöglich war mich zu währen. "Leute euch ist schon klar, dass ich morgen früh schon heirate? Was wollt ihr denn heute noch groß machen? Ich muss auch noch unbedingt duschen! Hetzt mich doch jetzt nicht so!" ratterte ich herunter. Sara drückte mir währenddessen komische weiße Sachen in die Hand und schob mich ins Bad: "Katzenwäsche reicht, wir gehen Frühstückken, dann ins Spa." grinste sie.
"Ich hasse euch dafür." murmelte ich im Auto, um sechs Uhr morgens wohlgemerkt, auf dem Weg zum Wellness-Spa. Das konnte doch nur Ann-Kathrins Idee gewesen sein und ich blöde Kuh dachte bis gestern Abend noch, ich würde um einen Jungesellinen-Abschied herum kommen. Anstatt dessen saß ich nun mit Marcos Schwestern Melanie und Yvonne, seiner Mutter Manuela, Sarah, Ann-Kathrin und Vera meiner Freundin aus der Uni in einer gemieteten Limousine. "Danach trinken wir auch einen bei mir, Süße. Heute Abend bleibst du dann aber bei mir. Ich habe dafür alles vorbereitet. Bei Marco zu bleiben bringt Unglück. Auch den Friseur und alle anderen, habe ich zu mir umdisponiert, das Kleid holt Thomas morgen ab." erklärte Manuela. Ich prustete los: "Ihr wisst doch genau, dass Marco und ich an so etwas nicht glauben.","Trotzdem, deine Mutter und ich waren der selben Meinung. Traditionen müssen eingehalten werden." tadelte sie streng. Ich nickte artig und ertränkte meine Unlust dann in dem teuren Sekt, den Yvonne mir immer und immer wieder nachschenkte.
Daraufhin badeten wir in einer Terme, bevor ich die Prozedur von Massage, Sauna, Mani- und Pediküre und Gesichtsmaske über mich ergehen lassen musste. Ehrlich gesagt war ich doch ziemlich nervös und angespannt aufgrund der Hochzeit morgen, da half mir der Trip mit den Mädels schon sehr, mich entspannen zu können obwohl ich es nicht zugeben wollte. Später am Tag, im Reus'schen Elternhaus, ließen wir den Abend bei selbstgemachten Cocktails ausklingen. "Danke, dass ich keinen Urlaub machen musste oder irgendwelche dummen Spielchen auf der Straße." grinste ich vor dem Anstoßen. Ann und Sarah nickten: "Selbstverständlich. Wir wussten doch, dass du eigentlich gar keinen Jungesellinnen-Abschied wolltest, da sollte unsere Überraschung wenigstens eine halbwegs schöne werden." ich nickte: "Ist euch gelungen." lobte ich meine besten Freundinnen. "Ich hoffe nur, dass Marco sich nicht so abschießt." lachte ich daraufhin. Manuela, Yvonne und Melanie kicherten auch. Ann und Sarah schüttelten den Kopf: "Da haben wir unsere Jungs schon drauf angesetzt.","Super, das bringt es mit Sicherheit." lachte ich ironisch. Daraufhin gähnte ich: "Ich glaube ich gehe auch jetzt hoch. Schließlich will ich morgen nicht wie Frankenstein höchstpersönlich aussehen." scherzte ich. Melanie schüttelte ihren Kopf: "Du wirst toll aussehen, Bella.","Hoffentlich, sonst gehe ich noch in meinem eigenen ganzen Tam Tam unter." gab ich nervös zu. Vielleicht kamen diese Aussagen herüber wie Selbstzweifel, jedoch waren es viel mehr eine Art schlechte Gedanken. Ich war nie jemand der im Mittelpunkt stehen musste, beziehungsweise der gerne dort stand. Es machte mich nervös, meine Knie zitterten bei diesem Gedanken und meine Hände schwitzten. Die ganze Zeit hatte ich diese komische Vorstellung im Kopf, wie ich während der Trauung den Abklapper machte. Dabei wusste ich doch, dass es der schönste Moment meines Lebens werden würde, welcher dazu noch unmittelbar bevorstand. "Bella!" lachte Ann-Kathrin: "Jetzt fahre mal einen Gang herunter! Morgen früh sieht die Welt schon ganz anders aus. Keine Sorge, ich spreche aus Erfahrung." sie klopfte mir zuversichtlich auf die Schulter und zwinkerte mir zu. Damit gab sie mir eine neue Portion Mut die ich gut gebrauchen konnte.
In dem kleinen 90 mal 2 Meter Bett in Marcos altem Kinderzimmer fühlte ich mich beinahe so geborgen wie mit ihm an meiner Seite. Naja, das war zwar ein wenig übertrieben, jedoch war es schön weich und das BVB-Zimmer spiegelte sein Kinderherz noch heute wieder, also fühlte ich mich wohl.
Ich musste Grinsen, bei dem Gedanken, ihn ab morgen endlich meinen Ehemann nennen zu dürfen. Niemals hätte ich das noch vor einem Jahr gedacht. Die heimliche Trauung im Rathaus mit unseren Trauzeugen Mats und Mario gestern passierte dann doch in einem so kleinen Kreis, und zwar bloß zu viert, dass es sich anfühlte als wäre es nie richtig passiert. Also freute ich mich auf den Moment, ab dem es sich endlich real anfühlen würde, ihn meinen Ehemann zu nennen, mit ihm den Rest meines Lebens verbringen zu dürfen und ihn endlich in dem bestimmt total heißen Anzug sehen zu können. Das hieß, eigentlich freute ich mich sehr auf die Trauung morgen vor unserer Familie und unseren Freunden. Mit einem Lächeln im Gesicht und voller Vorfreude schlief ich dann irgendwie ein.
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Optimist
FanfictionNachdem die heute 20 jährige Dortmunderin Isabella ihre Schule beendete, fiel sie für einige Zeit in ein tiefes Loch. Sie war umgeben von schlechten Gedanken, Stress und Kummer. Ihre Eltern konnten diesen Zustand nicht mehr unterstützen und so gerie...