Kapitel 11

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Der nächste Tag begann glücklicherweise end süß und besser als der Letzte. Nachdem ich mich von Mats, der schon wieder mitkommen wollte und meinem Vater entfernt hatte, erhellte sich meine Laune schon ein wenig.
Als dann auch noch Marco mit einem kleinen Knirps auftauchte, der sich als seinen 5-Jährigen Neffen Nico herausstellte, erreichte meine Laune einen Höhepunkt. Mein Herz ging auf vor Freude. Schon alleine, wie der Kleine an Marcos Hand durch die große Eingangshalle tapste was ich zufällig beobachtete, weil ich das Skript für das Feiertagsmagazin nach oben bringen wollte, brachte mein Herz zum dahin Schmelzen. "Oh, Hi Bella.","Guten Morgen Marco, wer bist du den Kleiner?" strahlte ich und hockte mich herunter, um auf seiner Höhe sein zu können. "Nico" grinste er verlegen und versteckte sich ein wenig hinter seinem Onkel. "Mein Neffe, nicht mein Kind, falls du wieder sticheln willst. Ich habe ihn eingeladen, weil ich endlich mal genug Zeit für ihn habe und eh nicht mit trainieren kann." fügte Marco belustigt hinzu. "Gerade habe ich wirklich nicht daran gedacht zu sticheln." murmelte ich genauso verlegen wie sein Neffe und stand wieder auf, um Marco in die Augen schauen zu können. "War nur ein Spaß, ich dachte das wäre ein Insider." erklärte er lieb. Ich nickte: "Super, dann ist ja alles geklärt! Ich muss sofort hoch sonst werde ich geköpft." lachte ich und wedelte gestresst mit dem Papier in meiner Hand. "Was ist das?","Das Skript für das Feiertagsmagazin für Norbert.". Marco begann zu Lachen: "Geschrieben von dir? Na die wird bestimmt lustig.","Hoffentlich." ich stimmte mit ein: "Ach und bevor ich es vergesse, bist du heute Abend dabei?" fragte ich mit ein wenig Hoffnung in meiner Stimme. Obwohl die Party von Norbert erst etwas holprig begann, war sie im Endeffekt mit Marco doch ganz lustig. Doch er zeigte kopfschüttelnd auf seinen Fuß: "Leider nicht, aber ich mache für ein paar von euch den Fahrer.","Super da du ja weißt wo ich wohne, es ist doch bestimmt ein Platz für mich in deinem Wagen frei oder? Es sei denn du fährst mit deinem Aston Martin." scherzte ich. "Auch wenn ich mit dem Aston Martin fahren würde, ziehe ich dich liebend gerne vor und fahre nur dich." teilte er mir zwinkernd mit. Ich bedankte mich und zischte glücklich pfeifend ab. Wie gut war der denn drauf? Diese Laune schien definitiv ansteckend zu sein.

Beim Training beobachtete ich die Jungs diesmal vom Büro aus. Es war schon komisch nicht dabei sein zu können, so wie sonst. Aber das wird wohl bald wenn ich mein Studium beginnen würde öfter der Fall sein. Die großen Fenster ermöglichten es mir glücklicherweise, alles ganz genau mit ansehen zu können. Ich musste grinsen, als ich Marco vorsichtig und ohne Krücken hinter Nico her rennen sah. Er schien ganz schön frech sein zu können und lief schnell vor seinem Onkel weg. Ihn so vernarrt in den Kleinen zu sehen war schon komisch und warf ein ganz anderes Licht auf ihn. Irgendwie bodenständiger, nahbarer. Mir wurde in diesem Moment erst bewusst, dass er im gleichen Alter wie Mats war und er selbst reif für Kinder wäre. Mats hatte ja auch schon einen Sohn. Deshalb stellte sich mir die Frage wieso nicht schon längst eins unterwegs war, wenn er doch so gut mit Kindern konnte. Hatte er denn keine ernsthafte Beziehung mit dieser Scarlett? Ich googelte sie nach diesem merkwürdigen Fernsehbeitrag und fand heraus, dass die beiden fast zwei Jahre ein Paar waren. Eigentlich wollte ich unbedingt wissen, warum die Beziehung scheiterte, aber immer hatte ich vergessen Ann-Kathrin unauffällig danach zu fragen. Wobei, sobald ich sie fragen würde, wäre sie wahrscheinlich schon wieder auf 180 und hätte tausende Ideen, wie sie mich mit Marco verkuppeln könnte. Vielleicht sollte ich doch lieber Sarah fragen.
Auf dem Platz, abseits meiner Gedanken, hechtete Schmelle dem armen Krüppel-Marco zur Hilfe und fing den kleinen Knirps wieder ein. Marco entschied sich daraufhin seinen Neffen lieber zu tragen und setzte sich mit ihm an den Rand. Gerade noch rechtzeitig, denn Favre und sein Team betraten nur Sekunden später den Rasen. Wenn sie oder mein Vater Marco so auf dem Platz rennen gesehen hätten, gäbe es mit Sicherheit ein fettes Extratraining für ihn, sobald er es aus medizinischer Sicht wieder konnte. Der Trainingsstart hieß jedoch für mich: zurück an die Arbeit. Kaum auszudenken, mich würde irgendjemand beim Spannern entdecken und uninteressant wurde es nun sowieso.

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