"Nichts da! Du bleibst liegen!" befahl Marco mir am nächsten Morgen und drückte mich sanft zurück ins Bett aus dem ich eigentlich vor hatte aufzustehen. Der Duft von Kräutertee, der bestimmt in jedem die Erinnerung an Grippe oder gar an einem Magen-Darm Infekt auslöste, stieg mir derweil in die Nase. Meine Nase krümmte sich und mein Magen machte schon bei dem Gedanken daran diesen Tee trinken zu müssen heftige Anstalten: "Verlangst du wirklich von mir, diesen ekeligen Tee zu trinken?" hakte ich unsicher nach. "Ekelig? Der ist gesund und wird dir gut tun. Natürlich sollst du den trinken, warum sollte ich den sonst für dich gemacht haben?" fragte er lachend, als hätte ich nur einen Witz gemacht. Ich nickte langsam, beschloss mich aber dazu, seine armen Nerven nicht über zustrapazieren und stellte den Tee auf meinen Nachttisch, mit der Ausrede er sei noch zu heiß. "Lass mich dir doch bitte draußen helfen! Ich verstehe nicht warum ich im Bett bleiben soll Marco, du hast morgen Geburtstag und ich soll hier im Bett eingehen wie eine Primel, anstatt dir zu helfen?" nörgelte ich weiter und startete einen neuen Versuch mich auf zusetzten, wurde aber von einem stechenden Schmerz in meinem Magen unterbrochen. "Genau deswegen, das ist doch kein Scherz vom Arzt, wenn er sagt du sollst dich noch etwas ausruhen. Ich glaube du spinnst. Das Zelt und die Tische aufzubauen bekommen Mario und ich mit Sicherheit auch alleine hin. Mats ist außerdem auch noch da. Das ganze Dekozeug kannst du morgen dann immer noch dahinlegen, aber nur falls es dir besser gehen sollte. Dein Gesicht ist momentan nämlich noch weißer als die Wad hinter dir und das ist echt eine Glanzleistung , wenn man beachtet dass du einen eher dunklen Hautton von Natur aus besitzt." konterte mein Freund wortgewandt. Ich zog begeistert meine Augenbrauen hoch und tätschelte stolz seine Schulter: "Super Schatz, ich bin stolz auf dich diese Worte hätten auch von mir kommen können." und lächelte ihn frech an. Amüsiert schüttelte er seinen Kopf: "Jetzt ruh dich aus." wiederholte er nochmal in Kurzversion und legte mir vorsichtig eine Wärmeflasche auf dem Bauch, nachdem er sanft über ihn streichelte. Daraufhin drückte er mir noch einen liebevollen Kuss auf die Lippen, bevor er den Raum verließ.
"Moin, ich dachte mir ich komme mal lieber mit als Mario meinte er würde hier hin fahren um alles für den Geburtstag herzurichten. Nicht, dass dir hier noch die Decke auf den Kopf fällt, so alleine." brabbelte Ann-Kathrin, die plötzlich nach ein paar Stunden, in denen ich alleine war, den Raum betrat und das wie immer ohne Punkt und Komma: "Rutsch mal rüber." legte sie noch nach, als sie sich zu mir in das große Boxspringbett gesellte. Ich musste lachen. Ihr Anblick erinnerte mich ein wenig an Miss Piggy, denn mit dieser riesen Babykugel die sie mittlerweile vor sich herumschleppte, sah sie ihr in diesem knallrosanen Sommerkleidchen heute mehr als nur ähnlich. "Willst du auch was?" fragte sie liebevoll und hielt mir ein Brötchen mit Schinken unter die Nase, das mich schon störte seit dem sie den Raum betrat. Der Geruch löste direkt eine Kettenreaktion in meinem Magen aus, schneller als ich gucken konnte rannte ich in das glücklicherweise angrenzende Badezimmer und übergab ich mich in die Kloschüssel.
"Sorry" murmelte ich keine sieben Minuten später wieder im Bett: "Essen kann ich seit ein paar Tagen gar nicht mehr sehen, besonders nicht morgens." Ann-Kathrin warf mir einen skeptischen Blick zu, aber nickte nur wortlos. Obwohl sie so schien, als würde sie über etwas nachdenken, machte ich mir keine weiteren Gedanken mehr darüber. Schließlich gehörte das Übergeben mittlerweile zu meinem Spezialgebiet, so ekelig das auch klang. "Schon gut Kleine, aber man sieht es dir auch wirklich an, dass du nicht viel isst. Nicht nur, weil du aussiehst wie eine Kalkleiste im Gesicht durch die Übelkeit, sondern auch weil du dürrer bist als ich vor meiner Schwangerschaft." bemerkte sie. Ich schaute kritisch an mir herunter. Meine nackten Beine, die mir in meinen kurzen Schlafshorts wie Zahnstocher entgegen ragten waren tatsächlich mal weniger knochig. Ich seufzte kopfschüttelnd: "Quatsch, das ist wieder drauf, sobald es mir besser geht. Ich hatte einfach nur viel Stress in den letzten Wochen." erklärte ich und beruhigte mit meinen Worten mehr mein eigenes Gemüt als ihres. "Apropos, wie geht es deinem Vater?","Ich habe eben mit Mama telefoniert, sie meinte es wird zwar laut ihm täglich besser, aber die Ärzte reden die ganze Zeit schon von etwas anderem, wollen ihr jedoch nicht sagen welche Krankheit sie in Verdacht haben. Ich hoffe nur, dass es nichts schlimmes ist. Ich darf ihn wegen meiner ständigen Kotzerei ja leider nicht einmal besuchen." murmelte ich genervt. "Habt ihr euch denn wieder vertragen?","Naja das weiß ich selbst nicht so genau. Als Marco und ich ihn besuchten war er ganz anders als in den letzten Wochen, eher so wie früher. Ich hoffe, dass wir endlich einfach so weiter machen können, als wäre nie etwas gewesen, wenn es ihm besser geht. Das irgendwie einfach Gras über diese unübersichtliche Sache wächst und wir nicht mehr über das was war reden.","Hört sich vernünftig an." nickte meine beste Freundin lächelnd. "Hat Mario dir erzählt, dass Cathy morgen kommt, auch um Ludwig abzuholen? Die will mit Mats über deren Scheidung reden." fiel mir plötzlich ein, als ich Ludwigs Geschrei aus dem Garten hörte. "Ja hat er. Ich bin ja echt auf 180, vor allem durch meine Schwangerschaft, aber auch weil ich es unmöglich von ihr finde. Ich dachte ich würde sie nach all den Jahren kennen, aber falsch gedacht.","Ich kenne sie ja auch schon ziemlich lange, mir tut es bloß eichfach nur so unglaublich leid für Mats und vor allem für Ludwig, er ist doch noch so klein." Ann Kathrin nickte: "Hätte Marco nicht morgen Geburtstag würde ich ihr einige Takte zu ihrem Verhalten sagen, das glaube mir mal." murmelte sie sauer. Ich spielte nachdenklich mit der TV-Fernbedienung in meiner Hand rum und nickte: "Und ich erst.".
Wir beschlossen uns, ich bräuchte mal frische Luft. Also machten wir uns auf den Weg in den großen Garten, der einer Baustelle für Gartenmöbel glich. Ann-Kathrin flätzte sich direkt auf die große Sonneninsel auf der Terrasse. Ich hingegen stapfte mit meinen nackten Füßen auf den von der Sonne gewärmten Rasen. Es roch unglaublich nach Sommer, so frisch und warm. Ludwig, der hinter Mats der gerade Mario half auf dem Rasen spielte gluckte mich glücklich an. Ich bückte mich zu ihm herunter und richtete sein Sonnenmützchen, bevor ich ihn auf meinen Arm nahm und mich wieder in Richtung Ann-Kathrin begab. "Schatz, was machst du denn hier draußen du sollst doch im Bett bleiben!" wurde ich plötzlich hinter mir angemacht. Wie erstarrt blieb ich stehen und drehte mich ganz langsam um. Marco kam sauer auf mich zu gelaufen: "Komm ich nehme dir lieber den Kleinen ab, du sollst dich doch schonen.","Man Marco! Bitte fahre doch mal einen Gang herunter, ich brauche jetzt auch mal frische Luft. Ich muss mich doch nicht den ganzen Tag da oben verschanzen, erst recht nicht wenn das der letzte Tag ist an dem ich mein Patenkind für mich habe. Ich habe ja nichts ansteckendes, du Vogel!" machte ich sauer meinem Ärger Luft. Obwohl meine emotionale Wortwahl mich echt erschreckte. Marco, der zu Lachen begann, anstatt mich auch anzukeifen, streichelte mir sanft über den Rücken: "Du hast ja recht Bella, aber fahre du doch auch bitte einen Gang runter, sorry dass ich vielleicht ein wenig übertrieben habe gerade." zwinkerte er amüsiert. Ich nickte grinsend, drückte ihm einen flüchtigen Kuss auf seine weichen Lippen und machte mich glücklich auf den Weg zur Sonneninsel, auf der Ann-Kathrin mittlerweile vor sich hin döste.
Die schockierten, aber doch amüsierten Blicke, besonders von Mario, aber auch von Mats sind mir trotzdem nicht entgangen. Haben die etwa noch nie eine genervte Frau erlebt?
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Optimist
FanfictionNachdem die heute 20 jährige Dortmunderin Isabella ihre Schule beendete, fiel sie für einige Zeit in ein tiefes Loch. Sie war umgeben von schlechten Gedanken, Stress und Kummer. Ihre Eltern konnten diesen Zustand nicht mehr unterstützen und so gerie...